Scheibenkeule

Begonnen von Nanoflitter, 27. Februar 2016, 13:34:13

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Nanoflitter

Diese Art Artefakt ist von meinem Fundplatz auch ein Neuling. Denke mal, das ist eine halbe Scheibenkeule. So ne Art Feldhacke der Bandkeramiker. Das Material ist wohl Amphibolit, wobei ich die Herkunft wegen der Bänderung in den Spessart schieben würde. Gruss...

RockandRole

Hallo Nano

Das ist wirklich ein interessanter Fundbeleg  :super: Was mich bei einer Ansprache als Scheibenkeule ein wenig stört, ist die dezantrale Bohrung. Wobei durch die Dicke und die geschliffenen Flächen und die Winkel an den Außenkanten ein scheibenkeulenartiger Eindruck entsteht. Sind da Klopfspuren auf dem Stück?

Im Maindreieck z.B. werden überdurchschnittlich viele Scheibenkeulen gefunden. Ist ja nicht so weit weg.

Es gibt noch gebohrte Flachhaken in der LBK, da war die Bohrung auch dezentral, aber mittig zur Längsachse des Werkzeuges. Evtl wurde das Stück dann als Klopfer zweitverwendet. Das würde meiner Meinung nach hier besser passen.

Bin aber trotzdem gespannt was die anderen Sagen. Egal was es ist, es ist ein seltener Fund.

liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Eine Flachhacke wäre eine Möglichkeit. Klopfspuren sind keine dran. Das Teil ist auch komplett geschliffen oder überschliffen. Aber sehr wellig, unregelmäßig. Eine Symmetrie zu finden, fällt mir auch schwer. Dazu ist die Bohrung auch noch schief ausgeführt. Gruss...

RockandRole

Servus Nano

Dass das Stück so unregelmäßig ist würde mich nicht stören. Hab hier mal ein Link zu Christians Seite, da ist auch eine mit dezentraler Bohrung

http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/keulenkopfe

Also könnte doch sein. Die Bohrung ist allerdings wirklich etwas schief, warum auch immer. In einer Schäftung wäre das Stück schon etwas quer gestanden  :kopfkratz:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Hallo,
ein interessantes Felsgesteinartefakt aus Amphibolit.
Die Ansprache als Scheibenkeule erschliesst sich mir jetzt eigentlich nicht so recht.
Die Bohrung sitzt ja praktisch "irgendwo".
Bandkeramische Flachhacke kann ich mir vorstellen, da habe ich in diesem Kontext auch schon einige vergleichbare Stück gefunden.
Flach und durchbohrt, also mit wenig Fleisch ist oder bedeutet meistens (Stein-)Bruch, leider.

Ps: Deiner Überschrift folgend glaubt man Sensationellem auf der Spur zu sein, da fehlet eindeutig das Fragezeichen! ?
Gruß
Peter

Nanoflitter

Dank euch beiden! :super: Eine Bandkeramische Flachhacke wird wohl das naheliegenste sein. Würde gut zu den sonstigen Funden im Gebiet passen. Gruss...

Nanoflitter

Ich hab mal versucht, zu ergänzen. Dabei hab ich mich an die Faserrichtung des Gesteins gehalten. Da kommt sogar was symmetrisches raus.
Gruss...

RockandRole

Na jetzt wirds aber kniffelig  :-D
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Hallo Nanoflitter,

Du bist schon recht Trickreich!  :zwinker:
Schau mal anhand des von mir eingestellten, unbeschädigten Felsgesteingerätes,
welches ebenfalls eine BK-Hacke ist die Rundung des Nackens an!
Vergleiches es mit Deinem Fundstück und dann stell Dir einen Bruch in der Bohrung vor.
Etwas Fotomontage und recht rasch ist aus einer Spiegelung eine Keule gebastelt.
Das wäre schon zu einfach.

Grüße
Peter

Nanoflitter

Ja vielen Dank! Mein Bild sollte eigentlich keine Keule werden,eher eine abgenutzte Hacke. :dumdidum: Für eine Hacke, wie du sie zeigst, fehlte mir einfach die Vorlage. Aber so könnte es passen, Gruss.... :Danke2:

Danske

Moin zusammen,

interessantes Fundstück, Nanoflitter.

Die vergleichbare Darstellung einer kompletten Flachhacke von Peter deutet darauf hin, dass es sich bei dem Fragment auch um ein solches Gerät handeln könnte.

Mit stellt sich dabei allerdings die Frage nach der Schäftung. Das Stück von Peter hat eine Bohrung von etwa 1 cm Durchmesser, das Bruckstück von Nanoflitter noch weniger. Ich kann mir da keinen hölzernen Schaft für eine brauchbare Handhabung als Hacke vorstellen.

Gruß
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Nanoflitter

Geb ich dir Recht, Danske, meine Bohrung hab ich gerade mal ermittelt, Durchmesser 15mm, von Peters Stück fehlen mir die Angaben, aber ich gehe mal von ca. 20-25mm aus. Wie kommst du auf 1cm :kopfkratz:? Aber 15mm bei mir wäre ein ziemlich dünnes Stäbchen für eine Hacke. Gruss....

Furchenhäschen

Hallo zusammen,
sorry das Foto verzieht etwas zum Maßstab.
Ich habe den Dm der Bohrung eben nachgemessen, er liegt bei exakt 12mm.

Bohrungen mit Durchmesser von 10 - 15 mm sind nicht so sehr ungewöhnlich.
Da hätte ich noch vergleichbares mit ebensolchen Dm vorliegen.
Nehmt mal beim Baumarkt ein Holz dieser stärke in die Hand.
evtl. war der Griff auch noch Handschonend mit einem unbestimmten Material umwickelt.

Grüße
Peter

Nanoflitter

Uups, Danske, den Maßstab bei Peter hatte ich glatt übersehen, sorry. Aber da müsste ich meins ja deutlich größer skalieren, im Verhältnis zu Peters Teil. Gruss...

RockandRole

Hallo Leute

Vielleicht wurde der Durchmesser der Bohrungen völlig bewusst relativ schmal gehalten. Wenn man bedenkt, das ein gebrochenes Felsgesteingerät ein viel größerer Verlust gewesen sein dürfte, wie ein gebrochener Stiel.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

sven

Hallo,

hat sich schon mal jemand mit Hollunderzweigen beschäftigt, mit denen diese Hohlbohrungen wohl gemacht wurden? Ich meine, dass diese nur bis zu einem Durchmesser von etwa bis zu 20 mm hohl sind. Ich denke, das könnte auch ein Grund sein, dass die Bohrungen nicht wesentlich größer sind. Dass die Löcher für eine Schäftung mit einem Stiel, wie wir ihn heute kennen, zu klein sind, haben wir doch schon mal besprochen?  :kopfkratz:
Oder sollten wir dazu einen eigenen Beitrag eröffnen?   :dumdidum:
:winke: Sven

RockandRole

Hallo Sven

Holunder ist innen eigentlich in jedem Durchmesser hohl, nur ist das Verhältnis von Markröhre zu Holz dann wohl für eine Hohlbohrung zu unvorteilhaft. Auch die Stämme sind meiner Meinung nach hohl.

Ich kenne den Beitrag zur Diskussion leider nicht, vielleicht weichen wir aber zu viel vom Fundstück ab und sollten echt mal verlinken  :dumdidum:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Steinkopf

Auf meinem Spaziergang heute hab ich abgesägtes Holundergehölz gesehen.
Bei den dickeren Ästen war dieser Markkanal nur noch dünn.

LG

Jan

teabone


es gibt aber auch Vollbohrungen, da wäre man ja nicht auf Hollunderdimensionen gebunden.

Ich erinnere mich an einen Beitrag von Marienbad mit einer recht dünnen Schäftung an einer Scheibenkeule wo der federnde Schlag eine ziemliche Durchschlagskraft entwickelte.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Marienbad

einjährige Holundersprosse haben einen sehr dünnen Holzanteil, der wattige Innenraum ist daher sehr groß.
Je älter der Holunder ist um so geringer ist der "Watteanteil". Zum Hohlbohren eignen sich daher die zwei bis drei jährigen Zweige, hier ist das Holz auch härter und der evtl. zu geringe Dm von dem Loch
kann dank der weichen Innenmasse leicht und einfach vergrößert werden.

Mir sind Bohrkerne bekannt die folgende Dm aufweisen. Von 15 - 22mm, dabei sind aber etwa 60% 18mm im Dm.

:winke: Manfred

Nanoflitter

Dank euch, ist ja noch richtig spannend und lehrreich geworden!  :ildf: Gruss...

