Mein erster bandkeramischer Feldbrand

Begonnen von Lojoer, 27. August 2006, 14:15:45

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Lojoer

Hi Leute,
ich habe mich in letzter Zeit auch ein bischen hinsichtlich Experimentelle Archäologie Keramik beschäftigt und an einem Bandkeramischen Töpferkurs unseres archäologischen Vereins teilgenommen. Hier mal ein paar Bilder vom Feldbrand und meinen Resultaten.
Gruß Jörg
PS der in den Gummistiefen links bin ich

Lojoer

und hier noch ein Bild von allen meinen Töpfchen

Poseidon1

Das sind wirklich tolle Stücke , Lojoer!!!
Haste aber bestimmt nicht zum erstem Mal gemacht, gell??

Gruß, Poseidon

Silex

Danke Lojoer, die Ergebnisse sind fast zu schön..... mit was habt ihr den Ton gemagert?
Bei unseren  hiesigen bandkeramischen Scherbenfunden sind meistens - (unter Anderem) organische Magerungsbestandteile verwendet worden.
Danke für die schönen  Ergebnisse

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Lojoer

Hi,
ich hab mich seit der Schulzeit nicht mehr mit Ton befasst. Ihr kennt dass ja der beruchtigte Aschenbecher im 5. Schuljahr.
Der Ton ist nur ganz gering mit Sand gemagert. Die Gefäße richtig mit Tonsträngen aufgebaut. Nach dem Runden mit Holzspachteln dann mit glatten Kieseln geglättet und mit Muster versehen.
Hat echt Spaß gemacht. Leider sind bei meinen Mitstreitern eine Menge Töpfchen beim Feldbrand zerplatzt (bei mir Gott sei Dank nur einer), obwohl wir sie 4 Wochen haben trocknen lassen. Bei dem richtigen Anfeuern müssen wir wahrscheinlich noch üben.
Gruß Jörg

Der Wikinger

Hallo Lojoer  :-)

Wunderschöne Töpfe habt ihr da gemacht !!

Mich würde sehr interessieren, wie ihr genügend regelmässige Hitze bei einem offenen Feuer erzeugt ???  :platt:

Ich dachte, man hat damals in Öfen aus Sode gebrant, wie in einem Meiler ???
....oder war das erst später ???

:winke:

Nertomarus

Warum sieht die Ware so graffitiert aus? Hattet ihr Strom im Feuer?

Für ein offenes Feuer ist das denke ich eine recht gute Ausbeute.

Sind die Töpfe dicht?
Möge Fortuna mit euch sein!

Nertomarus

Zitat von: Lojoer in 27. August 2006, 22:32:34
Hat echt Spaß gemacht. Leider sind bei meinen Mitstreitern eine Menge Töpfchen beim Feldbrand zerplatzt (bei mir Gott sei Dank nur einer), obwohl wir sie 4 Wochen haben trocknen lassen.

Ich denke, noch längeres Trocknen hätte auch nichts gebracht. Einen gewissen Restanteil Wasser bekommt man einfach nicht raus.
Erst bei der Erwärmung des Topfes verdampft dieses dann und verursacht eine Belastung der Struktur.

Aber ich denke die meisten Töpfe brechen aufgrund von Spannungen die bei unterschiedlich heißen Seiten des Topfes entstehen.
Möge Fortuna mit euch sein!

Lojoer

Hi Norbert,
das Graffitieren erreicht man durch eine Reduktion beim Brennen.
d.h. reduziert die Sauerstoffzufuhr durch abdecken mit Erde. Außerdem verwendet man harzhaltiges Holz.
Wir sind folgendermaßen vorgegangen.
Wir haben eine Grube ausgehoben, ca. 20cm tief. Der Boden wird mit Steinen bedeckt und in der Mitte die Töpfe aufgeschichtet. Zwischen die Töpfe kommen kleine Holzspäne und Tannenzapfen. Dann wird mit genügend Abstand am Grubenrand ringsherum ein Feuer entfacht. Hierdurch erwärmt sich das Brenngut nur langsam. Das Feuer wird dann über 3 Stunden immer näher an das Brenngut herangeschoben. Wenn das Brenngut dann vollständig mit Glut und holz bedeckt ist wird eine Erdschicht darüber gelegt. Nach weiteren 6 Stunden wird dann aufgedeckt und die Keramik vorsichtig herausgenommen.
Gruß Jörg

Rambo

SUPER  
Hier ein echtes Stück aus meiner bescheidenen Sammlung zum Vergleich
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Nertomarus

Rein die reduzierende Umgebung bewirkt keine solche Grafitfarbene Oberfläche. Mir wurde erklärt, dass das manchmal durch die z.B. in Stroh enthaltene Oxalsäure entsteht. Durch rein reduzierendes Brennen entsteht eher eine matte graue Oberfläche.

Vielleicht liegts auch am harzhältigem Holz oder an den Tannenzapfen.

Habt ihr auch Temperaturmessungen gemacht?

Ich glaube, dass zwischen den einzelnen Gruppen die exp. Archäologie betreiben absolut kein Erfahrungsaustausch betrieben wird. Zumindest die Wiener Gruppe stehen bei der Keramik eher noch am Anfang (kommt mir vor).

Weißt du wozu in die Grube unten Steine gelegt werden?
Möge Fortuna mit euch sein!

Lojoer

Hi Norbert,
das sind für mich als Anfänger auf diesem Gebiet natürlich eine Menge Fragen über die ich nur spekulieren kann.
Deine Theorie mit dem harzhaltigen Holz als mitverantwortlich für die Grafitierung würde ich auch befürworten. Weiterhin eine wahrscheinlich nicht so hohe Brenntemperatur. Leider haben wir keine Temperaturmessung gemacht. Das werden wir beim nächsten mal versuchen.
Die Oberfläche wird immer glänzend, wenn die Keramik in lederfeuchtem Zustand mit glatten Steinen (Quarz, Achat o.ä.) poliert wird. Es ist wirklich erstaunlich, dass dann eine Oberfläche entsteht die wie eine Glasur aussieht.
Die Steine wurden untergelegt, damit die Gefäße nicht direkt auf dem Erdreich stehen und von unten Heißluft zugeführt bekommen können.
Im Grunde genommen werden wir weiter Erfahrungen sammeln müssen.
Gruß Jörg

Sternensucher

Guten Tag, Lojoer,
es hat sich zwar schon lange keiner mehr zu Deinem Beitrag mit dem bandkeramischen Feldbrand geäußert, aber ich bin neu im Forum und habe ihn erst heute gelesen. Ich habe selbst auch mal vor einigen Jahren einen Feldbrand mitgemacht; Deine Ergebnisse sind wirklich schön geworden, auch dass Du die Töpfe nach alter, d.h. schon in bandkeramischer Zeit so angewandter Aufbautechnik (Wulsttechnik) hergestellt hast, finde ich prima. Dass bei Deinen Kollegen viele Töpfe zerplatzt sind, liegt ganz sicher nicht daran, dass diese nicht lange genug getrocknet worden sind, vier Wochen sind auf jeden Fall ausreichend. Der Fehler dürfte bei der Art der Hitzeerzeugung liegen. Das muss wirklich sehr, sehr langsam gemacht werden bei einem Grubenbrand. Wir haben damals außen an der Oberfläche, außerhalb der Grube mit einem Kranz von Feuer angefangen und diesen sehr langsam (über ca. 4 Stunden verteilt) in die Grube "hineinwandern" lassen. Erst nach vielen Stunden kann man das Feuer auch über und auf den Töpfen entfachen, muss es aber bald dann dicht abdecken (mit Grassoden z.B.). Dann einen Tag lang auskühlen lassen, Grube erst danach wieder öffnen.
Gemagert haben die Bandkeramiker übrigens in aller Regel mit Quarz , also sandigen Anteilen, oder auch Schamotte (kleingehackte Keramikfragmente). Organische Magerung, also Häcksel aus Stroh oder ähnliches, kommt ausschließlich in der ältesten Bandkeramik vor, also der Phase zwischen ca. 5600 und 5300 v. Chr. Linksrheinisch ist diese Phase, außer an zwei Stellen bei Mainz, bisher nicht bekannt.
Die Farbe des Tones hat nichts mit Harzbestandteilen des Holzes o.ä. zu tun, sondern hängt ausschließlich von der Sauerstoffzufuhr ab. Wenn die Grube gut abgedichtet ist und kein Sauerstoff von außen mehr eindringen kann, wird der Ton gleichmäßig dunkelgrau bis schwarz (durch Reduktion des im Ton enthaltenen Eisens, diesem wird der Sauerstoff entzogen). Dringt aber frische Luft irgendwo ein (was meistens der Fall ist, deshalb spricht man bei Grubenbrand auch von "unkontrolliertem" Brand), dann wird das Eisen im Ton oxidiert - und färbt sich rot, bzw. erst mal hellgrau, dann hellorange bis orange. So entstehen die Farben auf den bandkeramischen Töpfen.
Grüße aus dem südlichen Hessenlande,
Sternensucher :winke:

Lojoer

Hallo Sternsucher,
das Anfeuern haben wir genauso wie Du beschrieben hast durchgeführt. Ich gehe davon aus, dass es am Vortrocknen gelegen hat, dass so viele Töpfe zerplatzt sind. Wir hatten einen recht feuchten Sommer und meine Mitstreiter hatten ihre Töpfe in einer gut durchlüfteten Scheune getrocknet, wärend ich meine zu Hause in der Wohnung vorgetrocknet habe. Ich gehe davon aus, dass die hohe Luftfeuchtigkeit "im Freien" dazu führte, dass der Ton auch nach 6 Wochen nicht vollständig austrocknete bzw. wieder Feuchtigkeit aufgenommen hat.

Gruß Jörg

rolfpeter

Servus Lojoer,

ich bin fasziniert! Habe garnicht gewußt, was die Leute hier in Forum für tolle Sachen machen! Die Ergebnisse finde ich traumhaft schön!
Kompliment.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Lojoer

Hallo rolfpeter,
ja man muss nicht unbedingt mit dem MD über die Felder gehen um Geschichte zu erleben.
Gerade in der suchfreien Zeit, wenn die Zeit bis zur Ernte lang wird, bieten sich schöne Gelegenheiten auch auf andere Art und Weise Erfahrungen zu sammeln. Es nicht nur nett in der Gemeinschaft solche Projekte durchzuführen, sondern man hat hinterher auch schöne Repliken als Anschauungsobjekte.
Der zu betreibende Aufwand ist übrigens nicht sehr groß und durchaus mit einem kleinen Kreis von Interessierten durchzuführen.

Gruß Jörg

Khamsin

Salaam!

Sehr eindrucksvoll, Gratulation! Wieder mal ein sehr gutes Beispiel für teamwork. Da können wir uns ja noch auf Einiges gefasst machen...

Weiter so, viel Spass und beste Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Merowech

Zitat von: Lojoer in 14. Februar 2007, 09:40:58

ja man muss nicht unbedingt mit dem MD über die Felder gehen um Geschichte zu erleben.


JA richtig ! .......man kann sich auch mal wieder an den Stücken seiner Modkollegen deren Funde total ramponiert sind austoben.
Als ob man nichts besseres zu tun hätte  :narr: :narr: :narr: Ich mache es gerne !  :zwinker:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker: