unsicher

Begonnen von fuchs, 06. Dezember 2009, 20:38:06

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fuchs

Heute habe ich einen dicken Abschlag mit deutlichem Bulbus gefunden. Wallnerlinien, Schlagflächenrest und Schlagnarbe sind vorhanden. Auch scharfkantige Grate. Der dunkelgraue Flint ist mit einer braunen (Sumpf-?) Patina überzogen. Falls Retuschen seitlich angebracht waren, so sind sie von Pflugretuschen überlagert worden. Es scheint, als seien  auf der Ventralseite welche vorhanden gewesen.
Bisher habe ich hauptsächlich unpatinierte Artefakte gefunden, eine solche Patina ist in meinem gesamten Suchgebiet an Artefakten noch nicht aufgetaucht.
Da heute Nikolaus ist, hoffe ich , daß es sich um ein Artefakt handelt und daß ihr mir ein wenig mit Informationen aus der Patsche helft.
Herzliche Grüße, der Fuchs

Marienbad

Moin Fuchs  :winke:

einen Abschlag erkenne ich, auch die Patina.
Aber ob da mal Retuschen waren glaube ich nicht.
Nicht jeder Abschlag ist ein Gerät aber trotzdem
ein wichtiger Hinweis. Die Abschläge zählen zu den meisten
Fundstücken, da sie in Massen beim Zuschlagen als
Abfall entstehen. Eben wie in einer Werkstatt die
Holzspähne rumliegen.

Hattest Du einige Stichel im Stiefel ???? :-)

HG   Manfred

fuchs

@ Marienbad: Leider sieht man die möglichen Retuschen auf den Fotos nur mit Wohlwollen. Sie sind sehr zart, es ist nicht auszuschließen, das dort nur Teile der Patina abgeplatzt sind, also Reste trotz rezenter Beschädigung noch erhalten sind. Wäre die Patina denn als Sumpfpatina anzusprechen und kann daraus auf das Alter des Abschlages geschlossen werden?
Und nein, Stichel waren nicht drin. Aber dafür habe ich heute einen Rillenhammer oder so etwas gefunden.
Ich habe schon 2 mal versucht, den Beitrag reinzustellen, fliege aber immer raus. Falls ich es noch schaffe, wäre ich für einen Kommentar sehr dankbar! :winke:

Marienbad

Leider kann ich Dir mit der Patina nicht weiterhelfen, da ich nur hiesige
nordische Flintsteine in den Händen hatte. Ich kenne Deine Flintsorten nur
aus dem Forum als Ansicht, hatte es nie in den Händen.
Es sieht auch sehr ,,fettig" aus, Dein Stück.
Was ist ein Rillenhammer ? :kopfkratz:

Gruß  Manfred

steinsucher

#4
Hallo Forum, hallo Fuchs,

natürlich ein schwieriges Teil. Es sind sicher Merkmale eines Artefaktes vorhanden. Aber irgendwie stimmt die Gesamterscheinung nicht. Wir sind ja räumlich nicht so weit getrennt. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass "unsere" Äcker ziemlich gleich aussehen. Mir ist im Laufe der Jahre aufgefallen, dass immer dann, wenn der Boden kiesig wird, auch diese braun patinierten, etwas speckigen, Feuersteinfragmente auftreten. Ich habe die Dinger im Anfang intensiv gesammelt. Mittlerweile befestigen wir unseren Weihnachtsbaum damit in einem alten Steintopf. Ich denke mal, dass sie durch einen geologischen (?) Prozess entstanden sind. Die Farbe ist auch immer ziemlich gleich. Wenn man sie anschlägt, sind sie innen grau. Zeugt irgendwie von Maas-Schotter. Wir wissen ja, das bei uns "Paläo" nicht einfach oben rum liegt. Und wenn, ist es nicht nur braun.

Als Beispiel ist das Teil natürlich 1a. Schade, dass es in zwei Wochen wieder von Seite 1 verschwunden ist.

Ohne Gewähr!

Gruß,  Fritz.


fuchs

Hallo Steinsucher,
in Neandertaler & Co habe ich gelesen, eine braune Patina würde Redox- oder Sumpfpatina genannt. Ich weiß aber nicht, ob es sich darum handelt, vielleicht hat jemand eine Info? :idee:

rolfpeter

Der Fritz schreibt es ja schon.

Maasschotter!
Ist über Jahrmillionen aus der Maastricher Kreide bis nach MG gerumpelt, durchgefroren, zersprungen, geschwemmt und zum guten Schluß noch durch die Kreiselegge gedreht worden.

Immer zu erkennen an der schön glänzenden Oberfläche und etwas verrundeten Graten - hervorgerufen von "Politur" von Wind, Wasser, Sand und Wasweißichnoch. Manche Schottersteine haben Merkmale von Artefakten - man kann aber den Sinn der Herstellung, also das Produkt einer zielgeführten Handlungskette, nicht nachvollziehen.
Bei der braunen Farbe handelt es sich um Spuren von Eisen, das entweder schon im Flint vorhanden, oder in die Poren des Steins eingedrungen und oxydiert ist. Wenn man ein solches Steinchen zerschlägt, ist der Kern oft noch ähnlich grau wie das Ursprungsmaterial. Wenn ich es richtig weiß, dann ist frischer Feuerstein der Maastrichter Schichten (bis auf Valkenburg) immer grau bis schwarz gefärbt. Grundsätzlich hellt das Gestein durch chemische Prozesse, hervorgerufen durch die lange Lagerung im Wasser auch auf.

Du wirst ja bestimmt mit Deinen Steinen mal zum Herrn Weiner gehen. Dem zeigst Du das Stück dann mal, der kennt sich natürlich bestens aus, hat er doch ehedem seine Magisterarbeit genau zu diesem Thema verfaßt.

Im Rheinland kann man an Stellen, wo der Boden besonders eisenhaltig ist, auch schon mal braun patinierte Artefakte finden. Die entsprechenden Fundstellen erkennt man daran, daß auch die Steine des sonstigen dort herumliegenden Gerölls rot verfärbt sind. Die Artefakte sehen dann so aus:



Feuchtbodenpatina sieht etwas anders aus. Hier sind Beispiele von Kratzern, die von der mesolithischen Fundstelle Hambach kommen:



An dieser Stelle sind fast alle Funde patiniert wie ein Blick in die Fundkiste zeigt:



Bei neolithischen Stücken ist die Feuchtbodenpatina meist weniger deutlich ausgeprägt, wie bei dieser Klinge aus normalerweise grauem Rijckholt-Flint.



HG
RP




Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

fuchs

Lieber RP,
danke für die ausführliche und toll bebilderte Antwort. Am 14.12. habe ich einen Termin bei Herrn Weiner. Da freu ich mich schon. :smoke:

fuchs

War gestern bei JW, der war begeistert von dem Stück. Alle Artefaktmerkmale vorhanden, typisch Levallois, ABER zu dick, um ein Artefakt zu sein. Da hat der Fritz voll ins Schwarze getroffen. :super: