quarzitklingen und kratzer

Begonnen von abbeville, 29. November 2009, 14:53:31

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abbeville

die stücke stammen von einer jungpal. fundstelle aus dem lkr. passau.
fundstelle wurde von den " erlangern " ins magdalenien 2 und 3 datiert, auch mit den typischen triangle scalene.die gößere klinge dürfte wohl eine kernkantenklinge sein.

der große der beiden klingenkratzer ist aus keratophyr gearbeitet, leider hat er an der kratzerkappe eine frische absprengung.

rolfpeter

Schöne Funde!

Wie an anderer Stelle schon angeführt, habe ich mit geschlagenen Klingen aus Felsgestein meine Probleme. Wurden die auch in feuersteinreichen Gebieten hergestellt oder handelt es sich um ein Ersatzmaterial als Ausdruck einer Mangelwirtschaft.

Im Anhang habe ich ein klingenförmiges Dings aus Quarzit beigefügt, das in meiner Rummelkiste "Sonstiges" liegt. Ist das denn ein steinzeitliches Artefakt?

Noch eine Frage zu Keratophyr:
der kleinere Klingenkratzer sieht aus der Sicht eines Unwissenden wir mir etwa wie Feuerstein aus. Zumindest scheint das Gefüge des Materials amorph zu sein. Habe mal nach dem Stoff gegoogelt, es ist ja wohl ein Ergußgestein. Überall habe ich Steine gefunden, die den hier gezeigten nicht im geringsten ähneln.

Bei der Uni Erlangen bin ich dann fündig geworden: Keratophyr. Als Überschrift steht da Paläozoikum, also Erdaltertum. Hat dieses Keratophyr-Gestein eine Metamorphose durchgemacht? Kann das jemand erklären?

HG
RP


Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

abbeville

hallo rolfpeter
auf was beziehen sich deine probleme?siehst du in ihnen keine artefakte?wenn diese stucke aus feuerstein gefertigt wären hättest du dann auch zweifel?
ich glaube nicht dass es sich nicht um ersatzmaterial handelt, sondern eher um ergänzungsmaterial zum feuerstein (in unserem gebiet) da die größten feuersteinklingen höchstens mal 10 cm messen, die quarzitklingen anhand des sehr großen rohstücke in diesem gebiet, bis zu 20 cm lang sind.
quarzitartefakte gibt es auch in großer anzahl in hessen , frankreich den vorpyrenäen, spanien und afrika aber soviel ich weiß meist nur im paläolithikum.
der kleine kratzer ist aus ortenbuger hornstein.
dein stück würde ich eher als natürliches stück ansehen, auch wenn es aus feuerstein wäre.

rolfpeter

Zitat von: abbeville in 29. November 2009, 19:21:19
auf was beziehen sich deine probleme?siehst du in ihnen keine artefakte?.

Ich kann das nicht beurteilen, wenn Du das aber erkennst, dann ist das auch sicher richtig.
Wenn das Material amorphes Gefüge hat und somit Brucheigenschaften, die eine Abschlagproduktion ermöglichen, dann fehlen nur noch Merkmale wie Schlagflächenrest, Dorsa- und Ventralfläche, Bulbus usw. Ist doch alles vorhanden, kein Problem!
Handelt es sich bei diesem Quarzit auch um Süßwasserquarzit?

Zitat von: abbeville in 29. November 2009, 19:21:19
quarzitartefakte gibt es auch in großer anzahl in hessen , frankreich den vorpyrenäen, spanien und afrika aber soviel ich weiß meist nur im paläolithikum.

Artefakte aus Tertiärquarzit gibt es bei uns auch, vornehmlich im Mesolithikum.

Zitat von: abbeville in 29. November 2009, 19:21:19
dein stück würde ich eher als natürliches stück ansehen, auch wenn es aus feuerstein wäre.

Kannst Du mir bitte noch erklären, warum es sich bei dem von mir gezeigten Stein nicht um ein Artefakt handeln sollte, bzw. was der grundlegende Unterschied zu den von Dir präsentierten Klingen ist? Hier ist ein mediales Klingenbruchstück aus Feuerstein, auch ein natürliches Stück? Morphologisch kann ich keinen Unterschied zu dem Quarzit von oben erkennen.

HG
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Für mich sind die beiden hellen Vertreter mit  schöner und malträtierter Kratzerkappe  Feuer/Hornsteinvarietäten jungpaläolithischer bis endpaläolithischer  "Herkunft".
Was soll man sich um quarzitische- oder andere Herkunft quälen solange die gesicherte Provenienz nicht manifest ist?
Oder ist sie?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

abbeville

hallo rolfpeter
deine frage ob es sich um süßwasserquarzit handelt, kann ich nicht beantworten,
dazu habe ich zuwenig ahnung von geologie.die aussage das es sich bei den artefakten um tertiärquarzit handelt stammt von den erlangern.
zu deiner anderen frage: wenn auch du keinen unterschied zwischen der feuersteinklinge und dem quarzitstück siehst ,warum hast du sie dann in die ramschkiste gepackt?


rolfpeter

Zitat von: abbeville in 30. November 2009, 19:17:10
deine frage ob es sich um süßwasserquarzit handelt, kann ich nicht beantworten,
dazu habe ich zuwenig ahnung von geologie.die aussage das es sich bei den artefakten um tertiärquarzit handelt stammt von den erlangern.
zu deiner anderen frage: wenn auch du keinen unterschied zwischen der feuersteinklinge und dem quarzitstück siehst ,warum hast du sie dann in die ramschkiste gepackt?

Süßwasserquarzit ist in unseren Breiten eigentlich als Synonym für Tertiärquarzit zu verstehen. Es handelt sich um ein Sedimentgestein, um verkieselten tertiären Sand. Im Tertiär gab es hier kein Meer, nur Süßwasser, daher dann auch der Begriff Süßwasserquarzit.

Morphologisch sehe ich wirklich keinen Unterschied zwischen den beiden Steinen. es scheint sich auch beim Quarzit um ein mittleres Klingenbruchstück zu handeln. Der Quarzitstein ist nur neueren Datums. Er stammt von einem Weg, auf dem Planierraupen und Bagger fahren, also in gewissem Sinne ein modernes maschinengemachtes Artefakt.
Deine Funde stammen von einer jungpaläoloithischen Fundstelle, meine Feuersteinklinge von einer MK-Fundstelle, das macht den Unterschied.

HG
RP
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