Mucke

Hallo,

mit Steinen und Steinwerkzeugen kenne ich mich wirklich überhaupt nicht aus  :schaem:.
Zu der kleinen Bohrung fällt mir aber folgendes ein.
Wir haben noch einen alten Hammer zum Pfosten einschlagen, gut 7kg schwer.
Bei der Arbeit mit diesem habe ich mich mal beschwert warum der Hammer so einen dünnen Stiel hat (ca 20-25mm).
Mir wurde erklärt das dies Absicht sei, weil durch einen dünnen federnden Stiel wesentlich mehr Kraft beim schlagen umgesetzt würde.

Ob diese Erkenntnisse euch bei Steinwerkzeugen weiterhelfen  :kopfkratz: ?
So, duck-und-weg  :dumdidum:.

Grüße
Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Nanoflitter

Das würde ja das von teabone gesagte bestätigen. Dank dir! Brauchst dich nicht ducken! :-) Gruss...

Danske

An der Stelle auch von mir vielen Dank an alle für die aufschlussreiche Diskussion hinsichtlich Stärke des Bohrlochs und Schäftung. Mir war immer unklar, wie z.T. schwere Dechselklingen mit einer "Pippi"bohrung praktisch einsetzbar sein sollten. Jetzt ist mir das klarer.

LG
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

RockandRole

Servuschen

Ich halte irgendwie immer noch eine Scheibenkeule für möglich.  :engel:
Die Winkel von den Außenseiten entsprechen schon recht genau denen eines von mir gefundenen Scheibenkeulenfragmentes aus Basalt.

Vielleicht kann ja Peter noch mehr Aufschluss geben über die Seiten von seinen Felsgesteingeräten!?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

#25
Zitat von: RockandRole in 29. Februar 2016, 17:18:26
Servuschen

Ich halte irgendwie immer noch eine Scheibenkeule für möglich.  :engel:
Die Winkel von den Außenseiten entsprechen schon recht genau denen eines von mir gefundenen Scheibenkeulenfragmentes aus Basalt.

Vielleicht kann ja Peter noch mehr Aufschluss geben über die Seiten von seinen Felsgesteingeräten!?

Liebe Grüße Daniel


Ich denke es ist wie so oft:
von einem Fragment lässt sich zuletzt nicht mehr zwingend auf seine ursprüngliche Form schließen.

Was mit allerdings auffällt ist. dass der umlaufende Rand zentriert ist. Der Fundbeleg ist im Querschnitt nicht plan-konvex.


Die Scheibenkeule würde ich Dir von Herzen gönnen und noch ist die Diskussion diesbezüglich ergebnisoffen!


lG Thomas  :winke:



An der hier, die gleichfalls aus Amphibolith besteht und bei Kunstlicht fotografiert worden ist, ist das Loch auch nicht zentriert:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Danke Thovalo, auch wenn dein Bild etwas Mickeymausmäßig ist :zwinker:, über weitere Vergleichsbilder wie von Peter oder Thovalo von Hacken oder Keulen würde ich mich freuen, da findet man nämlich relativ wenig im Netz und auf dem Feld. Auch wenn es wegen der Armseligkeit meines Fragmentes nicht zu einer Bestimmung führen wird. Gruss...

Furchenhäschen

Hallo,

schaut mal schaut mal,
unser Senior im Forum hat hier in diesem Forum ein hervorragendes Stück gepostet
das aus mir unerfindlichen Gründen recht wenig Beachtung fand!
Aus grünem Steinmaterial, dass mich doch sehr an das Grüne Edelgestein für die Schmuckbeile aus Jadeit erinnert.

Robert zeigte eine Scheibenkeule in einer musealen Vollständigkeit!

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,41108.msg248427.html#msg248427

ich bin total begeistert!
Gruß
Peter

Mucke

, über weitere Vergleichsbilder wie von Peter oder Thovalo von Hacken oder Keulen würde ich mich freuen, da findet man nämlich relativ wenig im Netz und auf dem Feld. Auch wenn es wegen der Armseligkeit meines Fragmentes nicht zu einer Bestimmung führen wird. Gruss...
[/quote]

Hallo,

hier ist auch eins. 
http://www.jungsteinsite.uni-kiel.de/2002_diedrich/herford_3.htm#Tafel%201

Grüße
Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."