Reibsteine?

Begonnen von Nanoflitter, 18. Juli 2015, 18:58:58

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Nanoflitter

Diese zwei Brocken habe ich auf einer Fläche, wo frühes Neolithikum vorherrscht, fast nebeneinander gefunden. Es ist jeweils eine Fläche glatt, die andere rundlich Natur. Es ist ein sehr grobes, poröses Material, Ideal zum Reiben, Schleifen. Könnten das kleine Reibsteine oder Bruchstücke eines grösseren sein?
Gruss...


sven

Hallo,

das dürften Bruchstücke von Reibemühlen sein, ich finde sowas auf meinen bandkeramischen Fundstellen auch. Das Gestein sollte quarzitisch gebundener Sandstein sein. Die Oberflächen der Unterlieger sind häufig mit Klopfsteinen aufgeraut.
:winke: Sven

Nanoflitter

Danke, da sind richtig grobe Quarzkörner im Sandstein. Dieses grobe Zeug kommt hier nicht vor, nur feiner Sandstein.
Muss Importware sein.
Gruss...

sven

So wie bei diesem Stück?
Auch hier (Halle-Leipziger Tieflandsbucht) kommt das Gestein meines Erachtens nicht vor. Es ist mit Sicherheit von einzelnen Abbaustellen verhandelt oder geholt/ beziehungsweise mitgebracht worden. Ähnlich wie beim Gestein für Dechsel- und Beilklingen bestand großer Bedarf an geeignetem Gestein für Reibmühlen. Aber auch Feuersteingeräte bestehen hier ab und zu aus Importsilex obwohl Feuerstein hier im nordischen Geschiebe reichlich vorhanden ist.
:winke:

Nanoflitter

#4
Jau, danke, genau so sieht das Zeug aus! Hier mal noch ein Bild. Vielleicht weis ja einer die Quelle...
Gruss...

sven

Ein Stelle ist mir eingefallen, wo es eventuell Hinweise auf neolithischen Abbau von Sandstein gibt: http://robert.cyty.com/archaeo/ao-westerhausen-01.html .
Es liegt im nördlichen Harzvorland. Bei Gelegenheit muß ich da mal wieder hin und Gesteinsproben sammeln.
:winke:

Nanoflitter

Danke für den Link, lass mal hören, wenn du Proben hast!
Gruss... :super:

Nanoflitter

Diese "Reibsteine" konnte ich nun auf fast allen meiner bandkeramischen Fundplätze nachweisen. Jetzt wo sie im Suchradar einprogrammiert sind, kann ich sie hier fast als Indikator für diese Fundplätze bezeichnen. Ist schon eine beachtliche Anzahl geworden.
Hier nochmal einer von heute.
Gruss...


RockandRole

Guten morgen,

Ich war wirklich 100 % überzeugt schon auf deinen Beitrag geantwortet zu haben  :kopfkratz:  Sachen gibts.
Du suchst doch auch in der Maingegend oder?
Bei dem Grabungsbericht über Schernau (Bischheimer Kultur) wird der Steigerwald als Quelle für die Schleif und Reibesteine angegeben.
Kann bei Interesse die Stelle nochmal raussuchen, aber bei uns ist gerade Chaos daheim zwecks Umbau.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Zitat von: RockandRole in 07. August 2015, 06:50:02
Guten morgen,

Ich war wirklich 100 % überzeugt schon auf deinen Beitrag geantwortet zu haben  :kopfkratz:  Sachen gibts.
Du suchst doch auch in der Maingegend oder?
Bei dem Grabungsbericht über Schernau (Bischheimer Kultur) wird der Steigerwald als Quelle für die Schleif und Reibesteine angegeben.
Kann bei Interesse die Stelle nochmal raussuchen, aber bei uns ist gerade Chaos daheim zwecks Umbau.

Liebe Grüße Daniel
Ja, ich suche in der Maingegend zwischen FFM und WI. Wäre toll, wenn du nach deinem Chaos die Stelle noch mal raussuchen könntest!
Danke schon mal für den Hinweis auf die mögliche Quelle! :super:
Gruss...

RockandRole

Oh, achso..dann wird der Steigerwald ein wenig weit sein! Dachte du suchst im Maindreieck  :nixweiss:
Deine Quelle wird dann eine andere sein..bei uns (Aschaffenburg) sind die Reibesteine aus regionalem Material. Steht ja überall an der Buntsandstein.
Aber der quarzitsch gebundene für die Schleifsteine weiß ich auch nicht wo der herkommt!

Kann dir aber trotzdem was raussuchen wenn ich mal über die ganzen Möbel usw zu meinen Büchern komme


Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

 :-) Der Buntsandstein liegt hier natürlich überall in Massen rum, als Flussgeröll und als Drifteisblöcke aus dem alten Main. Trotzdem benutzte man offenbar gerne den groben, mit den fetten Quarzeinschlüssen. Weis der Geier, wo die den hergeschleppt haben.
Dank dir, Gruss...

sven

Ich habe nun die oben genannte Stelle ( http://robert.cyty.com/archaeo/ao-westerhausen-01.html ) im nördlichen Harzvorland aufgesucht. Das ist ein ganz anderer Sandstein. Für meine Begriffe zu weich, aber mit markanten quarzgefüllten Rissen durchzogen. Die runden Gebilde, die durchaus wie Mühlsteine aussehen, sind aber sehr interessant. Drei davon sind noch nicht herausgelöst, aber an mindestens zehn Stellen kann man noch die Mulden erkennen, an denen solche Steinscheiben herausgearbeitet wurden. Allesamt in dem Bereich, der von diesen Quarzgängen durchzogen ist. Ansonsten findet sich auch einfacher aber eher weicherer Sandstein, der wohl nicht so geeignet war.
An einen kultischen Bezug glaube ich nicht. Auch an einen vorgeschichtlichen Zusammenhang würde ich nicht denken, da das Gestein recht schnell verwittert. Eher sind das schon Mühlsteine.
:winke: Sven

Nanoflitter

Dank dir, trotzdem schöner Platz und historisch interessant! Schöne Bilder!
Da kann man diesen Ort als Herkunft schon mal ausschließen. :super:
Gruss...

Nanoflitter

Heute gabs mal ein kleines Fragment aus dem Sandstein mit Quarz, wo die Oberfläche nicht nur eben, mit zertrümmerten Quarzkörnern ist, sondern mit deutlich abgeschliffenen Quarzkörnern. Auch wieder ein anderer Platz, wo bandkeramische Funde vorliegen. Die Reibsteintheorie kriegt Futter.
Gruss...

Steinsucher

Hallo Forum, hallo Nanoflitter,

ob Reibstein oder Mühlstein? Es gibt ein kleines Buch mit dem Titel "Getreidereiben und Mühlsteine aus der Eifel". Da wird alles was sich dreht als Mühlstein bezeichnet und alles was sich nicht dreht als Reibe. Das könnte Missverständnisse vermeiden. Ich weiß aber nicht, ob das wissenschaftlich ist.

However, Sandstein und Basaltlava als Material ist wohl üblich gewesen, je nach Rohstoffvorkommen und Verfügbarkeit. Ich kann jetzt nur aus etwas Entfernung teilnehmen, allerdings liegen die Vorkommen etwa zwischen unseren Gebieten.

Basaltlava wurde hier (Heinsberg, Jülich und Umgebung) ausschließlich aus dem Raum Mayen verwendet. Der Zeitraum dürfte sich von der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit erstrecken.

Die Reiben aus Sandstein die ich kenne sind steinzeitlich, hauptsächlich aus der Bandkeramik und jünger, bestehen aus "Eschweiler Kohlesandstein". Der sieht den Fotos aus diesem Tröt schon ziemlich ähnlich. Garantie gebe ich aber bestimmt nicht. Die Quarzeinschlüsse und Struktur passen. Markant für diesen Typ sind kleine schwarze "Kohleeinschlüsse". Genaue Abbaugebiete und Verwendugszeit müsste man aber noch herausfinden.

Jou, soweit mein Mist dazu,

Grüße aus Heinsberg, Fritz.

Nanoflitter

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Wenn sich was gedreht hätte, müsste ich einen mit Loch finden. Ich denk, Reib oder Mahlstein ist schon ok. Wenn jemand Vergleichsfotos oder Nahaufnahmen von solchem Sandstein beisteuern könnte, wär ich sehr dankbar. Ich hab jetzt schon eine große Menge dieser Fragmente.....
Gruss...