Sekundär abgebautes Feuersteinbeilklingenfragment/Restkern mit Kernkante

Begonnen von thovalo, 12. Februar 2015, 08:01:33

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thovalo



Der Fundplatz den ich seit 13 Jahren begehe und dokumentiere, hat tausende Überreste von Silices mit Schliffflächen bis hin zu vollständigen Beilklingen überliefert. Am vergangenen Sonntag fand sich auch dieses abgebaute Stück einer Beilklingen aus Feuerstein vom Rijckholttyp.

An diesem Stück ist noch einen nicht abgebaute Kernkante erhalten geblieben.
Auf der Gegenseite der Rest der dort angelegten Kernkante die nicht vollständig durch die Kernkantenklinge abgetrennt worden ist.


Auf den Breitseiten sind die Teilflächen mit Schliff noch gut erkennbar.
Die Kernkanten sind nicht Überreste der einstigen Centerline der Längsseiten.


Durch das ungewöhnlich reiche Fundaufkommen sind auch solche besonderen Varianten überliefert worden.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Die in einer hinge fracture ausgelaufene abgebaute Kernkante auf der Gegenseite

1. Bild: Abbaukante im "Profil" linksseitig
2. Bild: Aufsicht mit Rest der Kernkante im unteren Abschnitt
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Das ist ein interessantes Fundstück, welches Wert und Wertschätzung hochwertigen Materials aufzeigt.
Zumeist werden nur die Fragmente mit Beilschliff aufgefunden.

Die Metamorphose von Beil zum Kern und auch vom Kern zum Beil (hier mesolithisches Kernbeil)
findet sich seit dem späten Mesolithikum im Norden. Bei der schlanken, länglichen Form bietet sich diese Möglichkeit an.

Schön dass Du es so anschaulich gezeigt hast!

Jan

Steinsucher

Hallo Forum, hallo Thomas,

ja, das sieht vertraut aus. Das Recyckling von Beilklingen war definitiv angesagt. Der Rohstoff hatte sicher einen guten Wert. Ich habe hier eine kleine Sammlung solcher ehemaligen Beilklingen aus dem Bereich Geilenkirchen/Teveren. Einige haben eine gewisse Ähnlichkeit. Allerdings ist diese Kernkante dabei nicht vertreten. In meiner Tüte ist viel Rijckholt, etwa ebensoviel Falkenburg und einiges an Lousberg. Denke mal das stellt man so in das Endneolithikum.

Ich könnte mir vorstellen, dass allein die "Restgröße" des "Restkerns" einen weiteren Abbau verhindert hat. Er war ja schon ziemlich klein.

Sehr schönes Beispiel, hat mich bewogen, meine 1980+ wieder auszugraben.

Grüße vom Niederrhein (links) an den Niederrhein (rechts),

Fritz.

hargo

Zitat von: Steinkopf in 12. Februar 2015, 10:13:55
Das ist ein interessantes Fundstück, welches Wert und Wertschätzung hochwertigen Materials aufzeigt

Thomas weiß, dass ich nichts von Wert und Wertschätzung lithischer Materialien halte. Das muss für die Leute damals stink langweilig gewesen sein. Über Jahrzehntausende immer das selbe Material. Interessant jedoch, dass man sich in Zeiten schlechter Rohstoffversorgung noch der Kernkante erinnerte.

mfg

thovalo


Grüße an Euch Beide und Danke für den Austausch.


Auf dem hier gelegenen Fundareal ist das merkwürdig: über 1.300 Silices mit Schliff, von der vollständig erhaltenen Beilklinge, über Restkerne aus abgebauten Silexbeilklingen bis hin zu Pfeilspitzen, Kratzer und Pfeilschneiden aus Beilkligenabschlägen mit erhaltener Schliffpartie ....... dem gegenüber stehen über eintausend oftmals nicht einmal genutzt hinterlassene Abschläge bis 10 cm Länge und gelegentlich sogar noch länger aus Rijckholtfeuerstein.

Noch gibt es keine Klärung ob die vielen hinterlassenen Artefakte aus verschiedenen Epochen stammen. Beilklingenbelege aus Lousbergfeuerstein und Valkenburgfeuerstein sind proportional selten vertreten. Aber auch Rijckholtfeuerstein macht nur die größte Gruppe unter vielen aus, dazu Simpelveld, Hellgrau-Belgisch, St. Mihiel usw.

Kein Ort im Rheinland hat jemals auch nur annähernd so viele Silices mit Schliffpartien, also eine sekundäre Verwertung von Beilklingen, überliefert.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinsucher

Zitat von: thovalo in 23. Februar 2015, 19:11:35
Kein Ort im Rheinland hat jemals auch nur annähernd so viele Silices mit Schliffpartien, also eine sekundäre Verwertung von Beilklingen, überliefert.

Hallo nochmal,

das bedeutet aber auch, dass eine enorme Menge verschlissener Beilklingen vorhanden sein musste. Eigentlich eine neue Rohstoffquelle. So, wie man heute Metallschrott verarbeitet.

Schönen Abend,

Fritz.

thovalo

Zitat von: Steinsucher in 23. Februar 2015, 20:51:39
Hallo nochmal,

das bedeutet aber auch, dass eine enorme Menge verschlissener Beilklingen vorhanden sein musste. Eigentlich eine neue Rohstoffquelle. So, wie man heute Metallschrott verarbeitet.

Schönen Abend,

Fritz.


Das trifft es VOLL!

Da die hier wiederum Beilklingen aus Siltstein gefertigt und anscheinend auch in die Region ausgetauscht haben, könnten sie ggf. auf dem Weg des Materialrecyclings an die Überreste so vieler Beilklingen gelangt sein.


Inzwischen laufen etliche Projekte für das Fundgelände. Die Materialaufnahme ist aufgrund der erheblichen Gesamtfundmenge noch immer nicht bewältigt.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.