Thema dredgen mit Tauchanzug: Trockentauchanzug (Tipps und Tricks)?

Begonnen von Lytton, 10. Dezember 2009, 09:57:36

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Lytton

    Hallo zusammen,

    hat einer von euch Erfahrung mit Trockenanzügen in Verbindung mit dredgen? Gerade in Alaska und in kalten Wassern (kalten Gebirgsbächen usw.) finde ich einen Trockentauchanzug sinnvoll. Ich liebäugle mit einem Trockenanzug (kein Neopren - zu schwer und zu starr) schon seit 3 Jahren. Kann mich aber nie zum Kauf entschließen. Für Tipps bin ich dankbar! Bisher hat mich nur der hohe Anschaffungspreis extrem abgeschreckt. Bisher habe ich mal einen gebrauchten aus Neopren gekauft...war wenig sinnvoll.

    Wird der Anzug bei der Arbeit zu stark beansprucht und ist deshalb nicht sinnvoll? Meine Neoprennaßanzüge verschleißen ohne Knie- und Ellenbogenschützer extrem schnell. Wenn man jedoch über Tage lang unter Wasser arbeitet, ist am frühen Morgen der Anzug so naß, die Sonne kommt nicht über die Berge und dann steht man nun im kalten, nassen Neoprenanzug (der trocknet nicht über Nacht) und muss auch noch ins Wasser.  :besorgt:

    Ich zähle mal Vor- und Nachteile aus meiner Erfahrung auf, bitte ergänzt eure Meinungen und Erfahrungen danke.

Vorteile Trockenanzug (kein Neopren):
  • bequemer zu tragen
  • man kühlt weniger aus, damit werden längere Arbeitszeiten unter Wasser möglich
  • frühmorgens steigt man gerne in einen trockenen Anzug

Nachteile:
  • extrem teuer im Verhältnis zum Long John (2-teiliger Neoprenanzug bewährt sich meiner Meinung nach am besten zur Goldsuche und dredgen)
  • der "kleine Toilettengang" ist nicht möglich, man(n) muss den kompletten Anzug ausziehen, beim Long John einfach die Jacke/Hose runter
  • der Pflegebedarf ist sehr hoch (Manschetten und Ventile müssen "gewartet werden")
  • sehr empfindlich im Verhältnis zum robusten Neoprenanzug: bei einem Riss (z.B. bei den Arm-und Halsmanschetten) oder Wassereinbruch steht man in der Wildnis "dumm da"
  • mehr Tauchblei wird benötigt (der Auftrieb ist höher) und das Tauchblei muss erst mal in die Wildnis geschleppt werden
  • Heizung (warmes Wasser von der dredge als Schlauch in den Neoprenanzug gibts nciht mehr - dafür ist man ja trocken

Grüße und immer gut Gold in der Pfanne.
Lytton

toru2000

Hallo Lytton,

ich habe schon viele Stunden in sehr kaltem Wasser mit Trockentauchanzug gearbeitet und rate Dir davon ab.

Zwei Deiner Vorteile funktionieren leider schlecht:
1 man kühlt weniger aus (nur bedingt)
2 trockener Anzug frühmorgens (nur bedingt)

zu 1:
Der Trocki selbst hat praktisch Null Wärmeisolierung, ausser du kaufst Dir so einen schweineteuren super-Spezial Antarktis Trocki und der funktioniert nur, wenn er nicht verschleisst. Weil aber ein "normaler" Trocki Null Wärmeisolierung hat, musst Du einen Unterzieher anziehen, am besten so eine Art Skianzug. Du kannst natürlich zusätzlich noch Thermounterwäsche drei Lagen Socken usw weiter anziehen. Dann hast Du mit Sicherheit sehr warm.
Nur hat das ganze leider einen Haken. Die Wärmeisolierung funktioniert nur, wenn Du absolut furztrocken bist. Dredgen ist bekanntlich eine Schweisstreibende Arbeit, d.h. nach 2h dredgen bist Du definitiv nicht mehr trocken. Hinzu kommt, dass bei der harten Arbeit oft Wasser durch die Manschetten eintritt, man bewegt sich ja ständig. Wenn man in einem Trocki feucht wird, dann entsteht sofort eine Kältebrücke und man friert wie die Sau.
Fazit: Die Wärmeisolierung lässt im Laufe des Tages massiv nach. In kaltem Gebirgswasser (unter 5°C) musst bist Du nach 4h dredgen total durchgefroren. Hab schon oft so sehr gezittert, dass mein Kumpel den Trocki an mir ausziehen musste.

