Klinge mit schräger Endretusche

Begonnen von Danske, 08. Februar 2025, 10:57:35

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Danske

Hallo zusammen,

als ein Fund vom letzten Wochenende möchte ich euch eine Klinge mit schräger Endretusche zeigen.

Fundort ist die bekannte bandkeramische Stelle in Rheinhessen.

Maße:
gL: 37 mm
gB: 27 mm
D:  7 mm
G: 8 gr

Die Retusche ist recht kräftig ausgebildet.
Der Bulbus ist deutlich zu erkennen, es fehlen der Schlagpunkt und eine Schlagnarbe, was vielleicht auf den Abbau mittels eines organischen Schlägels hindeutet. Wobei dafür aber der Bulbus zu ausgeprägt erscheint. :kopfkratz:
Eine dorsale Reduktion ist vorhanden, was m.E. auch an einem Schlagpunkt (? :glotz: ) an der dorsalen Kante des Schlagflächenrests erkennbar ist.
Die ventrale Kante des glatten SFR verläuft sehr regelmäßig, was ebenfalls auf den Einsatz eines organischen Schlägels deuten könnte.
Lackglanz ist leider nicht zu erkennen.

Liege ich mit meiner Einschätzung richtig?

LG Holger

Ignoramus, ignorabimus.

Danske

Ignoramus, ignorabimus.

Steinkopf

Moin Holger,

Du hast es schon treffend beschrieben! Glückwunsch zu diesem 'Klingenkratzer'.

Hat sich da ein kleines Stück der Endretusche widersetzt?

Sicher ein Alleinstellungsmerkmal.

LG
Jan

thovalo

Zitat von: Steinkopf in 08. Februar 2025, 12:03:11Moin Holger,

Du hast es schon treffend beschrieben! Glückwunsch zu diesem 'Klingenkratzer'.

Hat sich da ein kleines Stück der Endretusche widersetzt?

Sicher ein Alleinstellungsmerkmal.

LG
Jan

Vom Format her würde sich Dein Funbeleg gut in ein frühes oder mittleres Neolithikum einfügen.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

#4
Hallo ihr beiden,

danke für eure Einschätzungen.

Gut gesehen, die Retusche endet an einer kleinen Spitze, daneben sind 4 mm nicht retuschiert.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Werkzeuge aus Flint von diesem Platz alle sehr kleinformatig sind. Das mag daran liegen, dass im Frühneolithikum die Geräte grundsätzlich kleiner waren als z.B. im Jungneolithikum, sicher aber auch mehrmals nachgearbeitet wurde und schließlich auch, dass meine Funde überwiegend aus Fragmenten ehemals größerer Stücke bestehen.

LG
Holger
Ignoramus, ignorabimus.

hargo

Hallo,

das ist mir zu kontrovärs.
Was denn nun, Klingenkratzer, oder schräge Endretusche?

mfg

Danske

Hallo hargo,

definitionsgemäß werden Kratzer durch eine konvex verlaufende Endretusche charakterisiert.

Daher würde ich das hier gezeigte Stück morphologisch nicht als Klingenkratzer, sondern als Klinge mit schräger Endretusche ansprechen.

Was allerdings nicht ausschließt, dass Klingen mit schräger, gerader oder gar konkaver Retusche auch zum Kratzen benutzt wurden. Makroskopisch ist das manchmal an Aussplitterungen der Arbeitskante erkennen. Das Stück hier weist winzige Aussplitterungen ventral an der Arbeitskante auf. Ob diese aber eine Nutzung als Kratzer belegen, vermag ich mangels ausreichender Kenntnisse auf dem Gebiet nicht zu beurteilen.

Vielleicht hat Jan das auch so gemeint, indem er das Stück als "Klingenkratzer" bezeichnete.

LG
Holger
Ignoramus, ignorabimus.