Pfeilspitze

Begonnen von Merle2, 26. November 2015, 15:59:56

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Merle2

HAllo :winke:

ich wollte euch einen Fund der letzten Woche zeigen. Es handelt sich um eine schön gearbeitete, absolut tödlich- messerscharfe Pfeilspitze, ich hätte sie so zeitlich in die Trichterbecherkultur eingeordnet, was meint ihr kommt das hin?
Fundgebiet ist das nördl. Münsterland
Liebe Grüße
Marc

thovalo

#1

Du hast ja einen tollen "Lauf"!   :super:

Das Projektil ist gekonnt aus einer Klinge gearbeitet. Sie stammt aus einer Zeit mit einer gut beherrschten Klingentechnologie.
Typologisch gibt das Projektil aus meiner Sicht nur begrenzt Hinweise.

Die Spitze wurde lateral und nicht flächig retuschiert und passt, so gestaltet, in meiner Einschätzung in die Zeit der TBK des 4.- erste Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr.



Vielleicht kennst Du diese Seite?

http://www.jungsteinsite.uni-kiel.de/2000_diedrich/teutoburg_1.htm


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Sehr schön erhaltenes Objekt! :super: Gruss...

steinwanderer

Moin moin,
mit Pfeilspitze, wenn es denn eine ist, aus der TBK; die hatten doch Querschneider bin ich mir nicht sicher.
Vielleicht ist es auch eher ein Bohrer.
Ansonsten eine Pfeilspitze anderer Zeitstellung.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

RockandRole

Schön  :super:

Sonntag ist wettertechnisch die Hölle gemeldet. Unter anderem dieses Fundstück wird mich aber dennoch hinaustreiben. Mein GPS ist ja Spritzwassergeschützt.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

#5


Klaus verweist zurecht darauf dass die TRBK Pfeilschneiden verwendet hat! Ob das aber ausschließlich so gewesen ist kann ich auf die Schnelle in der Literatur nicht nachvollziehen.


Eine absolute kulturelle Zuweisung und absolute Zeitstellung ist für den eingestellten Fundbeleg durch die typologischen Merkmalen und/oder das Material nicht fest zu machen.


Im Vergleich "Pfeilspitze" versus "Bohrer" sehe ich in diesem Fundbeleg, trotz der zugegebener massen, recht distanziert aufgenommenen Bilder, weiterhin eine klar und fein ausgearbeitete Pfeilspitze.



lG Thomas  :winke:



PS:  das Thema Pfeilspitze versus Pfeilschneiden beschäftigt die Archäologie am Niederrhein aktuell intensiver. Pfeilschneiden kamen hier vereinzelt neben Pfeilspitzen vor, galten aber als eine Ausnahmeerscheinung und der Gebrauch von Pfeilspitzen als die Regel.

Seit 14 Jahren wird ein Fundgelände am rechten Niederrhein, außerhalb der kulturell durch die TRBK geprägten Territorien, aber in der weiteren Grenzregion ihr gegenüber, intensiv prospektiert. Dort hält sich das Fundaufkommen von Pfeilspitzen und Pfeilschneiden in ihrem Vorkommen überraschend die Waage. Es fanden sich insgesamt bereits hunderte Belege von Projektilen.

Über die Materialkomponente des Feuersteins der Varietäten "Ghlin" und "Verlaine", beides Vorkommen in Belgien, deutet sich an, dass die Pfeilschneiden am ehesten den Zeitabschnitt des späten Neolithikums in der Region charakterisieren. Damit wird im Gebrauch von Pfeilschneiden ein kulturell tradierter Strang von Westen nach Osten, über Frankreich, Belgien und die Niederlande deutlich.

Aus den beiden gut identifizierbaren Materialkomponenten bestehen auch Pfeilspitzen die typologisch gleichfalls spätneolithisch datiert werden können (lanzettförmig, gestielt ohne Flügelenden und verschiedene andere Merkmale). Viele der Pfeilspitzen datieren dem gegenüber älter (Rössen, Bischheim und Michelsberg) oder jünger (gestielt und geflügelt). Damit deutet sich für den Ort ein bevorzugter Gebrauch von Pfeilschneiden mit dem gleichzeitigen selteneren Gebrauch einiger Pfeilspitzen an.

Ich vermute, dass viele Sammler im Rheinland die kleinen Klingenabschnitte aus denen Pfeilschneiden hergestellt worden sind überwiegend liegen gelassen habe, weil sie insbesondere "schöne" und besser erhaltene Stücke auflesen wollten. Das dokumentiert sich dadurch, dass die privaten Sammlungen nur selten Debitage beinhalten. Es wurde eindeutig selektiv gesammelt. Für steinzeitliche Plätze in Gebieten ohne natrlich verfügbare Ressourcen ist das dann immer ein absoluter Nachteil, da gerade die Debitage und kleinen Überreste technologische Aspekte deutlich werden lassen. Wo Debitage tatsächlich fehlt wurden weder Grundformen produziert noch eine Bearbeitung von Silices durchgeführt.


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.