Steinaxt-Fragment: Bohrunfall ?

Begonnen von Wiedehopf, 29. Juli 2024, 22:27:37

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Wiedehopf

Guten Abend,

hier das Fragment einer Steinaxt bei der irgendwas mit dem Bohrloch geschehen ist. Kann es sein, dass die Axt während des Bohrvorganges zerbrochen ist ? Oder bei der Schäftung ? Das Äußere des Fragmentes ist ganz glatt geschliffen, eine Verwendung als Klopfstein wie bei der von Nano gezeigten ist ausgeschlossen.

Viele Grüße
Michael   

Nanoflitter

Sieht so aus, als wenn die gebrochene Lochmitte für irgendjemand als Amboss oder Schlaginstrument gedient hat. Weiß der Geier :-D  Gruss...

RockandRole

Servus,

ein super Fundbeleg. Eine Ambossfunktion halte ich auch für möglich. Das Teil kann man ja toll in den Boden klopfen, und weil's konisch ist, gibt das dann genug Widerstand  :winke:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Robert

dieses Axtfragment wurde noch zum Klopfen verwendet

 :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Wiedehopf

ZitatEine Ambossfunktion halte ich auch für möglich. Das Teil kann man ja toll in den Boden klopfen, und weil's konisch ist, gibt das dann genug Widerstand

o.k, also wohl doch kein Bohrschaden sondern nachträgliche Beschädigungen durch sekundäre Nutzung nach dem Bruch der Axt.

Es hätte sich ansonsten auch sofort die Frage aufgedrängt, warum man eine Axt erst perfekt ringsherum schleift und poliert und dann die riskante Bohrung vornimmt.

Viele Grüße
Michael     

RockandRole

Servus Michael,

kannst du die Seiten auch noch einmal abfotografieren bitte, da sind so seltsame weiße Punkte drauf, welche die gleiche Farbe haben wie die Spuren im Bohrloch. Retuschiernarben?

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Wiedehopf

Hallo Daniel,

gerne, hier das Axtfragment ringsrum fotografiert. Das scheinen alles nur kleinere rezente Beschädigungen zu sein, lediglich auf Bild 4 ist ein kleines Narbenfeld vorhanden welches in die glatte Oberfläche eingreift.

Viele Grüße
Michael     

RockandRole

Danke für die Bilder Michael,

kleine Narbenfelder sind durchaus vorhanden, wenn die farblich (altersmäßig) ähnlich sind, könnte das schon auf ein Kombiwerkzeug hindeuten. Retuscheur mit Ambossfunktion.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 30. Juli 2024, 08:19:53Servus,

ein super Fundbeleg. Eine Ambossfunktion halte ich auch für möglich. Das Teil kann man ja toll in den Boden klopfen, und weil's konisch ist, gibt das dann genug Widerstand  :winke:

Liebe Grüße Daniel


Das sehe ich ganz genau so!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Bringt eigentlich die Verwendung einer zerbrochenen Arbeits- oder Streitaxt als Klopfstein irgendwelche Vorteile gegenüber einem x-beliebigen anderen Stein vom Acker ? Oder steht da eventuell mehr hinter ?

Ich möchte auf folgendes hinaus:

Ich habe über eine Hpothese gelesen, dass Streitäxte, die zerbrochen sind, nicht mehr als Grabbeigabe niedergelegt werden konnten. Sie wurden entweder symbolisch auf- oder abgewertet.

Negativ besetzte Stücke (die getötet oder sonstigen Schaden angerichet haben) wurden symbolisch zerstört und somit abgewertet.

Positiv besetze Stücke (die ihren Zweck erfüllt hatten aber im Kampf zerbrochen waren) wurden symbolisch aufgewertet. Dies geschah durch Anbringen einer neuen Bohrung, selbst wenn das Reststück eigentlich viel zu kurz für eine Weiterverwendung war. Oder durch das Anbringen von symbolischen Bohrlöchern oder Schälchen die das Stück entsprechend ihres ursprünglichen Wertes honorierten.   

Nachzulesen in 'Das Jungneolithikum in Schleswig-Holstein' von Sebastian Schultrich auf Seite 210-211.
 
Eigentlich ist ja die Verwendung solch eines ursprünglichen Prestigeobjektes wie einer Streitaxt als schnöder Klopfstein die ultimative Abwertung. Auch hier könnte man dann das Anbringen einiger Schlagnarben und das Zerkratzen des Bohrlochrestes als symbolische Handlung in diese Richtung deuten, analog zu dem Anbringen der Schälchen.   

Aber wahrscheinlich geht mir gerade die Phantasie durch   :kopfkratz: .

Viele Grüße
Michael 
 

Nanoflitter

Diese Äxte waren keine Kampfmittel, reine Arbeitsgeräte. So weit ich das kenne. Gruss..

Wiedehopf

ja, wohl wahr. Die Hypothese bezog sich ausdrücklich nur auf Streitäxte.

Viele Grüße

RockandRole

Servus,

ich denke, dass ein so zäher Stein, wie beispielsweise AHS gerne für ,klopfende' Arbeiten hergenommen wurde, weil das Material ja auch nicht unbedingt verfügbar war. Auch eine Kante von einem ausgebrochenen Loch, dürfte für gewisse Arbeiten Vorteile gehabt haben. So ganz profan.
Und das man Waffen, nicht nur von Gegnern unbrauchbar gemacht, mitbestattet und geopfert hat, ist ja gut belegt.
Wahrscheinlich hätte ich, mit dem gemahlen Staub aus den Waffen meiner Gegner eine Art Kriegsbemalung gemacht. Von daher ist ja vieles möglich  :winke:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen