... "was mir behagt, das ist die wilde Jagd" ... ein französischer Flintenstein

Begonnen von thovalo, 13. Juni 2015, 15:12:07

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thovalo



Der bei der letzten Begehung vor einer Woche gefundene französische Flintenstein ist von bekannt hoher Materialqualität und einem bislang in der Region noch nicht überlieferten großen Format. Dies liegt einmal mit daran, dass dieser Flintenstein nur wenig verwendet worden ist bevor er auf dem Flurstück landete. Das große Format deutet zugleich auf ein gleichfalls großes Format der verwendeten Waffe hin. Bei dieser Schußwaffe wird es sich sehr wahrscheinlich um eine schwere Jagdwaffe gehandelt haben.

Flintensteine aus französischen "silex jaune-cire du Berry" sind in großen Mengen als Importartikel der Neuzeit in das Rheinland gelangt. Hier gibt der spezifische Fundpunkt und ein weiteres Fundobjekt aus dieser Begehung eine Anregung sich ein "Lebensbild" wahrscheinlich der Zeit der zweite hälfte des 18. bis frühen 19. Jhs. vor Augen zu führen.

Der Fundpunkt liegt im Bereich des historischen Parkgeländes eines der vielen Schlösser im Bereich der Stadt Düsseldorf.

Der Gebrauch einer so großformatigen Schusswaffe mit einem rechteckigen Flintenstein aus französischen Silex wird in so großer Nähe zum Schloss am ehesten auf den Verlust des Fundbelegs während einer adligen Jagdgesellschaft hin deuten. Die Jagd auf Hochwild war immer noch ein adliges Privileg.

Der zweite Fundbeleg des Platzes der mit der Jagd in Beziehung steht ist eine ebenfalls nicht ganz üblich großformatige Bleikrampe. Diese Bleikrampen wurden bei der Jagd auf das Hochwild als "Netzsenker" verwendet. Die Sperrnetze wurden zwischen den Bäumen des Parks aufgespannt und das Damm- und Rotwild in diese Situation hinein getrieben damit die dort wartende Jagdgesellschaft die Tiere schiessen konnte.

Aus heutiger Sicht gibt das den Anschein eines dekadent zelebriertes Privilegs. Bei den schlechten Trefferquoten der damaligen Gewehre war es aber auch notwendig den Lauf während der Flucht der Tiere unterbrechen zu können um sie überhaupt mit einem Gewehr anvisieren und mit einem Schuss treffen zu können.


Die Jagd war alles andere als notwendige Nahrungsbeschaffung, sondern ein zelebriertes Privileg und gegebener Anlass zu gesellschaftlichen Treffen zur eigenen Repräsentation. Höhepunkte dieser gesellschaftlichen Bedeutung der Jagd sind repräsentierende Bauten wie die Jagdschlösser des Kölner Kurfürsten Clemens August. Die hier im Park eines Schlosses der Stadt Düsseldorf gegebenen Jagdgesellschaften dürften ebenfalls nicht wenig repräsentativ und aufwändig gewesen sein.

In Schoß Benrath residierte u.a. ein Verwandter Napoleons als König von Westfalen, die Reichsgrafen von Hardenberg und von Spee residierten im Norden der Stadt Düsseldorf und auch der Kurfürst Clemens August hielt im Düsseldorfer Raum Jagdgesellschaften ab.


lG Thomas      :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

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Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.