zu 2:
Nach einem Tagdredgen musste ich den Trocki immer zu mir nach Hause ins Warme mitnehmen und dort trocknen, was ziemlich lange dauert. Das gleiche gilt natürlich auch für die ganzen Unterzieher usw. In der Wildnis ist das wahrscheinlich extrem umständlich, wenn Du mehrere Tage hintereinander dredgen willst.

Und dann bedenke folgendes: Wenn Du an einer Manschette irgendwo ein klitzekleines winziges Risschen hast, dann ist Feierabend. Es tritt sofort Wasser ein und Du bist klitschnass. Du schaffst es dann noch 30min, dann bist Du unterkühlt, was nicht ganz ungefährlich ist. Und lass Dir eins garantieren, beim dredgen gehen die Manschetten regelmässig kaputti. Musste schon oft ne Übung deswegen abbrechen.

Fazit: Die beste Lösung ist nach meinem Wissensstand ein dicker Nassneopren und eine Heizung, die Wärme vom Dredgemotor "holt". Alle ernsthaften Dredger die ich kenne, machen es so.

Wenn ich mein nächstes grösseres Kaltwasser-Dredgeprojekt in Angriff nehme, werde ich mir einen Nassneopren und eine Heizung besorgen. Hab die Schnauze voll vom frieren.

Gruss und gut Gold,

vom Blaulippigen Eiszapfen

toru2000

Hat jemand Erfahrung mit elektrisch beheizbarer Unterkleidung? Das Thema kaltwasserdredgen würde mich auch interessieren.

Lytton

Hallo toru2000,

also Elektrik Unterwasser ist eher keine gute Idee, speziell beim Wassereinbruch...

Tja du bestätigst ja alle negativen Aspekte, die bei der Nutzung eines Trocki zu befürchten sind. Die Sache mit dem "Schwitzwasser" habe ich ja gar nicht beachtet. D uhast natürlich vollkommen recht. Teilweise war ich mehrere Stunden unter Wasser, die Arbeit hält einen warm. Frieren tue ich meist immer erst über Wasser.

Die Heiung (Heizwasser von der dredge) ist ja nur was für Weichkekse...hehe nein die habe ich auch schon oft genutzt. Allerdings schon bei unter 17 Grad Celsius finde ich solche eine Heizung sehr angenehm. :-D

Nun gut, alles bleibt also beim Neopren mit 5-7 mm Stärke.

Grüße und immer gut Gold in der Pfanne
Lytton


toru2000

Hallo Lytton,

es gibt elektrisch beheizbare Kleider, die man unter einen Trocki anziehen kann. Ich denke schon, dass die bezüglich Sicherheit ausgereift sind, bzw. ich hoffe es :)

Gruss
Toru

Lytton

Hallo toru2000,

die Heizsysteme sind in erste Linie für Trockentauchanzüge gedacht. Einige Heizsysteme produzieren auch schon mal Brandblasen bei den Tauchern. Hinzu kommt das Gewicht und die Halterung für den benötigten Akku. Ich hatte so eine Heizung mal unter dem Beifahrersitz auf meinem Motorrad eingebaut. Auch hier entwickelten sich zu hohe Temperaturen. Wahrscheinlich kommt daher die Redewendung "heißer Hintern"  :idee:.

Das einzige vernünftige Heizungsystem (robust und wartungsarm) sind für Taucher die "Knickheizungen" kristallgefüllte Plastikpads, welche durch knicken Ä"aktiviert" werden. Maximal 45 Minuten werden z.B. an vier Stellen über ein Gurtsystem unter dem Tauchanzug verteilt so Wärme erzeugt.