Spannende neue erkenntnisse über unsere vermutlichen Bronzebeilen

Begonnen von Signalturm, 12. Mai 2024, 11:20:31

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Signalturm

Finderglück ist Finderlohn genug.

thovalo



Moin, danke für's Einstellen!

Da werden alte Gewissheitgen überprüft, stellen sich als falsch heraus und das Ganze zeigt sich als viel differenzierter und auch komplexer als gedacht!


lG Thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Signalturm

Was ich an der Sache klasse finde ist die Tatsache das man solche Gewissheiten auch mal hinterfragt. Eigentlich verwunderlich dass man noch nie die metallische Zusammensetzungen der massenhaft vorhandenen Beile untersucht hat. Gut das das nun geschieht und solch neue Erkenntnisse bringt.
Finderglück ist Finderlohn genug.

thovalo

Zitat von: Signalturm in 12. Mai 2024, 15:17:02Was ich an der Sache klasse finde ist die Tatsache das man solche Gewissheiten auch mal hinterfragt. Eigentlich verwunderlich dass man noch nie die metallische Zusammensetzungen der massenhaft vorhandenen Beile untersucht hat. Gut das das nun geschieht und solch neue Erkenntnisse bringt.


Da hast Du absolut recht! Ich hatte schon vor längerer Zeit gehört, dass es Zeifel daran gibt, dass die Stücke alle in Formen gegossen wurden und das man überprüfen müsste, ob sie nicht eher geschmiedet worden sind. Was in dem Bericht zur Ausarbeitung der Beilklingen ermittelt worden ist, ist sehr akribisch herausgefunden worden.

Ich denke, es gibt noch sehr viele solcher scheinbarer "Gewißheiten" die dann in sich zusammenpurzeln werden. Aber das ist ja auch Teil des Fortschritts in den Disziplinen der Archäologie.


lG Thomas 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

stratocaster

Zitat von: Signalturm in 12. Mai 2024, 15:17:02Eigentlich verwunderlich dass man noch nie die metallische Zusammensetzungen der massenhaft vorhandenen Beile untersucht hat.

Genau!
Was die Firma DeltaSigma dort gemacht hat ist ja nichts weltbewegend neues (wie Herr Meller so sagt),
sondern eine Disziplin, die sich Metallografie nennt und allein in Deutschland an Hunderten von Stellen
ausgeübt wird. "Metallograf" ist sogar ein Lehrberuf. Die metallografische Präparation durch Einbetten
in Kunstharz, das Beschleifen, das Polieren und das abschließende Ätzen sind "Alte Jacke" und nichts Neues.
https://de.wikipedia.org/wiki/Metallografie
Als Herr Wunderlich voller Erstaunen festgestellt hat, dass sich ein abgeschrecktes Metall anders verhält
als ein langsam abgekühltes, musste ich laut loslachen.
Die ganze Technik kommt heutzutage ohne interdisziplinäre Betrachtungen nicht mehr aus.
Selbst die Mediziner haben das kapiert; und nun lernen auch die Archäologen,
dass man hie und da über den Zaun schauen und vielleicht einen Werkstoffwissenschaftler befragen könnte.

Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber als gelernter Werkstoffwissenschaftler bin ich echt erschüttert.

Die Schmiedeversuche sind schon sehr zielführend.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Schuhnagel 2

Was mir mehr zu denken gibt als das Herstellungsverfahren ist der Umstand, dass die vermeintlichen Bronzebeile aus Kupfer sind und nur ausnahmsweise etwas Zinn enthalten.
Das müsste weitreichende Konsequenzen haben. (Handelswege und ganz allgemein der Zugang zu Rohstoffen).
Im Grunde müssen nun sämtliche Beile, grünspanbehaftete Waffen und Schmuckstücke hervorgekramt, metallurgisch untersucht und ein paar Bücher umgeschrieben werden.
Viele Grüsse
Ulrich

thovalo

Zitat von: Schuhnagel 2 in 13. Mai 2024, 10:48:31Was mir mehr zu denken gibt als das Herstellungsverfahren ist der Umstand, dass die vermeintlichen Bronzebeile aus Kupfer sind und nur ausnahmsweise etwas Zinn enthalten.
Das müsste weitreichende Konsequenzen haben. (Handelswege und ganz allgemein der Zugang zu Rohstoffen).
Im Grunde müssen nun sämtliche Beile, grünspanbehaftete Waffen und Schmuckstücke hervorgekramt, metallurgisch untersucht und ein paar Bücher umgeschrieben werden.
Viele Grüsse
Ulrich

Die urgeschichtliche Archäologie ist eine alte Dame die sich ungern mehr bewegt als notwendig ist. Insofern hat stratocaster recht. Eigentlich sind die Analyseverfahren noch die Untersuchungen an Metallen schon ein alter "moderner" Hut.

Aber hier wurden dann endlich mal metallurgische Standardanalysetechniken interdisziplinär systematisch angewendet und für die Archäologie scheinbar überraschend, zeigen sich dann alte am Schreibtisch zusammengestellte und einfach vorausgesetzte "Weisheiten" als nicht zutreffend.


@ Ulich   ......   Bücher umschreiben geht leider nicht den as steht "bleibt" und Alles untersuchen schon gar nicht. Es bleibt einem echt die Luft weg, wenn man mal einen Einblick bekommt, wie schwer und selten die Finanzierung schon für kleinere Projekte gelingt.


Es wird eine grundlegende Arbeit brauchen, um die ja doch recht manifeste Fehleinschätzung "alles Bronze" aufzulösen und dann weiss man im Grund wieder mal, das man Nichts weiß!  :zwinker:


.......... und am Ende ist wieder Alles offen.



lG Thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Die den Randleistenbeilen folgenden Absatzbeile haben eine deutliche Gussnaht, Formteilung, zumindest meines. Sind denn schon mal solche Rohlinge gefunden worden? Gruss..

Wiedehopf

Vielen Dank für den hochinteressanten Beitrag.

Ich habe seit Jahren ein Randleistenbeil in meiner Sammlung bei dem ich mir bestimmte Merkmale bisher nicht erklären konnte: 

A: die rissige Schneide
B: die deutlich sichtbaren Hammerschlagspuren
C: die netzartig gerissene Oberflächenstruktur
D: sonstige, nicht mit einem Gussverfahren vereinbare 'Narben' 

Nach Anschauen des Filmes kann ich mir jetzt einiges erklären  :super: .

Viele Grüße
Michael 


Wiedehopf

Zitatklopf, klopf...

In der Expertise war 1996 von 'Dengelspuren zur Härtung des Materials' die Rede.

Viele Grüße
Michael