Guten Abend,
von einem Luzerneacker im südwestlichen Europa stammt dieses kleine Objekt, ca. 29 mm lang und an der breitesten Stelle ca. 6mm. Der längere und breitere Teil ist mit einem Fischgrätmuster versehen, der kleine vordere, spitz zulaufende Teil mit einer Art Schraffur. Dieser Teil beginnt mit zwei kopfartigen Erhebungen, wie Augen. Diese Schauseite war winzigen Resten zufolge wohl vergoldet. Auf der Rückseite ist ein einzelner, spitzer Haken angebracht, was vielleicht auf einen Lederbeschlag hindeuten könnte.
Dargestellt ist wahrscheinlich ein Krokodil, bei einem m. E. mittelalterlichen Objekt wohl nicht gerade häufig anzutreffen. Ich mache mir so meine Gedanken, was das Objekt, die Art seiner Verwendung und vor allem die Bedeutung der Darstellung eines solchen Tieres betrifft, bislang aber nicht mit konkreten Ergebnissen, die ich präsentieren könnte.
Viele Grüße
St. Subrie
Das ist wohl von einem römischen Kugelschreiber. :zwinker:
Nee, im Ernst, das Teil sieht so ganz aus, nix abgebrochen. Ich kann mir im Moment keinen Verwendungszweck zusammenreimen.
Höchstens die üblichen Sachen wie"Gürtelzierrat"
Schönes Krokodil!
Gruss...
Danke, Nanoflitter ! Würdest Du (wie ich) auch am ehesten zu mittelalterlicher Herkunft tendieren ? Oder bleibt das für Dich völlig offen ?
Gruß
St. Subrie
Hallo St. Subrie,
ich habe noch Verständnisfragen zu Bild 5927
Zu 1 Ist der Haken auf eine Art Block gelötet?
Zu 2 Ist da wirklich nichts abgebrochen?
Zu 3 und 4 Könnte da ein weiterer Block Lötzinn gewesen sein?
Wenn 2 doch gebrochen und 3 u 4 auch eine Lötstelle waren könnte ich mir das als eine Art "Gürtelschlaufe" vorstellen aber nicht um den Gürtel oder Riemen dort noch einmal durch zu ziehen sondern um das Krokodil senkrecht zum Gürtel oder Riemen zu tragen.
Bei Lederbeschlägen gibt es eigentlich immer min. 2 Haken. Sonst hält das nicht. Wenn an deinem Kroko ein 2. ter Haken war dann wo? Wenn er ebenso "stark" war wie der noch vorhandene sollte man sehen wo er war. Wenn er angelötet war stehen die Haken sehr eng gegeneinander. Wenn bei 2 was abgebrochen ist könnte man das Kroko halt sehr schön auffädeln auf Leder, bei Mensch wie auch bei Tier.
Michael
Zitat von: St. Subrie in 19. Februar 2014, 12:44:09
Danke, Nanoflitter ! Würdest Du (wie ich) auch am ehesten zu mittelalterlicher Herkunft tendieren ? Oder bleibt das für Dich völlig offen ?
Gruß
St. Subrie
Aus dem Bauch raus deutlich älter, so ein ähnliches Fischgrätenmuster habe ich auf einer
germanischen Fibel schon mal gesehen. Allerdings nicht so schön gearbeitet wie bei deinem Fund.
Gruss...
Zitat von: Nanoflitter in 19. Februar 2014, 19:02:08
Aus dem Bauch raus deutlich älter, so ein ähnliches Fischgrätenmuster habe ich auf einer
germanischen Fibel schon mal gesehen. Allerdings nicht so schön gearbeitet wie bei deinem Fund.
Gruss...
Sehe ich auch so. Könnte fruhe VWZ sein :super:
Was ist den jetzt VWZ? :kopfkratz: "Vorwickingerzeit"? :-D RKZ kenn ich schon mal...
Oder "Völkerwanderungszeit" aaah habs, glaub ich! Man sollte mal ein Abkürzungsverzeichnis hier einführen...
Gruss...
Vorweihnachtszeit
Zitat von: Nanoflitter in 19. Februar 2014, 20:55:58
Was ist den jetzt VWZ? :kopfkratz: "Vorwickingerzeit"? :-D RKZ kenn ich schon mal...
Oder "Völkerwanderungszeit" aaah habs, glaub ich! Man sollte mal ein Abkürzungsverzeichnis hier einführen...
Gruss...
Wenn ich da so Deine Fibel sehe, bist Du aber auch schon dicht dran :smoke:
Also Michael, ich kann weder Bruchstelle noch einen Lötzinnblock noch Spuren davon erkennen. Der Haken "wächst" aus der Bronze heraus. Habe aber die Rückseite sicherheitshalber weiter gereinigt, fast bis aufs Metall. Neue Fotos anbei. Da sind kleine Unebenheiten, aber nichts auffälliges. Hab jedenfalls Dank für Deine Mühe.
Was das Alter betrifft, so hätte ich ein Krokodil an sich eher in Antike / Spätantike gesucht als im Mittelalter, dessen Bezüge zur tropischen oder subtropischen Fauna doch eher schwächer ausgeprägt waren. Nun hat aber der Fundacker bisher reichlich Mittelalter bis Renaissance geliefert, z.B. http://www.sucherforum.de/index.php/topic,52771.0.html aber bislang noch kein einziges Objekt aus der Antike, auch keine solche Scherben (die aber auf einem Luzerneacker kaum auszumachen sind).
Mit der Völkerwanderungszeit kann ich mich anfreunden :-D, sie ist zwar bisher nicht auf diesem Acker, aber im Tal ganz gut vertreten. Bleibt nur die Frage nach der Funktion des Objekts, jedenfalls wenn der einzelne Haken einen Leder- oder Gurtbeschlag eher unwahscheinlich macht.
Gruß
St. Subrie
Hallo St. Subrie,
danke für die Mühe die du dir mit der Reinigung und den schönen Fotos gemacht hast. Jetzt sehe ich auch das da nichts gelötet ist und das meine Therorie begraben werden kann. Mir erschließt sich die Funktion einfach nicht. Es gehört sicher in die Kategorie Zierrat. Wenn es in die VWZ gehört stellt sich doch die Frage wer es mitgebracht hat. Die Wandalen kamen aus dem Osten. Die Westgoten zu der Zeit wohl aus dem Süden (Schlenker durch Italien). Wer brachte da ein Krokodil mit? Auf jeden Fall ein spannender Fund der aus meiner Sicht an deiner Fundstelle aus dem Rahmen fällt.
Michael
Lieber Michael,
Du vergißt die Herkunft des Objekts aus dem Umfeld der Pyrenäen, denn dort haben etliche der Völkerschaften gesiedelt oder sind durchgezogen. Spuren der Westgoten finden sich an einigen Stellen unseres Tals.
Beste Grüße
St. subrie
Muss es unbedingt ein Krokodil sein? Es könnte auch einen Stör darstellen,
lg Marcus
Ein Stör hat aber auch bei aller Fantasie kein Fischgrätmuster auf dem Rücken und schon garnicht auf dem Kopf.
Er ist ein Knochenfisch und kein Schuppentier.
Ich halte es ganz klar für ein Krokodil.
Ein sehr schönes noch dazu.
LG Reese
Könnten nicht auch die vermeintlichen Krokodilsaugen die Bruchstelle von irgendwas sein? :kopfkratz:
Gruss...
Die Idee mit der bruchstelle ist ja nicht abwegig. Bei abermaliger genauer Betrachtung unter der Lupe kann ich das jedoch mit Sicherheit ausschließen. Leider habe ich nicht die Möglichkeit, gescheite Makro-Aufnahmen zu machen.
Gruß
St. subrie
Hallo!
Habe eine ganz andere Idee. Sieht zwar aus wie ein Schmuckteil, könnte vielleicht aber auch ein Senklot sein.
Habe in meinem Besitz auch ein uraltes geschmiedetes Senklot mit einer Fischgratverzierung auf einer Seite.
Mein Senklot hat die gleiche Form, ist aber größer. An dem zu sehenden Haken könnte die Schnur befestigt gewesen sein.
Ist nur mal ne Möglichkeit, die ich zur Diskussion stelle.
LG, tomdulie
Hallo tomdulie,
die Idee ansich ist nicht abwegig, aber ich denke ein Seklot hätte bestimmt eine Öse anstatt eines Haken. Wenn man mit einem Lot arbeitet ist es echt kontraproduktiv wenn das aus der Schnur rutscht.
Ich stell mir gerde vor ich steh auf der Leiter oder einem Gerüst, habe gerade die Schnur befestigt und lasse das Lot fallen. Pling!!! hat sich das Krokodil die Nase gestoßen und ist aus dem Knoten gerutscht. :wuetend: Es folgt ein gotteslästerlicher Fluch.
Hat dein Lot eine Öse oder auch einen Haken? :kopfkratz:
Michael
Zitat von: tomdulie in 06. März 2014, 00:37:39
Hallo!
Habe eine ganz andere Idee. Sieht zwar aus wie ein Schmuckteil, könnte vielleicht aber auch ein Senklot sein.
Habe in meinem Besitz auch ein uraltes geschmiedetes Senklot mit einer Fischgratverzierung auf einer Seite.
Mein Senklot hat die gleiche Form, ist aber größer. An dem zu sehenden Haken könnte die Schnur befestigt gewesen sein.
Ist nur mal ne Möglichkeit, die ich zur Diskussion stelle.
LG, tomdulie
ein Senklot ist in der Regel ein Rotationskörper mit einer in der Rotationsachse verlaufenden Schnur.
Das arbeiten mit einem Lot welches diese Eigenschaften nicht besitzt stelle ich mir äusserst mühsam vor.
LG Augustin
Hallo,
ich hatte das Vergnügen das Teil in der Hand zu haben. :zwinker:
Als Senklot absolut ungeeignet da viiiel zu filigran und zu leicht. Zum Größenvergleich könnt ihr euch etwa ein kleine Krawattennadel vorstellen.
Undertaker
Zitat von: undertaker in 06. März 2014, 13:09:49
Zum Größenvergleich könnt ihr euch etwa ein kleine Krawattennadel vorstellen.
Da fiel mir wieder mal meine schöne Krawattennadel ein
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,55485.0.html
Zwar kein Krokodil aber ein Lurch
Gruß :winke:
Guten Tag allerseits,
bin seit Wochen dabei, die französische Fassung unserer Inventarblätter für die Jahre 2012 - 2015 zu erstellen. Die regionale Archäologie mit deren "wohlwollender Duldung" wir seit geraumer Zeit arbeiten dürfen, hat uns das aus verständlichen Gründen nahegelegt.
Und jetzt staune ich wieder über dieses wunderschöne, kleine Krokodilchen. Vielleicht hat in den vergangenen 7 Jahren jemand von Euch Vergleichbares gesehen, oder vielleicht kommt jemandem von den vielen "Neuen" hier im Forum ein Gedanke ? Die Funktion ist leider nach wie vor ungeklärt.
Es wäre zu schön.
Grüße allerseits
St. Subrie