Pfeilspitze

Begonnen von Silex, 22. April 2006, 22:43:59

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Silex

 Heute vom Acker.... kurz bevor der ( übrigens überaus nette) Landmann samt Riesenfass auftauchte Und das Pfeilspitzenfeld zersudelte.... wenigstens kommt Mais drauf da kann man noch lange suchen-
Dieses Teil  müsste das Dutzend vollmachen - was dieser kleine Acker bisher geliefert hat.
SIE ist zwar nicht arg schön- und manche Kriterien lassen  ebenfalls an ein noch nicht fertiggestelltes Projektil denken.
Die Basis z.B. scheint noch viel zu dick um angemessen  in einen Pfeilschaft implementiert zu werden- die Retuschen sind auf der Unterseite nur randlich angebracht-  auf der Oberseite zwar flächig aber ungemein grob und nachlässig scheinend. Aber dies mag der Materialqualität geschuldet sein.
Interessant jedoch scheint mir die Auffindungssituation sämtlicher Spitzen.  Sie fanden sich alle unterhalb eines vor Jahren schon wegplanierten Walles der die Plateauebene gegen den steilen  Hang absicherte.
Die ungewöhnliche Häufung von neolithischen  Spitzen könnte eine kriegerische Auseinandersetzung andeuten.
Aber dann  wär die hier  wohl keine unfertige Pfeilspitze.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...sondern ein hastig gefertigtes Tötungsmittel.... Aber dies ist wohl zuviel der Spekulation.... vielleicht ist - mit der Zeit alles nur den Hang heruntergeschwemmt worden weil der Wall wegradiert wurde
Der Besitzer glaubte dadurch seine Felder ökonomischer bewirtschaften zu können..... jetzt läuft ihm die Humussoße davon  und wenn er nicht neue Bremsen aufzieht dann kann er die Bewirtschaftung dieser Flächen vergessen.
Fast amüsiert hab ich ihm letztes Jahr zugesehen als er so kleine Wällchen positionierte und verfestigte. Dies brachte ihm zuerst den Ärger des Nachbargrundstücksbesitzers ein - dessen Acker er halb wegflutete und inzwischen sind  seine Eingriffe auch schon abgeschwemmt. Jetzt hat er verpachtet und der Pächter grinste heute sinnend: Jaja de Junga... de kiena de Natua niad deiten (deuten)und fooschdüy (verstehen)....


bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

#2
Hallo Edi  :-)

Du hast schon recht, sie sieht schon ein bisschen wie Vorarbeit / unfertig aus.

@Silex: "Die ungewöhnliche Häufung von neolithischen  Spitzen könnte eine kriegerische Auseinandersetzung andeuten."

Es GÄBE da aber vielleicht eine ganz andere Möglichkeit:
Bei der Planierung KÖNNTE man vielleicht Gräber zerstört haben. Ich gehe davon aus, dass man bei euch wie hier die gleiche Beerdigungstraditionen
im Neolithikum hatte, und zwar nicht länger in Hügeln, sondern in Steingräbern unter Erde.
Die Pfeilspitzen waren oft mit ins Grab gegeben, und man sieht hier bei uns ab und zu, dass man anscheinend in eile Pfeilspitzen gemacht hat als Grabgabe,
oder man hat eben nicht die besten Spitzen mitgeben wollen, da sie wohl im lebendigen Leben verwendbarer waren !!  :narr:
Sollten sich die Beerdigungstraditionen ähneln, müsstest du bald einen neolithischen Dolch dazufinden !! (aber dazu reichte der sparsame Flint bei dir wohl nicht ??)

NUR THEORIE !!!  :winke:

Der Wikinger


....übrigens Edi !!!

Frag doch mal den Bauer, ob er recht grosse Steine und grosse, grobe Stein-Fliesen so von 30 x 60 bis 50 x 80 cm auf dem Feld gefunden hat,
oder ob er weiss ob früher solche gefunden und weggefrachtet wurden !!  :belehr: :winke:


Silex

danke agersoe, alter Haudegen...

Das ist übrigens immer meine erste Frage an den Landmann.... ob ER  auffällige (ortsfremde) Gesteine, Platten...Holzkohle..Knochen-Keramikkonzentrationen bemerkt hat. "Der" Bauer hat mir vor 2 Jahren erzählt dass er vor 20 Jahren- ca 200 Meter weiter hangabwärts einen "kaputten Lehmofen" ausgeackert hat mit "seltsamen schwarzbraunen  Scherben" und sie hätten das Ding rausgeholt und weggefahren weil an dieser Stelle nichts wuchs........Meine Fresse... das wär ein Ding gewesen. Der erste vermutlich vorgeschichtliche Ofen in meiner Heimat.

