Zwei Neufunde von Pfeilschneiden (rechter Niederrhein)

Begonnen von thovalo, 07. Mai 2017, 21:14:54

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thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

:kopfkratz: Wer ist Fred?
Bringt uns jedenfalls nicht weiter.

mfg

palaeo1

#32
Zitat von: hargo in 12. Mai 2017, 01:12:30
Bringt uns jedenfalls nicht weiter.


Ach hargo, nicht verallgemeinern ! Dich bringt es vielleicht nicht weiter. In dem Geschriebenen stecken so viele wissenswerte Aussagen drin, wenngleich auch nicht zu absoluten Miniformen an Pfeischneiden. Das Problem ist doch die Grabungstechnik. Bei neolithischen Siedlungsgrabungen wird doch, im Gegensatz zum Mesolithikum, in aller Regel nicht gesiebt. Wo sollen dann auch diese Kleinformen herkommen ? Ebenso fehlen uns die ganzen technologischen Mikroabfälle. Ich plädiere schon seit Jahren dafür, dass Referenzsockel stehen bleiben und mit mesolithischer Grabungstechnik ausgewertet werden, was bei der letzten linearen Großgrabung vom Landesamt in H auch schon angeordnet wurde. Da werden in Zukunft für viele noch sehr überraschende Ergebnisse bei heraus kommen. Ein Beispiel: Wurden bei mesolithischen Altgrabungen von vor vielleicht 50 Jahren bei einer Siebweite von 5 mm noch ein Verhältnis von 1:1 zwischen Mikrolithen und Kerbresten erzielt, konnte ich bei meinen Grabungen 2002 - 2008 und da mit einer Maschenweite von 2 mm ein Verhältnis von 1 : 2,2 erreichen. Damit komme ich doch zu ganz anderen Aussagen und Fragestellungen.
Gruß
palaeo1

thovalo

Zitat von: hargo in 12. Mai 2017, 01:12:30
:kopfkratz: Wer ist Fred?
Bringt uns jedenfalls nicht weiter.

mfg


Ups ....  sorry, Hargo  :friede:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#34
Zitat von: palaeo1 in 12. Mai 2017, 06:50:56

Ach hargo, nicht verallgemeinern ! Dich bringt es vielleicht nicht weiter. In dem Geschriebenen stecken so viele wissenswerte Aussagen drin, wenngleich auch nicht zu absoluten Miniformen an Pfeischneiden. Das Problem ist doch die Grabungstechnik. Bei neolithischen Siedlungsgrabungen wird doch, im Gegensatz zum Mesolithikum, in aller Regel nicht gesiebt. Wo sollen dann auch diese Kleinformen herkommen ? Ebenso fehlen uns die ganzen technologischen Mikroabfälle. Ich plädiere schon seit Jahren dafür, dass Referenzsockel stehen bleiben und mit mesolithischer Grabungstechnik ausgewertet werden, was bei der letzten linearen Großgrabung vom Landesamt in H auch schon angeordnet wurde. Da werden in Zukunft für viele noch sehr überraschende Ergebnisse bei heraus kommen. Ein Beispiel: Wurden bei mesolithischen Altgrabungen von vor vielleicht 50 Jahren bei einer Siebweite von 5 mm noch ein Verhältnis von 1:1 zwischen Mikrolithen und Kerbresten erzielt, konnte ich bei meinen Grabungen 2002 - 2008 und da mit einer Maschenweite von 2 mm ein Verhältnis von 1 : 2,2 erreichen. Damit komme ich doch zu ganz anderen Aussagen und Fragestellungen.
Gruß
palaeo1


Ja, neolithische Grabungen verlaufen meist in einem groben Raster und ein Durchsieben wird, wenn dann, oft nur sehr selektiv und reduziert durch geführt und richtet sich, in meinem Projekt zumindest vorerst, im Wesentlichen auf die Gewinnung von botanischen Überresten aus.

Selbst bei Oberflächenprospektionen macht es Sinn mit auf kleinste Stücke zu achten. Hier wird das durch den glücklichen Umstand ermöglicht in einer an natürlich abgelagerten Silexvorkommen weitgehend freien Oberflächensituation suchen zu können. Das bringt zwar stratigrafisch Nichts, jedoch etwas für die Identifikation der Ausführung der Bearbeitung von und der Arbeit mit Silices (und Felsgesteinen).

Das genaue Hinsehen unterstützt in diesem Fall nicht nur die positiven Ergebnisse des Suchens und des Findens im mesolithischen Milieu.


In der Publikation wird deutlich, das es im metrischen Mittel zwischen Pfeilspitzen und Pfeilschneiden keine absolut gravierende Unterschiede gibt. Auch in der Konsequenz des praktischen Einsatzes ergeben sich keine absolut grundlegenden und gravierenden Unterschiede. Es wird eher erkennbar, dass es sich um zwei verschiedene Konzepte der Pfeilbewehrung handelt deren jeweilige oder gleichzeitige Anwendung an Gewohnheiten oder Traditionen gebunden waren.


Die nördlichen und östlichen Traditionen der neolithischen Pfeilschneiden führt der Autor bis auf die vorangegangenen mesolithischen Gebrauchsgewohnheiten zurück. Vielleicht ist das ein möglicher Ansatz: die früher einsetzende Neolithisierung in bestimmten Landschaften als treibender Entwicklungsmoment für die Pfeilspitzentradition und die konservative Beibehaltung der Pfeilschneiden als Abgrenzungserscheinung und späteres Element der Identifikation der Menschen innerhalb der Regionen die länger mesolithischen Traditionen verhaftet blieben.

Das weit überdurchschnittlich häufige Auftreten von Pfeilschneiden im späten Neolithikum an diesem Punkt am Niederrhein betrifft einen zentralen Flussübergang von der Maasregion kommend zum Ruhrgebiet. Da war ein bislang noch kaum beachteter und offenbar hoch frequentierten Transitraum an dem sich verschiedene Traditionen begegneten, sich wechselseitig beeinflussen und auch mischen konnten.


Schauen wir mal was die nächsten Jahre und Jahrzehnten an Wissenszuwachs dazu kommt!


lG Thomas  :winke:



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.