Heiligenanhänger 1692 ?

Begonnen von Sondy, 15. Dezember 2007, 11:11:32

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Sondy

Hi :-)
Schon wieder ich :winke:
Inschrift:HOSTIA MIRAGVIOSA AD S:CHVGLM AVGVST   1692
Höhe:32mm Breite:22mm
Material:bronze
Stammt der Anhänger von 1692 ?
Grüsse :winke:

coinwhisper

hast du eine kupferader endeckt?  :narr:


lg

coinwhisper  :winke:

Daniel

Ich glaube nicht,daß der Anhänger aus der Zeit stammt.
Die "älteren" Heiligenanhänger,die ich bisher gefunden habe,hatten eine recht grob gearbeitete Öse,
was mir bei dem Teil nicht unbedingt so scheint.

Gruß Daniel(Des Lateinischen nicht mächtig. :engel:)
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Gratian

#3
Der Anhänger ist tatsächlich so alt. Die Jahreszahl müsste 1699 lauten.
Der Anhänger ist der Stadt Augsburg zuzuordnen. "Wunderbarlich Gut in der Heilig-Kreuzkirche".
1699 war die 500-Jahrfeier des Hostienwunders das sich 1199 dort zugetragen haben soll.

VS: Das Hostienostensorium unter einem Velum.Die Umschrift lautet: HOSTIA MIRACVLOSA AD S.CRVCEM AVGVSTA

Die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes aber ist folgende:

Eine Augsburger Frau hatte im Jahre 1194 gleich nach dem Empfang des allerheiligsten Altarsakramentes die hl. Hostie heimlich aus dem Mund genommmen und in Wachs eingeschlossen zu Hause 5 Jahre lang aufbewahrt. Ob des furchtbaren Gottesraubes von Gewissensbissen gequält, beichtete sie im Mai 1199 ihre unselige Tat dem Chorherrn und damaligen Propst von Hl. Kreuz, Berthold, und übergab ihm freiwillig die in Wachs eingeschlossene Hostie. Probst Berthold, "maßen seiner Einsicht und Rechtschaffenheit von jeher berühmt und als der frömmste, von Sitten und Verdiensten bewährteste Mann und wahrer Priester gepriesen", öffnete das Wachs ein wenig am Rande und fand die hl. Hostie auf wunderbare Weise verändert. Sie zeigte sich "in dünner, fleischförmiger und einem roten Faden ähnlicher Gestalt". Das Wachs von beiden Seiten ablösend fand der Probst den Leib des Herrn "gleichsam in zwei Teile gepalten, aber mit einigen Äderchen wie mit Banden zusammenhängend". Voll Erstaunen über das Geschaute, aber auch mit kritischer Zurückhaltung ging er mit sich zu Rate, "ob er die ganze Sache unterdrücken und in ein ewiges Stillschweigen einhüllen oder an die Öffentlichkeit bringen sollte." Auf den Rat seiner Kapitulare aber berichtete er gewissenhaft den Vorfall dem damaligen Augsburger Bischof Udalskalk, der sofort die ganze Angelegenheit überprüfte und "nach reifbeschehener Überlegung" die wieder in das Wachs eingeschlossene Hostie "unter Beteiligung der Geistlichkeit und des ganzen Volkes mit größter Ehrerbietung" in die Domkirche übertragen ließ. Dort geschah es dann, daß die zur Verehrung ausgesetzte hl. Hostie unter der Wachshülle von Ostern bis zum Fest des hl. Johannes des Täufes "vorzüglich während der hl. Messe vor den Augen aller so stark wuchs und anschwoll, daß sich das Wachs von selbst völlig ablöste". Beide Teile, die blurote hl. Hostie und das Wachs gesondert, schloß der Bischof in ein Kristallgefäß ein und ließ, "eines gar großen Wunders sicher", die hl. Hostie in feierlicher Prozession nach Hl. Kreuz zurückbringen, wo sie nunmehr als das "Wunderbarliche Gut" seit Jahrhunderten schon verehrt und angebetet wird.
"Zum Gedächtnis einer so außerordentlichen und denkwürdigen Tatsache" wurde in Hl. Kreuz ein besonderes "Fest des Wunderbarlichen Gutes" mit eigenem Meßformular, Chorgesang und die Chorherren von Hl. Kreuz verpflichtenden eucharistischen Tagzeiten - jeweils für den 11. Mai jeden Jahres - angeordnet und durch ein besonderes bischöfliches Dekret vom 15. Mai 1199 Hl. Kreuz zur Pfarrkirche erhoben. Das Fest des Wunderbarlichen Gutes am 11. Mai wurde seit dem 13. Jahrhundert auch in der Kollegiatskirche St. Moritz, seit 1485 in der Klosterkirche St. Georg, vom Jahre 1496 ab in der Domkirche und seit 1639 in der ganzen Diözese Augsburg eingeführt und gefeiert.

Die gesamte ausführliche Geschichte und ein Bild des Ostensoriums findest Du hier:

http://germania-catholica.blogspot.com/2006/04/die-geschichte-des-wunderbarlichen.html

Auf der Rückseite das Partikelkreuz das ebenfalls in Augsburg verehrt wird von 2 Engeln gehalten. Umschrift: ECCE LIGNVM CRVCIS IN QVO SALVS MVNDI PEPENDIT = Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Sondy


Daniel

Bo! :staun:
Für das Alter aber dann verdammt gut erhalten.

Gruß von Daniel,der gerne dazu lernt. :engel:
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Gratian

Hallo Daniel,

es gibt aus dem 17. Jahrhundert wirklich wunderschöne und sehr fein gearbeitete Stücke und dann wiederum recht grobe und "unsauber" gearbeitete. Das eine sind Medaillen die auch damals schon teuer waren und von bekannten Medailleueren entworfen und gefertigt wurden (zu nennen sind hier vorallem die Gebrüder Seel). Das Andere ist Massenware die z.B. in Klöstern oder als Zinnguß in großen Mengen hergestellt und vertrieben wurde. Es hat sich also zu heute nichts geändert - außer das die Massenware heute von weiter her (aus China) kommt.   
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Daniel

Den Massenware Vergleich finde ich gut. :narr:
Danke.

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

NOEN

Wie so oft, Gratians Beitrag dazu, - ich finds' ... phänomenal. Gruß Noen