Spätaltsteinzeitliches Federmesser versus mesolithischer Mikrolithen

Begonnen von thovalo, 19. Mai 2018, 13:09:33

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thovalo


Hallo zusammen!  :winke:


Von einem Fundplatz auf einem glazialen Dünenrücken bei Ratingen (Kreis Mettmann/NRW) stammen neben einem an der Basis gebrochenen und  im Vergleich zu anderen Projektilen vom Typ der "Federmesser" aus dem Rheinland, großformatigen "Federmesser" der späten Altsteinzeit, auch charakteristische und sehr minutiös ausgearbeitete Mikrolithen.

Lange Zeit war man bei diesem Federmesser von einem Verlust im Verlauf eines Jagdereignisses ausgegangen. Als Neufund liegt nun jedoch ein zweiter Federmesserbeleg mit rezent abgebrochener Spitze vor, sodass es sich ggf. doch um einen komplexeren Befundzusammenhang gehandelt haben kann.

Immer noch und weiterhin schwierig ist die Einordnung zweier gravierter Schieferplättchen, von denen eines ein komplexes Muster zeigt, wie es für das Azilien Frankreichs und die Rückenspitzenkulturen allgemein typisch ist. Durch Prof. Dr. Bosinski sind beide Stücke als spätaltsteinzeitlich interpretiert worden. Das zuerst aufgelesene Schieferstück ist in die Publikation "Urgeschichte am Rhein" aufgenommen worden. Das zweite Fundstück mit der komplexeren Gravur einer gebogenen Leiterbanddarstellung konnte aufgrund der späteren Entdeckungen darin nicht mehr mit eingeschlossen werden.


Auf dem Foto befindet sich rechts das "Federmesser(fragment)" gegenüber einem hoch fein ausgearbeiteten mikrolithischen Rückenmesser (links) und einer linkslateral und "dorso-ventral basisretuschierten Dreieckspitze" (Mitte) des Mesolithikums.


Mikrolithen in vergleichbar hoch fein auflösender Bearbeitungs- und Erhaltungsqualität finden sich im rechtsrheinischen Niederrheinischen Tiefland, im direkten Zu- und Übergang zum Ruhrgebiet, extrem selten.


Es zeigt sich in der Gegenüberstellung recht deutlich die Entwicklung zu einer ausgeprägten Mikrolithik im Verlauf des Boreals. In der heutigen Moderne ist es kaum mehr vorstellbar wie diese Feinheit und Kleinheit technologisch-handwerklich rein mechanisch bewältigt werden konnte.


Länge des Rückenmessers 1.9 cm, der Dreieckspitze 1.6 cm, des "Federmessers" noch 3,35 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.