Spitzenfragment (?) mit retuschiertem Rücken

Begonnen von steinsucher, 07. Oktober 2008, 21:30:49

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steinsucher

Hallo Forum,

Dieses kleine Kerlchen kam heute aus dem Boden hervor. Der Fundplatz beinhaltet von allem ein wenig. Dies ist allerdings das erste Teil mit Feuchtbodenpatina.

Zunächst sah es ziemlich unscheinbar aus. Bei näherem Hinsehen wurde es aber interessant. Es handelt sich offenbar um eine abgebrochene Spitze. Die Schlagfläche wurde sorgfältig prepariert so daß der Proximalbereich recht flach ist. Nach vorne hin wird sie dann ca. 4mm dick um zur Spitze hin wieder dünner zu werden. Eine Kante ist scharf, die andere war etwa zu zwei Dritteln der ehemaligen Länge (von der Spitze aus) durch Retuschen gestumpft. Von dieser Retusche  sind noch etwa 15 mm erhalten, sie erinnert an eine Rückenretusche. Wenn man beide Kanten über die Bruchstelle hinaus verlängert, entsteht die Form einer Spitze.  Gegen Licht gehalten erkennt man die bräunliche Farbe des Teils. Alle hier bisher gefundenen Feuersteinartefakte sind grau.

Zeitliche Stellung? Kann ich nach diesem Einzelfund nicht beurteilen. Ich würde es mal älter als Neolithikum schätzen. Die fehlende retuschierte Spitze könnte durchaus als Mikrolith verwendet worden sein. Dann wäre sie absichtlich gebrochen worden. Sie wäre allerdings recht kurz gewesen. Die Spitze könnte aber auch mit der flachen Basis geschaftet worden sein. Viele "könnte".

So, nun lasse ich mich gerne klüger machen.

Gruß aus Heinsberg/Rheinland,

Fritz.  :schaf:



Silex

Gute Fotos, schönes Teil!  Aber da hab ich den A . zu weit unten.
Unglaublich wie sich die Schlagwellen manchmal durch  das "Urgestein" treppen.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus Jungs,

ich war letzten Sonntag in Satzvey bei den Katzensteinen...die Örtlichkeit heißt wirklich so...Die Veranstaltung hieß "Archäologietour Nordeifel". War sehr interessant.  J. Weiner hat einen Hirschen mit Feuersteinklingen und einem Faustkeil zerlegt. Die Decke war in ca. 40 Min. abgezogen, das eigentliche Zerlegen ging dann flott in ca. 20 Min. Mit einem modernen Messer wäre es einem "Nichtmetzger" wohl auch nicht wesentlich schneller gelungen. Das Publikum war beeindruckt! Nachher wurde das Fleisch gegrillt und zum Verzehr feilgeboten, sehr lecker, empfehlenswert! Das aber nur am Rande.
Nun zum Thema: M. Baales hat dort einen Teil der von Löhr in den 70er Jahren ebenda ausgegrabenen spätpaläolithischen Artefakte ausgestellt und erläutert. Es handelt sich um Hinterlassenschaften eines Lagerplatzes der Federmesser (Rückenspitzen) -Gruppen. Und genau diese Rückenspitzen erinnern mich stark an Deinen Fund. Es wurde dort zwar keine kompletten Rückenspitzen gefunden, sondern nur die Terminalenden dreier Exemplare, aber es wurde eine Rekonstruktion eines vollständigen Pfeiles gezeigt. Die schlanke Spitze hatte eine steil retuschierte Längsseite, die Gegenseite war unretuschiert und messerscharf. Die Originale hatten übrigens kaum Patina.
Bis zum Beweis des Gegenteils hast Du für mich eine Basalbruchstück einer spätpaläolithischen Rückenspitze gefunden.  :zwinker:

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

#3
Hallo RP,

könnte dich kn......

Ich hätte nicht gewagt, das zu sagen, aber das Teil macht diesen Eindruck. Mesolithische Artefakte habe ich viele gesehen. Dieses ist entweder jünger (glaube ich aber nicht) oder älter. Ich hoffe, der Kuhquäler nebenan macht endlich den Mais runter. Die Koordinaten werden ein Referenzpunkt werden. Außer der durch feuchten Boden verursachten,  ist auch hier keine altersbedingte Patina zu sehen.

Das Geile ist, dass es von einem Platz stammt, dem man bisher "Lebensfeindlichkeit" in der Vergangenheit nachgesagt hat. Erst das Kloster in Heinsberg hat dann irgendwann den Boden kultiviert. Die römischen Teile von diesem Grund interessieren hier so recht Niemanden. Und nun wird es wohl noch älter. Steinzeit allgemein ist auch schon genug nachgewiesen.


Danke und gute Nacht,

Fritz.

Khamsin

Salaam Fritz!

Und bitte nicht knutschen, aber als ich das Stück zuerst sah und noch nicht RPs Zuschrift gelesen hatte, stellte sich bei mir bereits derselbe Eindruck ein. Und es steht nirgends, dass solche Stücke patiniert sein müssen. Der Rückenspitzen-Eindruck ist frappierend. Herzlichen Glückwunsch!

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"