Marienmedaille

Begonnen von sirene 65, 20. Juni 2007, 17:00:33

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sirene 65

Hallo Leute, ich hab hier eine Marienmedaille. Das gute Stück stammt aus einem kleinen Schlößchen in Vorarlberg und ist kein Bodenfund.
Vielleicht kann mir jemand bei der Bestimmung helfen.
Auf der Vorderseite ist die gekrönte Schutzmantelmuttergottes mit Jesuskind auf dem rechten Arm abgebildet. Mit der Umschrift kann ich nicht viel anfangen. Ich lese hier S MA. . RI. .VONVDOI, also Sancta Maria... aber dann?
Auf der Rückseite ist eine Kreuzigungsszene. Sollte also links Maria und rechts Johannes sein.
L 24 mm, B 21 mm, H1,2 mm; Material ist eventuell eine Zinnlegierung.
Bin dankbar für jeden Hinweis.
Grüße sirene 65

Gratian

#1
Hallo sirene65,

ich glaube es handelt sich um das Gnadenbild aus Maria Dorfen.
Dorfen ist eine Stadt im oberbayerischen Landkreis Erding. Dorfen liegt ca. 50 km nordöstlich von München, je 30 km von Landshut, Vilsbiburg, Mühldorf am Inn und Wasserburg am Inn sowie 55 km von Rosenheim entfernt, an der Isen. Im 17. und 18. Jahrhundert war Dorfen mit der Gnadenmutter von Dorfen neben Altötting der meist besuchten Wallfahrtsstätten Südbayerns.

Der Ruprechtsberg, auf dem die heutige Pfarrkirche Maria Himmelfahrt,der Pfarrhof und das ehemalige Priesterseminar (heute Ruheheim der
Armen Schulschwestern) stehen, wird erstmals 1649 erwähnt.Die ersten Wallfahrten zur Muttergottes nach Dorfen dürften schon im 15.
Jahrhundert eingesetzt haben. Sicheres darüber wissen wir jedoch erst seit 1632, da davor liegende Aufzeichnungen im 30.-jährigen Krieg ver-
lorengegangen sind. Die entscheidenden Stationen der Marienverehrung in Dorfen sind die Gründung der Rosenkranzbruderschaft 1657, sowie die oberhirtliche Bestätigung eines gnadenreichen und wundertätigen Marienbildes im Jahre 1707. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen jedes Jahr bis zu 100.000 Pilger nach Dorfen. Zahlreiche Gebetserhöhungen sind in den Mirakelbüchern niedergeschrieben.

Das Zentrum der Kirche ist der Gnadenaltar, entworfen 1728 von Egid Quirin Asam, erstellt in den Jahren 1740-49. Das Retabel birgt das Gnadenbild, eine um 1740 geschaffene, sitzende Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Schoß. Dadurch befindet sich das Jesuskind auf der von Maria ausgesehen rechten Seite ziemlich weit unten.Der Anhänger zeigt das Gnadenbild Maria und das Kind sind beide bekleidet mit einem barocken Kleid und tragen eine barocke Krone. Diese für viele Madonnenbilder typische Bekleidung lässt nicht sofort die sitzende Haltung erkennen. Verräterisch sind die breiten Faltenwürfe quer über das Kleid (siehe Vergleichsbild) Ähnliche Beispiele verkleideter sitzender Figuren gibt es viele, das bekannteste ist wohl das Gnadenbild von Maria Zell. Dieses Madonnenbild hat auch eine sehr große Ähnlichkeit mit dem von Maria Zell - da passt aber die Umschrift überhaupt nicht.

Es handelt sich also nicht um den Bildtypus der Schutzmantelmadonna. Hierunter versteht man eine Madonna welche die unter ihrem ausgebreitetem Mantel betende Gläubige birgt. Die Figuren unter dem Mantel stehen symbolisch unter dem Schutz Mariens.

Die Rückseite zeigt eine Kreuzigungsgruppe wobei Maria am Schwert im Herzen (schmerzhafte Muttergottes) zu erkennen ist. Die zweite Person unter dem Kreuz ist wohl Johannes.

Wahrscheinlich handelt es sich um einen Dießener Zinnguß (Hersteller u.a. Schweizer und Rathgeber aus Dießen am Ammersee) der im 18. Jahrhundert hergestellt wurde. Die recht einfache und "naive" Darstellung der Personen und die gerade bei den Zinngüssen häufigen einfachen technischen Verarbeitungsmerkmale sind hier zu erkennen. Diese Stücke wurden zu tausenden fabrikmäßig produziert und an Wallfahrtsorten an den Pilger gebracht.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.