Bohrkern - alt oder neu?

Begonnen von console73, 24. Januar 2012, 21:10:58

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console73

Hallo,
ich hab heute meinen ersten Bohrkern gefunden und mich erstmal riesig gefreut. Fast alles passte: konische Form, vorgeschichtliche Keramik und Silices als Beifunde. Nur das rötliche Gestein kam mir ein bißchen komisch vor. Ein befreundeter Sammler meinte, es könnte sich um einen modernen industriellen Bohrkern handeln  :besorgt:

Die Maße: Konus von 14 auf 19 mm, Länge 55 mm; Fundstelle: Hoch- und Spätmittelalter, Neolithikum, LaTene; Suchgebiet: südliches Mittelfranken.
Die zwei Silices auf dem einen Foto lagen ca. 5 - 10 m von dem Bohrkern entfernt.
Was meint ihr, alt oder neu?

Gruß,
Thomas

sven

Hallo Thomas,

das ist tatsächlich ein eigenartiges Stück. Die konische Form deutet wohl auf den Kern einer vorgeschichtlichen Hohlbohrung hin. Das Gestein ist allerdings tatsächlich eigenartig und die Länge von 55 mm schon beachtlich. Ich meine auch zu sehen, daß das Stück an beiden Seiten abgebrochen ist, also sicherlich bedeutend länger war. Dann fehlen auch noch die für einen Bohrkern typischen Riefen. Ein Fossil kann man wohl ausschließen?  :kopfkratz:

:winke: Sven

insurgent

Habe heute einige Äxte in der Hand gehabt und mir ist aufgefallen, dass die TBK Äxte (und die älteren) alle so geriffelte Durchbohrungen hatten und die späteren Schnurkeramischen (Einzelgrabkultur) sehr glatte.

Hatten die eine andere Bohrtechnick und dieser Bohrkern stammt daher  :kopfkratz:

Ach ja, was es noch gibt in der Art sind Schuhlgriffel für die Lehrtafel, die sind auch konisch und auch recht lang.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Steinkopf

@ Thomas:
   
    Ein in Stein existierendes Rätsel stellst Du hier vor!
    Kann man denn das Material beschreiben?
    Lässt sich damit Glas ritzen? Ist es körnig?

@ Sven:
    Bruchstücke von Schiefertafeln und seltener auch Griffel(bruchstücke)
    find ich gelegentlich auch auf den Äckern.
    Die Griffel aus meiner Schulzeit waren alle grau und sehr viel dünner.
    Dein Foto zeigt ja schon fast den 'Edding' unter den Griffeln!

Schöne Grüße

Jan
   

insurgent

Zitat von: Steinkopf in 24. Januar 2012, 22:03:05
@ Thomas:
   
    Ein in Stein existierendes Rätsel stellst Du hier vor!
    Kann man denn das Material beschreiben?
    Lässt sich damit Glas ritzen? Ist es körnig?

@ Sven:
    Bruchstücke von Schiefertafeln und seltener auch Griffel(bruchstücke)
    find ich gelegentlich auch auf den Äckern.
    Die Griffel aus meiner Schulzeit waren alle grau und sehr viel dünner.
    Dein Foto zeigt ja schon fast den 'Edding' unter den Griffeln!

Schöne Grüße

Jan
   

Hallo Steinkopf, meinst Du mich mit sven :smoke:

Es gibt Griffel für die Schüler (die kleinen aus Schiefer hergestelltenin grau) und die großen für die Tafel vorne.

Ich habe nur den einen als Lesefund und die rötliche Farbe, Breite und Oberfläche könnten passen.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

StoneMan

Moin,

boh ist der glatt Mann   :boh:

Hier mal mit etwas Licht und Schärfe (farblich dadurch sicher abweichend).

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Tomcat

Ist ein (evtl. sogar keramischer) Schleifstein auszuschließen?

mfg
Tct
Life burns!

Marienbad

um nun noch einmal auf die Frage zurück zu kehren, Bohrkern alt oder neu ?
Wenn es ein Bohrkern ist, dann ist es ein vorzeitlicher, da er konisch ist.
Die moderneren mit Metall hohlgebohrten Kerne sind alle zylindrisch.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass einige Gesteinsarten beim Hohlbohren kaum oder keine Rillen aufweisen.
Auch andere Bedingungen können für die Rillen verantwortlich sein. So zum Beispiel der Bohrholzwechsel, Bohrunterbrechung und
daher Neuanfang in der Bohrung nach einer Pause, und Personenwechsel, jeder Handwerker hat eine andere Körperhaltung und
verändert dadurch den Bohrwinkel.
Nicht zu vergessen sind ungleiche Körnungen vom Bohrgranulat. Wenn da grobere Stücke zwischen sind entstehen unweigerlich
Rillen.
            :winke:  Manfred

rolfpeter

Ist Keramik sicher auszuschließen?
Man findet schon mal ähnliche Stücke aus hart gebrannter Keramik. Das sind dann Füße von Grapen oder ähnlichen Gefäßen mit i.d.R. drei Füßchen.

Nach einem Bohrkern sieht mir das mangels Schleifriefen nicht aus.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

queque

Ich hatte mal ein ähnliches Stück, dessen Material aber keramisch bzw. "ziegelig" war. Beim "Amt" erfuhr ich dann, dass solche "Zapfen" von Vermessungstechnikern genutzt wurden/werden, um Messpunkte in Acker- und Flurflächen zu markieren.
Aber das gezeigte Stück wirkt eher steinern ...

:nixweiss:
Bastl

console73

Hab nochmal ein paar Fotos gemacht, ich hoffe, man erkennt nun das Gestein etwas deutlicher.

Zu euren Fragen:
- ich denke Fossil kann man ausschließen, es ist keine fossilienähnliche Struktur erkennbar, der Stein hat nichts kalkiges
- meines Erachtens keine Keramik, macht einen steinernen Eindruck
- Färbt nicht ab
- Material: sehr hart und dicht, ich würde sagen mit kleinkörniger Struktur, enthält "Glitzerteilchen"
- Farbe: fast weinrot/lila-braun
- Konus ist ohne die geringste Rille, fast ein "Handschmeichler"
- hält relativ lange Feuchtigkeit
- Glas ritzen möglich
- Schleifstein? --> wäre zwar hart, aber nicht rauh genug.

@ insurgent:
Schulgriffel: sieht schon sehr ähnlich aus. Welche Härte/Beschaffenheit hat denn dein Schulgriffel?
Mein "Bohrkern" hinterläßt nur auf sehr harten, rauhen Oberflächen (z.B. Kieselsteinen) einen rötlichen Abrieb. Schreiben möglich, aber mühsam. Allerdings härter als eine Schiefertafel: hinterläßt tiefe Kratzer, ohne sichtbaren Abrieb.

@Marienbad:
Eine Hohlbohrung ohne Rillen war tatsächlich möglich: Ich habe von einem anderen Acker ein Steinwerkzeug-Fragment mit einer rillenlosen, seidig-glatten Bohrung (siehe Foto #82).

@queque:
Ziegel: will ich nicht ausschließen; der "Bohrkern" erinnert ein wenig an hart gebrannten Klinker, ist aber sehr viel feiner strukturiert und viel mehr ins weinrot/lila gehend. Immerhin erkennt man am schmaleren Ende einen dunklen Kranz, also ob es eine Hitzeeinwirkung gegeben hätte.


Thomas







teabone

 :winke:

Ob das gezeigte Objekt ein Bohrkern ist scheint fraglich zu sein weil er sich nicht nur im Querschnitt verjüngt, sondern sich auch im Verlauf wölbt. Alle mir bekannten Bohrkerne weisen einen geraden Verlauf auf.

Habe einmal einen Teil einer Axt mit fragmentarischem Bohrloch gefunden, deren Oberfläche völlig glatt ist und ich führe das auf die Polierung durch die Schäftung zurück.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

rattleschneck

Hallo,
hierzu interessiert mich die Frage zu den verschiedenen Bohrtechniken. Wurde das Thema im Forum schon mal diskutiert? Wo kann ich dazu weitere Infos nachlesen? Danke !!!

Gruß rs

StoneMan

Zitat von: teabone in 25. Januar 2012, 11:14:12
...
Ob das gezeigte Objekt ein Bohrkern ist scheint fraglich zu sein weil er sich [...] auch im Verlauf wölbt. Alle mir bekannten Bohrkerne weisen einen geraden Verlauf auf.
...
Moin,

diese Wölbung kann fototechnisch, durch z. B. zu nahem Abstand (Objekt/Kamera), bedingt sein.
Das sollte der Thomas console ggf. mal bestätigen.

Außerdem meine ich, dass alte Bohrkerne sehr wohl durch die genannten Bedingungen (Marienbad) eine
Abweichung vom geraden Verlauf haben können.

@ console73, Schleifsteine müssen nicht rau sein, ich habe Schleifsteine die sind poppoglatt,
dennoch denke ich nicht an Schleifsten.

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

console73

Es handelt sich tatsächlich um eine reale Wölbung, nicht um eine fotografisch bedingte.
Wenn ich ein Lineal dran halte, scheint mir die Wölbung nicht ganz gleichmäßig: sie ist vom dickeren Ende bis zur Mitte eher gering, nimmt dann zur Verjüngung hin zu.

Thomas

hargo

Was spricht gegen einen Ammergauer Wetzstein, oder ein ähnliches Fabrikat aus der jüngsten Vergangenheit?

mfg

insurgent

Ich sage es ist ein Bruchstück vom großen Lehrerschulgriffel für die Schiefertafel.

Durchmesser und Material passt, auch die konische Form.

Moderne Bohrkerne sind zylindrisch und für einen Schleifstein ist mir das Stück zu dünn.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

StoneMan

Zitat von: console73 in 25. Januar 2012, 13:31:58
Es handelt sich tatsächlich um eine reale Wölbung, nicht um eine fotografisch bedingte.
...
Danke für den Nachtrag  :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

insurgent

Zitat von: console73 in 25. Januar 2012, 10:01:06
...
@ insurgent:
Schulgriffel: sieht schon sehr ähnlich aus. Welche Härte/Beschaffenheit hat denn dein Schulgriffel?
Mein "Bohrkern" hinterläßt nur auf sehr harten, rauhen Oberflächen (z.B. Kieselsteinen) einen rötlichen Abrieb. Schreiben möglich, aber mühsam. Allerdings härter als eine Schiefertafel: hinterläßt tiefe Kratzer, ohne sichtbaren Abrieb.

...

Mein Stück genauso. Sollte ja auf der Schiefertafel helle Striche hinterlassen und das klappt.

Meine Bodenfunde werden gemeldet

Marienbad

Zitat von: rattleschneck in 25. Januar 2012, 11:58:20
Hallo,
hierzu interessiert mich die Frage zu den verschiedenen Bohrtechniken. Wurde das Thema im Forum schon mal diskutiert? Wo kann ich dazu weitere Infos nachlesen? Danke !!!

Gruß rs


moin rs,

schau hier mal rein .  :dumdidum:    http://www.steinharteknochentechnik.magix.net/website/#Startseite