Verschiedene Scherben

Begonnen von Caveman, 02. Februar 2007, 22:38:12

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Caveman

Hallo zusammen,
wer kann diese Scherben halbwegs zuordnen? Besonders das Alter würde mich interessieren.
Besten Dank im Voraus.
Gruß Caveman  :winke:

Caveman


Caveman


Caveman


Caveman


Silex

Ich kann Dir "nur Neuzeit" geben, caveman.
Alles andere ist lokale Keramikforschung...aber jemand  kann Dir bestimmt genaueres sagen.
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Caveman

Hallo Edi,
vom Fundzusammenhang her wäre Ende Mittelalter und Anfang Neuzeit plausibel. Jedoch habe ich dort auch schon römisches gefunden, darum würde mich interessieren ob hier römische Fragmente dabei sind.
Gruß Caveman  :winke:

wühlmaus

Hi Caveman

jetzt macht sich die regionale Nähe zwischen uns zwei beiden endlich mal nützlich. Bei der Keramik kann ich Dir weiterhelfen.  :jump:

Just a moment please...

Silex

.... und....?
Ich kann sonst nicht schlafen
Wühlmäusle
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Ok mußte mir Notizen machen, da ich sonst immer wegen den Bildern hin und her klicken muß...

Bild Nr 1: Wandscherbe mit Greifenmotiv, wahrscheinlich aus Frechen (bin aber kein Steinzeugfreak, deshalb kann auch Raeren oder Siegburg in Frage kommen), braune Salzglasur 16./17.Jh.

Bild Nr 2: rotglasierte Irdenware 18./19.Jh.

Bild Nr 3: Jetzt wirds spannender -
links: grünglasierte Irdenware, Spätmittelalter-Neuzeit
Mitte: Topfdeckel-Griff, bitte nochmal bessere Fotos - Form unter Umständen römisch - Ton schaut aber nach Neuzeit-Irdenware aus.
rechts: Steinzeug, Wandscherbe mit floralen Motiven, blaue Salzglasur, Westerwald, 17.Jh oder etwas jünger...

Bild Nr 4:
alle 3 ebenfalls neuzeitliche Irdenware, glasiert/unglasiert -
links Rand
mitte Boden(?)
rechts Henkel

Bild Nr 5:
links und Mitte glasierte Irdenware Neuzeit
rechts: zu 99% weißtoniges Pfeifenkopffragment - die restlichen 1% beziehen sich auf die Tonart, die es auch im römischen gibt, bitte hier nochmal ein weiteres Foto

@ caveman:
Es war leider nicht viel potentiell römisches dabei, trotzdem läßt die Scherbenausbeute zumindest auf ein gutes neuzeitliches Sondelvergnügen schließen...  :jump:
mach das bitte mit den Fotos von den zwei Stücken..

ciao
das Wühlmäusle

Caveman

Hallo Wühlmaus,
Nr.5 rechts ist ein Tonpfeifenfragment, das wußte ich schon  :engel: (habe mal einen ganzen Kopf gefunden). Hier dann mal mehr Bilder und eine neue Scherbe, die ich sehr interessant finde.
Gruß Caveman  :winke:

Caveman


Caveman


Caveman


Caveman


Caveman


Caveman


wühlmaus

Hi Caveman

der Topfdeckel-Griff ist zu 90% auch neuzeitliche Irdenware.

Die gleiche Form, die Tonart, die Quarzmagerung (die kleinen, weißen Steinchen im Ton) und die "Rauhwandigkeit" der Außenfläche - all das gibt es auch bei römischer Keramik. Bei dieser Analogie sind mehrere Faktoren am Werk:
gleiche Form: wie bei vielen technischen Dingen ist irgendwann ein Punkt erreicht, wo etwas kaum noch optimiert werden kann - siehe zB Hämmer - dieses Phänomen macht eine Datierung anhand der Form bei solchen Sachen äußerst schwierig.
gleiche Tonart und Magerung: Das liegt zum einen einfach an der Gleichartigkeit des Brennvorganges und Vorbehandlung des Tons (Auch da hat sich kaum etwas seit der Römerzeit verändert) - und: Verschiedene Zeiten schöpften aus den gleichen Quellen (sprich Tonvorkommen)
Rauhwandigkeit: Meines Erachtens hat das was mit der "Griffigkeit" des Deckels zu tun - einfach, damit er einem beim Kochen nicht aus der Hand flutscht...
Es gibt aber zwei Merkmale an dem Stück, die deutlich auf Neuzeit schließen lassen:
Zum einen die geringe Größe (die kleinsten römischen, die ich aus unseren Breiten kenne, sind mindestens doppelt so groß) zum anderen der dünne, andersfarbige Überzug der Scherbe (Lasur). Dieser Überzug kommt auf neuzeitlicher Irdenware häufig vor, meine laienhafte Meinung dazu ist, das er eine Art Grundierung für die Glasur bildet.

Zum Pfeifenkopf nur kurz noch die Anmerkung: ich mag den schwarzen Rand, sowas zeigt immer, dass solche "toten Dinge" einmal ordentlich "gelebt" haben...

Jetzt die Randscherbe:
Auch hier handelt es sich um neuzeitliche Irdenware - da spricht die Glasur einfach Bände!
Trotzdem, finde ich, ein sehr schönes Stück. Ich mag so profilierte Ränder. Die sehen einfach spannender aus als Effes-Tellerränder. Außerdem kannst Du an dem Stück sehr schön den Überzug beobachten, den ich oben, bei dem Griff schon erwähnt habe.

Normalerweise würde ich gar nicht soviel zum Irdenware-Zeug schreiben. Es ist wirklich nicht so, dass ich diese Art von Keramik ... ähh ... liebe ist wohl das falsche Wort. Es ist Massenware, die auf keinem gut sortierten Acker fehlt. Auf Dauer nervt sie Jeden beim Suchen, weil sie einen wirklich oft zu sinnlosen Bückaktionen bringt ...  :narr:

Trotzdem ist die Beschäftigung mit ihr spannend und auch nötig...
Gerade wenn man auf der Suche nach römischen Scherben ist, sollte man sich mit dem Irdenware-Gedöns etwas auskennen, da hier leider der Teufel im Detail steckt.
Untrügerisches Kennzeichen der Irdenware ist eigentlich die Glasur. Leider platzt diese bei den Ackerscherben oft zur Gänze ab und die Dinger werden römischen Scherben verdammt ähnlich. Außerdem hat man auch nicht zwingend ALLE Bereiche eines Gefäßes glasiert - wichtig waren nur die Zonen, die mit Flüssigkeiten in Kontakt kamen. Deshalb ist es bei unglasierten Scherben immer wichtig auf diesen "Überzug" zu achten...

so, und jetzt mach ich mal Pause

das Wühlmäusle

Caveman

Hallo Wühlmaus,
Danke für diese ausführliche Darbietung, für Deine Mühe es so schön einfach darzulegen. Laienhaft kann ich Deine Ausführung, ich als Novice, keinesfalls bezeichnen!!! Der schwarze Rand, an dem Stück Tonpfeife, gefällt mir auch, wie auch andere Dinge die Damals gebraucht wurden. Ich werde in Zukunft auch mal mehr Ausschau nach unlasierten Scherben halten, ich meine auch davon einiges gesehen zu haben. Vielleicht habe ich ja schon ein paar Stücke im Keller, habe diese aber noch nicht gereinigt. Noch eine Frage zu der Scherbe mit dem Greif: Wandscherbe? kannst Du das vielleicht nochmal genauer erklären?!
Gruß Caveman   :prost:

wühlmaus

Hi caveman

Wandscherbe bezieht sich auf die Position des Fragmentes am eigentlichen Gefäß. In diesem Sinne ist eine Wandscherbe ein Fragment von der Wandung des Gefäßes.

Klar alles sind irgendwie Scherben. Aber da nicht alle Scherben gleich sind und eigentlich jedes Kind seinen Namen braucht spricht man generell, je nach Fragment von:
Randscherben, vom Rand (RS)
Wandscherben, vom eigentlichen Gefäßkörper (WS)
Bodenscherben, vom Boden (BS)
und last but not least
Henkelscherben, vom Henkel (HS)

Darüber hinaus gibt es natürlich auch noch ein paar seltenere keramische Vertreter wie Tüllen, Knubben, Deckelscherben, Deckelränder und, eben auch Deckelgriffe.
Das verinnerlicht sich sehr schnell und hilft einem in Gesprächen oder Schreibereien über die Funde ungemein.
Gerade wenns schnell gehen muß benutze ich eigentlich nur noch die Abkürzungen.

Gerade so verzierte Steinzeugscherben, wie die von deinem Greifen, finde ich mitlerweile richtig spannend. Da gibt es ganz irre Sachen zu finden mit ein bisschen Glück. Achte ruhig auch mal auf die blauen Westerwälder Scherben (hast Du ja hier auch schon gepostet):  http://www.sucherforum.de/index.php/topic,22360.0.html Gerade als Beifunde bei Münzen aus der Zeit finde ich sowas als interessante Ergänzung.

ciao
das Wühlmäusle

Caveman

Hi,
vielen Dank für die tolle Erklärung und die Hilfe, werde mir das merken. Werde die Tage nochmal schauen was ich so im Keller habe  :zwinker: !!
Schöne Grüße Caveman  :prost:

Silex

Servus Wühlmaus, da hast Du ja Deinem Namen alle Ehre gemacht
Und Danke -da war auch für mich viel Interessantes dabei
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

@ Caveman:
Mach das auf jedenfall!

Gerade was deine Region angeht bin ich auf Keramik gespannt... Ich denke mal deine Äcker werden sich vom Fundstoff kaum von den meinen unterscheiden...

Poste ruhig alles was dir "merkwürdig" oder "erwähnenswert" vorkommt. Ich bin mir sicher, das wir das mit den Römern gebacken bekommen!!!

@silex:
jep, da blüh ich auf und krieg neugierige Kinderaugen. Wenn man die Begehungen jahrelang macht, läuft man Gefahr "betriebsblind" zu werden und läßt manches liegen, was man nachher vielleicht bereut ...
Was mich hier besonders freut ist wirklich die regionale Nähe. Bei Funden aus deiner Umgebung, oder zB aus den slawischen Altsiedelgebieten, oder Rambo's Ecke bin ich oft nur zum bloßen Hinsehen verdammt. Das merkt man allein schon an den Kontroversen, die ich manchmal mit Rambo über römisch oder nicht römisch ausdiskutiere.

Also, lets go!

ciao
das Wühlmäusle