Was ich damit sagen will..... Die Archäologen vergessen das wichtigste Potential... die Tradition und das Wissen der Landwirte... die lachen dich zwar aus wegen einer Silexpfeilspitze aber sie kennen die Erzählungen der Alten wo es "geistert" wo "Wasser kommt" ... nichts wächst etc.
Früher hab ich mich immer vom Acker gemacht wenn der Traktor kam... Heute lauf ich hin... frage nach  Aussaat... Erntezeiten- Ackertiefen... Auffälligkeiten...etc. und ob er mal die Sachen sehen will die hier schon gefunden wurden.
Und bis auf 5 gefährliche Ausnahmen ( Hundeattacken- Güllebesudelung des Fahrzeugs- wüsten Beschimpfungen a la " "wenn ich Dich hier noch mal sehe ...fahr ich dich über den Haufen" etc.) sind sie alle direkt freundlich und kooperativ.

Und manch einen kann ich  einen "guten Freund" nennen.
Aber erst seitdem ich mir die Haare radikal kürzen ließ... von  ca 40 cm auf  Nullkommaneun.....

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger



Richtig und interessant, lieber Edi !!!  :super:

.....und was meinst du nun zu meiner "Gräber-Theorie" ??  :smoke: :narr:

rolfpeter

Moin Jungs,
zur "so klappt es auch mit dem Landmann" - Diskussion.
Meine Erfahrung sagt auch, daß man auf die Landwirte zugehen muß, dann haben die in der Regel das allergrößte Verständnis für uns Stein- und Scherbensammler. Bis auf ein Exemplar der widerwärtigen Sorte, der auch mit irgendwelchen Landschaftspflegern im Dauerclinch lieget. Grund: Totalversiffter Bauernhof mit xxx Treckerleichen, deren Ölsiff munter in den Grund sickert.
Und ebender hat soooo 'ne schöne Neolithische Siedlung auf'm Acker.
Also trotzdem hin und nicht erwischen lassen!  :cool1:


Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Poseidon1

Vor einigen Wochen hat mir der Besitzer eines sehr vielversprechenden Feldes den Zugang zu seiner Koppel untersagt. Nach der höflichen Frage nach dem Warum, meinte er, dass das Wild von mir aufgescheucht wird, voller Panik auf die Straße läuft und dort mit Sicherheit überfahren wird.
Nun, die Wahrscheinlichkeit an seinem Hochsitz, vor dem er eigens Gemüseköder für den perfekten Schuß ausgelegt hat, zu sterben, ist für so ein Reh deutlich höher. Nun, was soll man machen, ist nunmal seine Koppel.


Gruß, Poseidon

Silex

Danke , Freaks, für die rege Teilnahme.
Ich hab schon wieder "eine" vom selben Acker.. nicht gerade wunderschön..eine Seite wurde vom Bearbeiter nur randlich gestreift. Ich tippe auf "kriegerische Auseinandersetzung" , agersoe. Ein ehemaliger Wall, tief eingeschnittener Hohlweg (der auch später entstanden sein könnte), weitere Besiedlung in allen folgenden Epochen bis zum Frühmittelalter...... Ich glaube an ein heute verlorengegangenes Gefühl für den "Platz" der ausschließt dass an einem Begräbnisplatz im Anschluss gesiedelt wurde.
Pervers erscheint mir die Tatsache dass ich vor Kurzem dieses einzigartige Areal beim finanzklammen LfD  zur sofortigen Sicherung anempfehlen mußte , da sonst binnen weniger Jahre "die Soße" hunderte von Metern hangabwärts geflossen sein wird...
Ein ewiges Jammern..zum letzten Mal - ich verspreche es
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus Edi,
ist doch wirklich kein Jammern. Ich finde es höchst angebracht, daß hier im Forum auch die Belange des Bodendenkmalschutzes vertreten werden!
Hilft ja vielleicht auch, den Geruch der "Schatzsucher" von uns zu tilgen!

Auf jeden Fall Danke für das schöne Stück! Hier im Rheinland finde ich  nur selten mal Pfeilspitzen.

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert