Krokodilchen

Begonnen von St. Subrie, 17. Februar 2014, 20:18:04

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St. Subrie

Guten Abend,

von einem Luzerneacker im südwestlichen Europa stammt dieses kleine Objekt, ca. 29 mm lang und an der breitesten Stelle ca. 6mm. Der längere und breitere Teil ist mit einem Fischgrätmuster versehen, der kleine vordere, spitz zulaufende Teil mit einer Art Schraffur. Dieser Teil beginnt mit zwei kopfartigen Erhebungen, wie Augen.  Diese Schauseite war winzigen Resten zufolge wohl vergoldet. Auf der Rückseite ist ein einzelner, spitzer Haken angebracht, was vielleicht auf  einen Lederbeschlag hindeuten könnte.
Dargestellt ist wahrscheinlich ein Krokodil, bei einem m. E. mittelalterlichen Objekt wohl nicht gerade häufig anzutreffen. Ich mache mir so meine Gedanken, was das Objekt, die Art seiner Verwendung und vor allem die Bedeutung der Darstellung eines solchen Tieres betrifft, bislang aber nicht mit  konkreten Ergebnissen, die ich präsentieren könnte.

Viele Grüße

St. Subrie

Nanoflitter

Das ist wohl von einem römischen Kugelschreiber. :zwinker:
Nee, im Ernst, das Teil sieht so ganz aus, nix abgebrochen. Ich kann mir im Moment keinen Verwendungszweck zusammenreimen.
Höchstens die üblichen Sachen wie"Gürtelzierrat"

Schönes Krokodil!

Gruss...

St. Subrie

Danke, Nanoflitter ! Würdest Du (wie ich) auch am ehesten zu mittelalterlicher Herkunft tendieren ? Oder bleibt das für Dich völlig  offen ?
Gruß
St. Subrie

mc.leahcim

Hallo St. Subrie,
ich habe noch Verständnisfragen zu Bild 5927

Zu 1 Ist der Haken auf eine Art Block gelötet?
Zu 2 Ist da wirklich nichts abgebrochen?
Zu 3 und 4 Könnte da ein weiterer Block Lötzinn gewesen sein?

Wenn 2 doch gebrochen und 3 u 4 auch eine Lötstelle waren könnte ich mir das als eine Art "Gürtelschlaufe" vorstellen aber nicht um den Gürtel oder Riemen dort noch einmal durch zu ziehen sondern um das Krokodil senkrecht zum Gürtel oder Riemen zu tragen.
Bei Lederbeschlägen gibt es eigentlich immer min. 2 Haken. Sonst hält das nicht. Wenn an deinem Kroko ein 2. ter Haken war dann wo? Wenn er ebenso "stark" war wie der noch vorhandene sollte man sehen wo er war. Wenn er angelötet war stehen die Haken sehr eng gegeneinander. Wenn bei 2 was abgebrochen ist könnte man das Kroko halt sehr schön auffädeln auf Leder, bei Mensch wie auch bei Tier.

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Nanoflitter

Zitat von: St. Subrie in 19. Februar 2014, 12:44:09
Danke, Nanoflitter ! Würdest Du (wie ich) auch am ehesten zu mittelalterlicher Herkunft tendieren ? Oder bleibt das für Dich völlig  offen ?
Gruß
St. Subrie

Aus dem Bauch raus deutlich älter, so ein ähnliches Fischgrätenmuster habe ich auf einer
germanischen Fibel schon mal gesehen. Allerdings nicht so schön gearbeitet wie bei deinem Fund.
Gruss...


insurgent

Zitat von: Nanoflitter in 19. Februar 2014, 19:02:08


Aus dem Bauch raus deutlich älter, so ein ähnliches Fischgrätenmuster habe ich auf einer
germanischen Fibel schon mal gesehen. Allerdings nicht so schön gearbeitet wie bei deinem Fund.
Gruss...



Sehe ich auch so. Könnte fruhe VWZ sein :super:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Nanoflitter

Was ist den jetzt VWZ? :kopfkratz: "Vorwickingerzeit"? :-D RKZ kenn ich schon mal...
Oder "Völkerwanderungszeit" aaah habs, glaub ich! Man sollte mal ein Abkürzungsverzeichnis hier einführen...

Gruss...

Harigast


insurgent

Zitat von: Nanoflitter in 19. Februar 2014, 20:55:58
Was ist den jetzt VWZ? :kopfkratz: "Vorwickingerzeit"? :-D RKZ kenn ich schon mal...
Oder "Völkerwanderungszeit" aaah habs, glaub ich! Man sollte mal ein Abkürzungsverzeichnis hier einführen...

Gruss...

Wenn ich da so Deine Fibel sehe, bist Du aber auch schon dicht dran :smoke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

St. Subrie

Also Michael, ich kann weder Bruchstelle noch einen Lötzinnblock noch Spuren davon erkennen. Der Haken "wächst" aus der Bronze heraus. Habe aber die Rückseite sicherheitshalber weiter gereinigt, fast bis aufs Metall. Neue Fotos anbei. Da sind kleine Unebenheiten, aber nichts auffälliges. Hab jedenfalls Dank für Deine Mühe.
Was das Alter betrifft, so hätte ich ein Krokodil an sich eher in Antike / Spätantike gesucht als im Mittelalter, dessen Bezüge zur tropischen oder subtropischen Fauna doch eher schwächer ausgeprägt waren. Nun hat aber der Fundacker bisher reichlich Mittelalter bis Renaissance geliefert, z.B.    http://www.sucherforum.de/index.php/topic,52771.0.html    aber bislang noch kein einziges Objekt aus der Antike, auch keine solche Scherben (die aber auf einem Luzerneacker kaum auszumachen sind).
Mit der Völkerwanderungszeit kann ich mich anfreunden   :-D, sie ist zwar bisher nicht auf diesem Acker, aber im Tal ganz gut vertreten. Bleibt nur die Frage nach der Funktion des Objekts, jedenfalls wenn der einzelne Haken einen Leder- oder Gurtbeschlag eher unwahscheinlich macht.
Gruß
St. Subrie

mc.leahcim

Hallo St. Subrie,
danke für die Mühe die du dir mit der Reinigung und den schönen Fotos gemacht hast. Jetzt sehe ich auch das da nichts gelötet ist und das meine Therorie begraben werden kann. Mir erschließt sich die Funktion einfach nicht. Es gehört sicher in die Kategorie Zierrat. Wenn es in die VWZ gehört stellt sich doch die Frage wer es mitgebracht hat. Die Wandalen kamen aus dem Osten. Die Westgoten zu der Zeit wohl aus dem Süden (Schlenker durch Italien). Wer brachte da ein Krokodil mit? Auf jeden Fall ein spannender Fund der aus meiner Sicht an deiner Fundstelle aus dem Rahmen fällt.

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
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St. Subrie

Lieber Michael,
Du vergißt die Herkunft des Objekts aus dem Umfeld der Pyrenäen, denn dort haben etliche der Völkerschaften gesiedelt oder sind  durchgezogen. Spuren der Westgoten finden sich an einigen Stellen unseres Tals.
Beste Grüße
St. subrie

Marcus1

Muss es unbedingt ein Krokodil sein? Es könnte auch einen Stör darstellen,
lg Marcus

reese

Ein Stör hat aber auch bei aller Fantasie kein Fischgrätmuster auf dem Rücken und schon garnicht auf dem Kopf.
Er ist ein Knochenfisch und kein Schuppentier.

Ich halte es ganz klar für ein Krokodil.
Ein sehr schönes noch dazu.

LG Reese

Nanoflitter

Könnten nicht auch die vermeintlichen Krokodilsaugen die Bruchstelle von irgendwas sein? :kopfkratz:

Gruss...

St. Subrie

Die Idee mit der bruchstelle ist ja nicht abwegig. Bei abermaliger genauer Betrachtung unter der Lupe kann ich das jedoch mit Sicherheit ausschließen. Leider habe ich nicht die Möglichkeit, gescheite Makro-Aufnahmen zu machen.
Gruß
St. subrie

tomdulie

Hallo!
Habe eine ganz andere Idee. Sieht zwar aus wie ein Schmuckteil, könnte vielleicht aber auch ein Senklot sein.
Habe in meinem Besitz auch ein uraltes geschmiedetes Senklot mit einer Fischgratverzierung auf einer Seite.
Mein Senklot hat die gleiche Form, ist aber größer. An dem zu sehenden Haken könnte die Schnur befestigt gewesen sein.
Ist nur mal ne Möglichkeit, die ich zur Diskussion stelle.

LG, tomdulie
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!

mc.leahcim

Hallo tomdulie,
die Idee ansich ist nicht abwegig, aber ich denke ein Seklot hätte bestimmt eine Öse anstatt eines Haken. Wenn man mit einem Lot arbeitet ist es echt kontraproduktiv wenn das aus der Schnur rutscht.
Ich stell mir gerde vor ich steh auf der Leiter oder einem Gerüst, habe gerade die Schnur befestigt und lasse das Lot fallen. Pling!!! hat sich das Krokodil die Nase gestoßen und ist aus dem Knoten gerutscht. :wuetend: Es folgt ein gotteslästerlicher Fluch.   
Hat dein Lot eine Öse oder auch einen Haken? :kopfkratz:

Michael 
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
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teabone

Zitat von: tomdulie in 06. März 2014, 00:37:39
Hallo!
Habe eine ganz andere Idee. Sieht zwar aus wie ein Schmuckteil, könnte vielleicht aber auch ein Senklot sein.
Habe in meinem Besitz auch ein uraltes geschmiedetes Senklot mit einer Fischgratverzierung auf einer Seite.
Mein Senklot hat die gleiche Form, ist aber größer. An dem zu sehenden Haken könnte die Schnur befestigt gewesen sein.
Ist nur mal ne Möglichkeit, die ich zur Diskussion stelle.

LG, tomdulie

ein Senklot ist in der Regel ein Rotationskörper mit einer in der Rotationsachse verlaufenden Schnur.
Das arbeiten mit einem Lot welches diese Eigenschaften nicht besitzt stelle ich mir äusserst mühsam vor.

LG Augustin

Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

undertaker

Hallo,

ich hatte das Vergnügen das Teil in der Hand zu haben.  :zwinker:

Als Senklot absolut ungeeignet da viiiel zu filigran und zu leicht. Zum Größenvergleich könnt ihr euch etwa ein kleine Krawattennadel vorstellen.

Undertaker
Gut Fund

Undertaker

stratocaster

Zitat von: undertaker in 06. März 2014, 13:09:49
Zum Größenvergleich könnt ihr euch etwa ein kleine Krawattennadel vorstellen.

Da fiel mir wieder mal meine schöne Krawattennadel ein
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,55485.0.html
Zwar kein Krokodil aber ein Lurch

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

St. Subrie

Guten Tag allerseits,

bin seit Wochen dabei, die französische Fassung unserer Inventarblätter für die Jahre 2012 - 2015 zu erstellen. Die regionale Archäologie mit deren "wohlwollender Duldung" wir seit geraumer Zeit arbeiten dürfen, hat uns das aus verständlichen Gründen nahegelegt.
Und jetzt staune ich wieder über dieses wunderschöne, kleine Krokodilchen. Vielleicht hat in den vergangenen 7 Jahren jemand von Euch Vergleichbares gesehen, oder vielleicht kommt jemandem von den vielen "Neuen" hier im Forum ein Gedanke ? Die Funktion ist leider nach wie vor ungeklärt.
Es wäre zu schön.

Grüße allerseits

St. Subrie