völlig durchpatinierter Mikrokern oder Kratzer

Begonnen von RockandRole, 10. Dezember 2019, 18:14:27

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RockandRole

Hallo Leute,

hier ein Stück von einem Nebenschauplatz der Höhenfundstelle, wo wir aber anscheinend eine ganz ordentliche steinzeitliche Bandbreite haben. Ich möchte mich bei dem Teil irgenwie nicht festlegen, hat es doch wie so viele Artefakte Merkmale von einem Kern und einem Kratzer. Hier fällt nur auf, dass auf eine Seite anscheinend mit viel Energie eingewirkt wurde, entweder um das Stück auszudünnen, oder Grundformen zu gewinnen. Die andere Seite und potentielle Kratzerkappe müsste man dann für sehr feine Grundformen hergenommen haben. Das könnte man dann schon Mirkokern nennen.

Natürlich sticht sofort ins Auge, dass er völlig durchpatiniert ist. Das erkennt man an dem Rezenten Ausbruch. Jedes mal, wenn ich so ein Porzellan finde, schrillen bei mir die Alarmglocken. Zur Erinnerung. Ich habe in der gleichen Gegend frühmesolithische Fundstellen mit Artefakten, welche nicht die Spur einer Patinierung aufweisen. Deshalb stelle ich, vielleicht fast schon zu pauschal, solche Teile immer automatisch ins JP. Das ist bei uns aber sehr schwer zu fassen. Somit sind Vergleichsstücke rar.

Ich würde gerne einmal eure Gedanken zu dem Stück wissen. Haut einfach mal raus, sind ja unter uns  :-) Ich hab das Teil jetzt mal tendenziell als Kern orientiert.

liebe Grüße Daniel  
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Kern mit Kratzerverwendung ist schon ok. Schwierig, das Material festzustellen, wenn durchpatiniert. Nicht nur Flint patiniert weiß. Ohne typische Formen vom Platz halt schwierig. Gruss..

Danske

Servus Daniel,

ich würde das schöne Stück als Kratzer eintüten. Der Form und der Größe nach kommt Jung- bzw. Spätpaläolithikum gut hin. Was die Aussagefähigkeit der Patina hinsichtlich des Alters angeht, bin ich inzwischen vorsichtig geworden. Allerdings, sie ist bei dem Stück schon sehr ausgeprägt und auch tiefgehend.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo

Ich bin mir anhand der Fotos nicht sicher, ob es wirklich patiniert ist.
Wie andernorts schon erwähnt, es gibt ihn (den FS) auch in weiß.
Aber ich möchte keine Verwirrung stiften. Du musst es selber beurteilen.

mfg

RockandRole

Hallo ihr beiden,

um mal genau auf den gleichen Stand zu kommen hier noch die Ergänzungen.

Bie der markierten Stelle sieht man am äußeren Rand des Negativs eine eierschalenartige 1. Schicht. Danach hat das Material einen leichten Farbunterschied, ist aber trotzden noch weiß. Deshalb denke ich, dass das Stück vollständig durchpatiniert ist. Von 100 gefundenen Artefakten dort ist vielleicht gerade mal so eins dabei, welches auch so porzellanartig ist. Michi hat das ja auch bei einer Fundstelle. Das neue Keilmesser ist auch so weiß und am Spitzenbruch durchpatiniert.

Zusätzlich scheint die Oberfläche leicht Wasser aufzunehmen. Das Artefakt klebt wie die getemperten Stücke ganz leicht an meiner Lippe. An der rezenten Stelle scheint es das nicht zu machen. Ist aber zu klein um das wirklich gut ausprobieren zu können.

Trotzdem gibt es anscheinend nichts, was es nicht gibt  :winke:

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Hallo Daniel,
dieser porzellanartige, durch und durch "weiße Jurahornstein" ist soweit es sich um diesen handelt bekannt.
Er ist von Funden, beispielsweise aus dem Speckberginventar und dem Wellheimer Trockental bekannt.
In der bayerischen Archäologie ist er kein Unbekannter, frag doch evtl. mal den User "Karl Gustav II"
per PM vielleicht kann er dazu was sagen.

Grüße
Peter

RockandRole

Hallo Peter,

dank dir für die wertvolle Info. Bei welchen Zeitstellungen war denn dieser Silex vertreten. Am Speckberg gibt es ja nahezu alle Zeitstellungen.

Hier wurde übrigens ein Aurignacien nicht ausgeschlossen, gerade wegen den lamellenartigen ,Abbau'. Das aber mit vielen ??? Dort hatten wir noch keinen Kielkratzer, dafür aber einen Zinken.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen