Verhältnis zu den Archäologen ???

Begonnen von agersoe, 27. November 2005, 10:44:20

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xxx

#30
Ich find als Newbie den Gegensatz zwischen 'Archeos' und 'Sondlern' etwas seltsam, aber verstaendlich. Ich war vor langer Zeit mal als HiWi auf einer Ausgrabung und dort wurde sehr über die bösen Sondengänger geschimpft. Der Grund war, soweit ich mich erinnere, dass diese die Stratigrafie, also die Schichtenreihenfolge und die Fundzusammenhänge, zerstören indem sie wahllos (?) nach Münzen suchen und alles andere ignorieren. Umgekehrt wird in den Zeitschriften und Mitteilungen der Kantonsarchäologie immer wieder verdankt, wenn 'aufmerksame Laien' auf Neufunde hinweisen.
Die Archäologie hat sich aus dem Schatzgräbertum zu einer spannenden  wissenschaftlichen Detektivwissenschaft entwickelt. Heute gräbt man nicht mehr wegen den Dingen, sondern um zu wissen, wie 'es' früher war. Deshalb ist Schliemann kein Vorbild mehr, und deshalb reagieren die 'Archäos' so auf 'Sondler' - weil sie in ihren Augen eben Schatzgräber sind, was in dieser Disziplin ein ziemliches Schimpfwort ist. Die Hersteller der Detektoren tun ja das ihrige dazu, wenn man so liest was auf der Schachtel steht.
Sucht man ohne akademischen Titel und dann noch mit so einem Gerät wo 'treasure hunting' draufsteht kann das ja nur zerstörerisch sein.
Dass das ganze ein blosses Vorurteil ist, stimmt wohl nicht ganz. Leider bleibt bei der Behörde ein schlechtes Beispiel besser in Erinnerung als das korrekte Verhalten aller anderen Sondler.
Dass aber Bundesländer Sondeln kategorisch verbieten geht zu weit. Man duerfte ja mit der gleichen Logik auch nicht querfeldein spazieren - man koennte ja etwas finden. Spätenstens bei der Diskussion der Munitionsfunde (was ja bei uns zum Glück weniger ein Thema ist) wirds ganz absurd, wenn jemand, der einen Blindgänger meldet, wegen Buddeln im Wald Strafe zahlen soll. Dass es Leute gibt, die alte Granaten oeffnen oder 'reinigen' wollen, ist auch absurd, aber meiner Meinung nach weniger schlimm, so lange sie nur sich selber in die Luft sprengen - schliesslich sollte man den Gesetzgeber nicht verpflichten, Leute vor ihrer eigenen Blödheit zu schützen. (wer z.B. bei uns bei hoher Lawinengefahr abseits der Pisten Ski fährt, muss auch nicht Strafe bezahlen, wenn er keine Lawine auslöst.)
Nun, ich habe vor, erstens meinen Garten zu entschrotten (weil ich einfach nicht will, dass meine Pflanzen im Schrott stehen), zweitens Brennholz nach eingewachsenen Drähten zu untersuchen (damit hab ich schon mehrere Sägen ruiniert) und dann vielleicht auch mal irgendwo suchen zu gehen, aber eher im Naherholungsgebiet als auf alten Schlachtfeldern (obwohl es auch in der CH ueberall historische Bluttaten gab) und sicher nicht an Orten, die von geschichtlicher Bedeutung sind oder sein koennten. Wieso man aber eine Bewilligung brauchen soll, um an einer Brücke oder einem Waldrastplatz nach verlorenem Kleingeld aus der Biedermeierzeit zu suchen, sehe ich nicht ein.
Den Ehrenkodex, der hier gilt, ist selbstverständlich. Dass man Löcher zumacht und nicht ohne Fragen in Privatgärten wühlt, sollte wohl selbstverständlich sein; dass man Funde nicht handelt, auch. Wer reich werden will, soll lieber bei Aldi Kisten stapeln gehen, das rechnet sich schneller.

Ruebezahl

#31
Zitat von: xxx in 08. März 2006, 20:41:12
Dass aber Bundesländer Sondeln kategorisch verbieten geht zu weit.

Hallo xxx,
ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dort wo keine Genehmigungen erteilt werden, fördern die Behörden aktiv das ,,schädliche" Sondegehen. Fakt ist nämlich, dass Sondler ohne eine Genehmigung am liebsten im ,,Schutz des Waldes" suchen. Aber gerade in den meist ungestörten Böden der Waldflächen, passiert es sehr schnell, dass Funde aus In-situ undokumentiert entnommen werden.
Ich denke es wäre für den Schutz unserer Bodendenkmale sinnvoll, in allen Bundesländern die Zusammenarbeit (inlc. Genehmigung) mit Sondlern die Ackerflächen absuchen wollen zu fördern. Und unter besonderen Umständen auch, wenn auf den Flächen BD`s sind oder vermutet werden.
Im Umkehrschluss heißt das aber auch, alle Sucher die sich der Zusammenarbeit widersetzen, zerstören unsere Geschichte und müssen verfolgt werden.
Bevor hier groß aufgeschrieen wird: Ich spreche von der ,,Förderung der Zusammenarbeit" !!!
Bisher gibt es diese in noch keinem Bundesland! Der oft mühsame Weg zur Erlangung einer Suchgenehmigung ist alles andere als aktive Förderung. 
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Der Wikinger



...ich finde es ganz richtig was Ruebezahl sagt, denn:

Vertrauen und Zusammenarbeit ist immer besser als Verdacht und Verbote !!