Schleifstein?

Begonnen von lithic, 25. Januar 2015, 22:27:39

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lithic

Servus!

Handelt es sich bei diesem Stück um einen Schleif-/Wetzstein? Oder ist es ein Geofakt?
Material ist feiner Sandstein. Beifunde hauptsächlich aus dem Neolithikum.

insurgent

Sieht schon nach Schleifstein aus, aber wohl Neuzeitlich.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Sprotte

Zitat von: insurgent in 25. Januar 2015, 23:52:48
... aber wohl Neuzeitlich.

Wodurch begründet?

Viele Grüße
Sprotte (Ralf)

SalPeter

Ein Schleifstein ist es noch nicht, auch keine sichtbaren Spuren. Man könnte es aber als Schleifstein benutzen wenn er dazu geeignet ist. Muß man ausprobieren.
cu

Steinkopf

Der sieht doch wie ein abgebrochener Wetzstein aus.

LG

Jan

Nanoflitter

Zitat von: Steinkopf in 26. Januar 2015, 10:15:17
Der sieht doch wie ein abgebrochener Wetzstein aus.

LG

Jan

Ja, hat Ähnlichkeit, hab aber noch nie einen aus rotem Sandstein gesehen, immer anderes Material. Leider ist auch keine Abnutzung zu erkennen,
wie sonst, bei so alten Gurken. Neolithisch ist er nicht, neu auch nicht, ich sag mal ein "Naturstück".
Gruss...

palaeo1

Zumindest die Schmalseite sieht geschliffen aus - Finger nass machen und drüberwischen, wenn Rauhigkeit besteht, ist es keiner. In Norddeutschland ist roter Sandstein das meistverwendete Rohmaterial für Schleifsteine, auch schon ab dem Neolithikum

Steinkopf

Diese präzise rechtwinklige Form sieht mir nicht nach einem Naturstück aus.

LG

Jan

SalPeter

Meiner Meinung nach, ist es ein Stück von einem Dachstein.
cu

Furchenhäschen

Hallo,
das macht eben doch den territoritalen Unterschied in der Vor- und Frühgeschichtlichen Fundlandschaft Deutschlands aus.
Derartige Sandsteine, Schleifsteine finden sich auffallend häufig im Bereich neolithischer Siedlungen und deren näherem Umfeld.
Dabei handelt es sich keinesfalls um ein neuzeitliches Stück. Über derartige Sandsteine gibt es auch in der Literatur Oberbayerns diverse Hinweise und Fundberichte.
In meinem umfangreichen Lesefundarchiv liegen auch einige dieser Stücke vor.
Das war hier übrigens auch schon mal Thema.
Gruß
Peter

Furchenhäschen

......anbei noch ein Link zum Thema die Verwendung von Sandstein im Neolithikum

http://www.uni-muenster.de/UrFruehGeschichte/forschen/mahlsteine2.html

und eine PDF, Texteingabe der PDF bei Google

[PDF]Tausch und Transport von neolithischen Steingeräten

Gruß
Peter

Nanoflitter

Das Teil hat nun wirklich nix mit einer Schiebemühle zu tun. Es sieht aus wie ein moderner abgebrochener Schleifstein für eine Sense.
Und keine Gebrauchsspuren?  :glotz: Das ist schon alles, was das Teil hergibt. Die Verwendung von rotem Sandstein im Neolithikum steht natürlich außer Zweifel. Hier fehlen mir im Moment aber die Beispiele, die dieses Teil in diese Zeit datieren könnten.
Liegt denn an der Fundstelle auch natürlicher Sandstein? Bei mir liegt alles voll davon, in allen möglichen Formen und Größen.

Gruss....

Kelten111

Würde ich auch so sehen  :glotz:
Mfg

lithic

Hallo,

was ich vergessen hab zu sagen: Fundregion ist südlich von Regensburg, wegen dem natürlichen Vorkommen von Sandstein: die Urdonau hat hier im Altpleistozän ihr Geröll abgeladen, der Sandstein könnte da natürlich dabei gewesen sein...

@Peter: Kannst du Fotos von ähnlichen Sandsteingeräten aus deiner Sammlung einstellen, würde mich interessieren?!

Levante

Guten Morgen,
ich habe den Eindruck, dass es sich ursprünglich um einen leicht Doppel-Konischen Schleifstein handelte. Diese Form kenne ich nur bei neuzeitlichen Stücken, denn würde ich ihn nicht unbedingt als rezent ansprechen. Aber soweit ich mich erinnere sind die Stücke nicht wirklich zu datieren.  :nixweiss:

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo



Auch bei mir bildet sich er Eindruck eines neuzeitlichen Schleif- oder Wetzsteins. Allüblich haben auch hier am Niederrhein die Landarbeiter geeignete Gerölle aus dem Rheinschotter gesucht und dann meist lange verwendet. Dabei bildeten sich zuletzt oft derart kantige Formen.

Sie finden sich an der Oberfläche auch in neolithischen und germanischen und fränkischen und ottonischen Siedlungsbereichen und dürften in der Regel neuzeitlich entstanden sein.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinsucher

Hallo Forum,

ich gestehe, ich habe auch keine gesicherten Erkenntnisse. Schleifstein? Wetzstein? Glaube ich nicht. Wetzsteine sind zum schärfen z.B. von Sensen, Sicheln, Messern usw zur Gebrauchszeit benutzt worden. Man hätte sie formmäßig auf ihre Aufgabe vorbereitet. Da würde man auch die Abnutzung am Wetzstein sehen. Beliebt war so rund bis flach-rund. Schleifsteine würden auch sichere Abnutzungsspuren zeigen, egal ob Metall oder Feuerstein geschliffen worden ist. Sie würden eher gelegen haben. Davon ist hier nichts zu sehen.

Ich habe ähnliche Teile gefunden auf Hambach1, werde aber nicht behaupten, sie seien mesolitisch. Manchmal glaube ich eher, sie stammen aus der jüngsten Bauzeit und stellen ganz einfach Elemente einer "feinen", jetzt aber schon wieder zerstörten Bautechnik dar. (Beispiel: Gelände Schloss Hambach bei Jülich. Ist Teil von Hambach1 mit Mesolithikum und Neolithikum und allem Bauschutt der Schlossanlage.)

Irgendwie sehe ich noch als Kind die "Grossen" beim arbeiten an unseren Gebäudeteilen, wie sie kleine Steinfragmente zum einpassen mit einem Hammer angefertigt haben, um Leerräume oder Lücken zu füllen, damit Mauerstrukturen stabil wurden.

Kann aber auch ganz anders gewesen sein,

Gruß aus Heinsberg,

Fritz

lithic

Abend!

Ich werde das Teil mal als Schleifstein/Wetzstein unbekannter Zeitstellung in die Sammlung einsortieren...
Danke euch! :winke:

Furchenhäschen

Zitat von: Nanoflitter in 26. Januar 2015, 20:22:52
Das Teil hat nun wirklich nix mit einer Schiebemühle zu tun. Es sieht aus wie ein moderner abgebrochener Schleifstein für eine Sense.
Und keine Gebrauchsspuren?  :glotz: Das ist schon alles, was das Teil hergibt. Die Verwendung von rotem Sandstein im Neolithikum steht natürlich außer Zweifel. Hier fehlen mir im Moment aber die Beispiele, die dieses Teil in diese Zeit datieren könnten.
Liegt denn an der Fundstelle auch natürlicher Sandstein? Bei mir liegt alles voll davon, in allen möglichen Formen und Größen.

Gruss....

ja, dies hat es nun wirklich nicht!
Wenn man nur die Überschrift liest kann man zu dem Schluss kommen,
im Text geht es um deutlich mehr, ich zitiere nur beispielhaft:
Landesmuseum und Amt für Bodendenkmalpflege und Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege Bonn) als auch in den Fundveröffentlichungen häufig nur als ,,Mahl-, Reib- oder Schleifsteine" ohne Angabe der Anzahl der Fragmente oder der vollständigen Stücke bezeichnet, so daß unklar bleiben muß, wieviele Mahlsteine auch nur annähernd bislang geborgen wurden. Aufgrund dieser Sachlage war es nötig, allen Hinweisen nach dem Verbleib dieser Kollektivbezeichnungen in Museen und Sammlungen nachzugehen.

Gruß Peter

thovalo

Zitat von: lithic in 28. Januar 2015, 22:22:29
Abend!

Ich werde das Teil mal als Schleifstein/Wetzstein unbekannter Zeitstellung in die Sammlung einsortieren...
Danke euch! :winke:


Ich finde das eine absolut angemessene Ansprache!  :super:

Ich habe endlich eine "Heimatwochenende" und komme meinen Funden mal wieder näher!
Ich möchte Dir noch folgende Beobachtung hinzufügen.

Ich habe das "Glück" aus einer Region zu stammen von der man behauptet hat sie sei "fundleer" oder zumindest "fundarm".
Das hatte zur Folge, dass jeder das so übernommen hat und Niemand mal die Nase in den Wind streckte.

Unter den extrem vielen Fundbeobachtungen nehmen Steine mit Schliffflächen eine eigene Stellung ein, eben weil sie noch bis weit in das 20. Jh. hinein alltäglich verwendet worden sind!


Paläolithische Felsgesteine mit "Schliffpartien" sind nach der Literatur Gerölle.
Häufiger finden sich dazu Spuren des Gebrauchs als Retuscheur.

Ebenso im Mesolithikum

Neolithische Felsgesteine mit Schliff sind meist Beilklingen, deren Grundformen meist auch Gerölle bilden.
Insbesondere die Amphibolithstücke für Dechselklingen weisen kantige Partien mit Sägespuren auf die in der Zurichtung als Dechselklingen überschliffen sind.

Endneolithische und Metallsteinzeitliche Steine mit Schliff bestehen ebenfalls meist aus Geröllen und weisen in der Regel keine rechteckigen Winkel auf. Sie sind gegebenenfalls auch formend zugeschliffen. Dann wird die Verwendung als Dengel bei der Ausarbeitung von Metall angenommen.

Germanische Felsgesteine mit Schliff sind Gerölle, oft mit längsgerichteten Schlifffacetten und/oder weit abgeschliffenen gewölbten oder konkav eingeschliffenen Breitseiten. Auch dort keine rechteckigen Formen.

Rechteckige Formen bei römischen Wetzsteinen aus spezifischen Gesteinvarietäten. Die sind meist stabförmig lang und können ein "Fischgrätmuster" eingearbeitet haben.

Fränkische Wetzsteine sind meist ebenfalls Gerölle oder sind rechtwinklig und bestehen klassischer weise aus einem spezifischen nordischen Gestein, dass auch noch weiter bis in das hohe Mittelalter weithin vertrieben worden ist.

Daher bin ich sehr in der Tendenz bestärkt, dass Dein Fundbeleg ein neuzeitlich verwendetes Gesteinstück sein wird.
Dennoch steht nichts drauf, steckt Niemand drin!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.