Eigener Rekonstruktionsversuch einer mesolithischen Pfeilspitze

Begonnen von Jondalar, 24. August 2024, 09:30:02

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StoneMan

Moin Ulrich,

Danke für den Nachtrag / die Texte.
Zitat von: Schuhnagel 2 in 26. August 2024, 20:46:42Finde es allgemein schwierig, da etwas nützliches rauszukriegen. Höchstens Stichworte für weitere Recherchen.

Zitat von: Schuhnagel 2 in 26. August 2024, 21:00:05Habe grad einen weiteren Versuch gemacht und tatsächlich den entscheidenden Hinweis auf Funde in dänischen Mooren erhalten. Möglicherweise, weil dies hier thematisiert wurde? Keine Ahnung.

Zum ersten Zitat - deswegen recherchiere ich überwiegend bei academia, dort werden Facharbeiten ohne Ende präsentiert.

Zum zweiten Zitat - klar lernt KI von uns, hatte ich oben ja bereits geschrieben.

ChatGPT & Co. kann helfen, anregen, eigene Arbeiten überprüfen, aber für Laien nur bedingt geeignet.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Schuhnagel 2

Die Beweislage für Widerhaken an den Pfeilen für die Jagd scheint mir äusserst dünn. Die Vorstellung eines Pfeils mit mehreren einseitig eingesetzten Mikrolithen geht offenbar auf ein einziges Beleg-Exemplar zurück. Der jagdliche Kontext ist bei dem Moorfund aus Dänemark alles andere als zwingend.

Das Argument, dass widerhaken-bewehrte Pfeile die Tiere bei der Flucht behindern, muss relativiert werden: Die Konstruktion der Pfeilspitze überragt in jedem Fall den Pfeilschaft und verhindert nach dem Eindringen das spontane herausfallen. Bei leichten Wunden ist es sogar von Vorteil, wenn der Pfeil herausfällt. Er kann aufgesammelt und wiederverwendet werden.

Wird die Jagdbeute nicht an Ort und Stelle zerlegt, kann der Pfeil ohne Widerhaken besser herausgezogen werden. Eine komplizierte Operation am Schulterblatt des erlegten Rehs erübrigt sich.

Bleibt die Frage: Warum Dreiecke? Produktionsbedingter Vorteil? Warum Segmente? Habe grad i.Z. mit einer Südafrikanischen Fundstelle eine Rekonstruktion gesehen: Zwei rechts und links angebrachte und in Teer eingepappte Segmente bilden die Pfeilspitze.

Viele Grüsse

Ulrich

Furchenhäschen

#32
Zitat von: Schuhnagel 2 in 27. August 2024, 10:15:22Die Beweislage für Widerhaken an den Pfeilen für die Jagd scheint mir äusserst dünn. Die Vorstellung eines Pfeils mit mehreren einseitig eingesetzten Mikrolithen geht offenbar auf ein einziges Beleg-Exemplar zurück. Der jagdliche Kontext ist bei dem Moorfund aus Dänemark alles andere als zwingend.


Viele Grüsse

Ulrich

Hallo Ulrich,

das Beispiel geht nicht auf ein Einzelexemplar zurück!
Wenn man die Einsätze des Pfeiles (Mikrolithen) betrachtet, so sind es genau jene welche auch häufig auf den mesolithischen Jagdstationen, auch hierzulande aufzufinden sind.

Ich habe mich in diesem Thread wirklich bemüht, Fachbücher zitiert, Berichte gesendet usw! Wirf doch mal einen Blick in den Floss(Steinartefakte) oder den alten aber immer noch brauchbaren Hahn (Artefaktmorphologie).

An dieser Stelle muss ich aber jetzt kapitulieren.

Grüße
Peter

thovalo



Klasse diese Diskussion, weil sie viel in Bewegung bringt!  :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Schuhnagel 2

Peter, ggf. zwischen Spitze, Seitenschneider und Widerhaken unterscheiden. Die Verwendung von Mikrolithen zur Pfeilbewehrung wird von mir nicht angezweifelt.
Eigentlich hätte ich auf weitere Beispiele gehofft, bei denen der Schaft erhalten ist, nachdem ich selber keine gefunden habe. Das wäre auch im Sinn des Threadstellers.

Viele Grüsse

Ulrich

PS. Danke dafür, dass du deinen letzten Beitrag noch leicht editiert hast.

Furchenhäschen

Hallo Ulrich, :winke:

ja man muss immer in aller Ruhe Schreiben. :zwinker:  :winke:
 
Ich glaube 2016 war es, da fand im Museum Fürstenfeldbruck eine Sonderausstellung statt wegen der bedeutenden mesolithischen Funde vom Haspelsee.
Die Ausstellung hiess:
Am Wasser Steinzeitmenschen am Haspelsee!
Die Ausstellung bzw. das Büchlein zur Ausstellung wurde mitunter von Eva von Seckendorf organisiert.
Im Rahmen trug ich mit Eigenfunden ebenfalls zur Ausstellung bei.

Das kleine Büchlein kann ich für am Mesolithikum Interessierte nur empfehlen.
Es umfasst zwar gerade mal 64 Seiten, ist aber zum Thema Mesolithikum sehr empfehlenswert! Bei Booklooker ist es noch zu bekommen:
 https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Am-Wasser-Steinzeitmenschen-am-Haspelsee/id/A02EpySf01ZZb
9,00€ + 1,90€ Versand, da kannman nichts verkehrt machen.

Im Büchlein schreibt mitunter Dr. Robert Graf, also kein unbekannter in Sachen Mesolithikum.

Mitunter findet sich im Buch das Foto einer Rekonstruktion von Dr. Robert Graf von 2 geschäfteten Pfeilspitzen mit Widerhaken, in der Ausführung ähnlich wie der Fund aus dem Norden.
Ich glaube nicht, dass man auch daran noch irgend welche Zweifel an der Ausführung haben sollte.

Das Foto kann ich hier nicht reinsetzen da es urheberrechtlich geschützt ist.
Grüße Peter

Furchenhäschen

#36
Zitat von: Jondalar in 24. August 2024, 09:30:02Hallo zusammen,

in meinem Beitrag über die musealen Pfeil(schaft)rekonstruktionen

https://sucherforum.de/steinartefakte/museale-pfeilrekonstruktionen/

hat mich ja (zumindest) die mesolithischen Variante nicht so ganz überzeugt. Habe mich daher mal erdreistet mit meinen Mikrolithen einen eigenen Versuch zu starten. Ich sehe förmlich, wie sich bei einigen von Euch ob des völlig unwissenschaftlichen Vorgehens die Nackenhaare aufstellen   ;)
Aber ich hatte einfach Freude daran...
Und vielleicht kennt Ihr ja noch die ein oder andere wissenschaftliche Version, die Ihr teilen mögt...
Viele Grüße

Jondalar


Hallo Jondalar,
Du hast diesen guten Thread ins Leben gerufen und warst leider in der Diskussion irgendwie aussen vor,
Tut mir Leid!
Grüße Peter

Jondalar

Hallo Peter,

das macht überhaupt nichts. Sinn und Zweck meiner 'intuitiven Bastelstunde' war ja einen Austausch über mesolithische Pfeilspitzen anzuregen. Und ich finde, das ist gelungen. Vielen Dank an alle, die sich eingebracht haben.
Außerdem war ich einige Zeit nicht online und habe mir ob der regen Beteiligung verwundert und erfreut die Augen gerieben.
Viele Grüße

Jondalar

Furchenhäschen

Hallo,
im Nachgang zur angeregten Diskussion wollte ich noch folgende Literatur empfehlen.
Vielleicht sind Eurerseits speziell zum Thema Mesolithikum noch weitere Literaturempfehlungen möglich.

Grüße
Peter

Wiedehopf

ZitatVielleicht sind Eurerseits speziell zum Thema Mesolithikum noch weitere Literaturempfehlungen möglich.

Es gibt in diesem Jahr ein Sonderheft von AiD zum Thema Mesolithikum.

https://www.herder.de/wbg-magazine/aid/sonderhefte/

Viele Grüße
Michael

Jondalar

Hallo zusammen,

der in meinem Beitrag

https://sucherforum.de/experimentelle-archaologie/begegnung-mit-einen-der-besten-seiner-zunft/

erwähnte Experimentalarchäologe hat auch Pfeile, u.a. mesolithische, rekonstruiert (s. das leider unscharfe Foto). Als ich ihn dazu befragte, verwies er auf einen kompletten Fund in  Lilla-Loshult (Südschweden). Ich recherchierte ein wenig und fand folgenden link:

http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Pfeil_Bogen-0.htm

Viele Grüße

Jondalar

thovalo

Zitat von: Schuhnagel 2 in 26. August 2024, 21:00:05Habe grad einen weiteren Versuch gemacht und tatsächlich den entscheidenden Hinweis auf Funde in dänischen Mooren erhalten. Möglicherweise, weil dies hier thematisiert wurde? Keine Ahnung.


Das ist der Lohn Deiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. :winke:

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.