Beilklinge aus Jadeit

Begonnen von Wiedehopf, 21. Dezember 2024, 13:47:44

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Wiedehopf

Hallo zusammen,

Jadeit und Nephrit  faszinieren mich seit langem. Deshalb hatte ich mir vor Jahren auf einer Mineralienbörse ein Stück sibirischer Jade (Baikal-Jade) besorgt um eine Beilklinge daraus herzustellen, ein Reststück  von einer Steinschleiferei.

Das Stück war bereits länglich flach, brachte also schon recht gute Voraussetzungen für das Projekt mit.

Ich habe ausschließlich per Hand geschliffen und poliert und dazu verschiedene Wetzsteine wie man sie auch für das Schärfen von Messern kennt,  sowie Schmiergelpapier  benutzt.  Es wurde immer nur feucht, mit Wasser benetzt geschliffen.

Da das Material sehr zäh ist hat sich das Herstellen der Klinge über mehrere Monate hingezogen. Natürlich habe ich nicht ständig geschliffen sondern nur immer mal ein paar Stunden. Oft auch mit wochenlangen Zwischenpausen. Leider habe ich Gesamtzeit nicht dokumentiert.

Als erstes wurden die auf dem Rohstück noch vorhandenen Sägespuren weggeschliffen.  Dann das Stück auf eine annähernd symmetrische Grundform gebracht (15,5 x 3,5 x 1,2 cm). Danach sämtliche Kanten abgerundet und eine Schneide angeschliffen.  Dann in immer feineren Stufen geglättet und poliert. An der Politur könnte ich noch weiterarbeiten um noch mehr Richtung Hochglanz zu kommen. 

Jetzt, zum Abschluss wiegt das Stück 162 Gramm. An Holz ausprobiert habe ich das Stück bisher noch nicht, die Schneide ist aber recht scharf, so dass das kein Problem wäre.

Man lernt so einen Stein und seine Eigenheiten, z.B. seinen Klang im Laufe der langen Beschäftigungszeit recht gut kennen, entwickelt  fast eine persönliche Beziehung  :kopfkratz: . Ich hatte vorher schon mal Serpentin, Kieselschiefer und Flint geschliffen, aber das hier ist durch die Zähigkeit des Materials schon was Besonderes. 

Viele Grüße
Michael

Steinkopf

Hallo Michael,

rechtzeitig zum Fest bescherst Du uns mit einem mit einem richtigen Prachtwerk!

Das Material - edel und dann noch aufwändig gearbeitet - ein Meisterstück.

LG
Jan

queque

Hallo Michael, das sieht sehr beeindruckend aus und hört sich nach einer sehr intensiven und interessanten Auseinabdersetzung mit dem Stein an. Ich finde es toll und bewundernswert,  wenn jemand so viel Zeit, Geduld und Leidenschaft in so ein Projekt steckt.
Im wahrsten Sinne des Wortes hochachtungsvoll
Bastl

stratocaster

#3
Als Laie in diesen Dingen, muß ich auch sagen, dass das eine ganz tolle Arbeit ist,
und dass sich das Resultat lohnt, nicht nur zum Ansehen.  :glotz:  :super:

Das Material Jadeit ist - wenn man nachliest - fast so hart wie Quarz
und dazu auch noch zäh. Das macht die Verwendung als Werkzeug sicher sehr interessant.
Splittert halt nicht so leicht.

Hier spricht der Werkstoffkundler:  :belehr:
Hart und zäh sind keine Gegensätze !
Das Gegenteil von "hart" ist "weich".
Das Gegenteil von "zäh" ist "spröde"
Hart und zäh ist eine "gute" Kombination.

Gruß und einen schönen 4. Advent  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Tomcat

Ich trage seit 20 Jahren eine große "mere" aus neuseeländischer Jade um meinen Hals. Die Maori schätzten Jade als Pounamu sehr aufgrund ihrer Seltenheit, ihrer Farbe und ihrer Härte & Zähigkeit und fertigten daraus von Kriegskeulen, Dechseln bis Nähnadeln alles, was spitz, scharf und langlebig sein sollte.
Ich habe mich selbst mal daran versucht, ein kleines Steinchen zu formen, war aber erstaunt, wie unglaublich langsam das ging.
Hut ab vor Deiner fantastischen Arbeit!
Tomcat
Life burns!

Wiedehopf

Vielen Dank für eure Anerkennung.

Es ist wirklich ein fantastisches Material welches unterschiedlichste Kulturkreise in den Bann gezogen hat. In erster Linie natürlich die chinesische Kultur. Aber auch mittelamerikanischen Kulturen z.B. der Olmeken  oder ozeanische Völker wie Maori und Papua. Und, nicht zu vergessen, die westeuropäischen vorzeitlichen Kulturen, deren weitreichende Handelsbeziehungen zum Austausch der Jade vom Monte Viso in Norditalien in den letzten Jahrzehnten  erforscht und über die hier im Forum ja schon einiges berichtet und diskutiert wurde.
   
Viele Grüße
Michael