2 transluzide Kratzer des Endpaläolithikums

Begonnen von Silex, 03. Juni 2006, 22:43:29

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Silex

Servus Leute
Zwischen den , dieses Jahr, recht kümmerlich wachsenden (gut für mich - schlecht für den Landmann) Maispflänzchen konnte ich letzes Wochenende diese 2  Kratzer  aus durchscheinendem Silexmaterial auflesen....immer wieder verwunderlich- der extrem gute Erhaltungszustand  der Werkzeuge an dieser Fundstelle. Und was  könnte man daraus herauslesen  aus der Tatsache , dass diese Lokalität einen  weit überproportionalen Kratzeranteil hervorbringt ( im Vergleich zu erforschten , zeitgleichen). Inzwischen dürften über 100 Kratzer von hier in meinen  Sammlerbeutelchen schlummern- das seltsame dabei ist die Unterschiedlichkeit der Rohstoffauswahl und der Sorgfalt in der Bearbeitung- denen nur wenige Rückenspitzen- messer gegenüberstehen. Die Stichelanzahl dürfte 20 nicht überschreiten.
Was  führte also zu dieser Kratz- und Schaborgie an einem Platz der in sumpfigen Gelände lag und nur ein paar sandige Erhebungen aufwies auf denen immense Hinterlassenschaften der letzten Rentierjäger zu finden sind.  Kaum mehr als ein Zelt kann  auf jeder dieser Kuppeln gestanden haben.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Dieser ist wohl abgebrochen. Manche Spezialisten  vermuten den Bruch  ähnlicher Kratzer an der Schäftungsgrenze. Also dass dort wo die Holz- oder Bein- Geweihschäftung endete  eine senkrechte Bruchspannung aufgrund des Arbeitsdruckes zur  Zerstörung des Gerätes diente....
Das wollte ich Euch nur mal zeigen zum Ausklang dieses Abends
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Hallo Edi,
wie immer sehr schöne Stücke!
Material erinnert an die fiesen mittelfranzösischen Flintensteine. Die Form allerdings nicht HaHa.

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

#3
Zitat von: Silex in 03. Juni 2006, 22:43:29
Und was  könnte man daraus herauslesen  aus der Tatsache , dass diese Lokalität einen  weit überproportionalen Kratzeranteil hervorbringt ( im Vergleich zu erforschten , zeitgleichen). Inzwischen dürften über 100 Kratzer von hier in meinen  Sammlerbeutelchen schlummern- das seltsame dabei ist die Unterschiedlichkeit der Rohstoffauswahl und der Sorgfalt in der Bearbeitung- denen nur wenige Rückenspitzen- messer gegenüberstehen. Die Stichelanzahl dürfte 20 nicht überschreiten.
Was  führte also zu dieser Kratz- und Schaborgie an einem Platz der in sumpfigen Gelände lag und nur ein paar sandige Erhebungen aufwies auf denen immense Hinterlassenschaften der letzten Rentierjäger zu finden sind.  Kaum mehr als ein Zelt kann  auf jeder dieser Kuppeln gestanden haben.....

Hallo Edi  :-)

Ich kann dir natürlich keine zufriedenstellende Antwort deiner Frage geben !!

Ich kann nur feststellen, dass es ab und zu Fundorte gibt, wo ein Gerätetyp völlig dominierend ist.
Bei uns, nur unweit von wo ich wohne, gibt es eine kleine flache Halbinsel, auf der in der Mitte einen Hünengrab steht. Im Hinterland waren in der Steinzeit mindestens 13 solcher Gräber vorhanden. (heute nur 1 bewahrt  :heul:). Bei diesen Gräbern und in der Umgebung sind viele Geräte des Neolithikums gefunden worden.
Auf der kleinen Halbinsel (Grösse so wie 3-4 Fussball-Plätze) so 400 - 600 m entfernt sind auch in kleinem Anzahl verschiedene Geräte: Messer, Beile, Stichel usw. gefunden worden.
Dazu aber gibt es MINDESTENS 4000 Scheibenschaber !!!!  :platt:

Du kannst dich vielleicht vorstellen wie hier die Diskussion geht, was das war ???? Kult-Platz wird gesagt. Das sagt man ja meistens, wenn man eigentlich nicht weiss, was man sonst sagen soll.

Wir haben auch einen interessanten Platz am östlichsten Teil der Insel, hier sind auf einem kleinen Strandabschnitt mehr als 100 frühpaläolithische Pfeilspitzen gefunden worden, und sonst neben ein paar Abschläge NICHTS.
Dieser Fund wird als Jagd-Station interpretiert. Die Renntier-Jäger haben sich hier ein Depot von Pfeilen versteck, zu dem sie zurückkehren konnten. Dieser Platz liegt so in der Landschaft, dass man sich förmlich vorstellen kann, wie die Jäger hier sich versteckt haben, und wie die Renntiere auf der Fläche wo jetzt das Fahrwasser zwischen Ærø und Langeland nach Norden gezogen sind.

Ja, also bei deinem Acker müssten sicher genauere archäoligische Untersuchungen gemacht werden, um nur eine fragmentierte Antwort zu wagen.  :winke:


Der Wikinger



Übrigens würde mich auch interessieren:

Gibt es denn an der Fundstelle zu erwartende Geräte, die garnicht vorhanden sind ??


Silex

Danke Leute,
an Flintenstein hatte ich angesichts des Materials auch schon gedacht...(rp)...seltsame Rohstoffe haben die hier zusammengetragen.. baltischen-polnischen-nordischen Flint, Arnhofener und Jurahornstein, Feuerbergjaspis, Lydit, Chalzedon etc......

agersoe....schwierig formulierte Frage... aber nach langem Nachdenken hatte ich sie verstanden....hoffentlich:
Es ist ALLES vorhanden was  die Jahrtausende überdauern kann und typisch ist für eine Rentierjägerstation der ausgehenden Altsteinzeit.
Viel Sand, viel Holzkohle, Kernsteine-(Reste), Schlagsteine, Abschläge, ausgesplitterte Stücke, Retuschierungsabsplisse, Klingen- und Rundkratzer, Klingen, Rückenmesser-und Spitzen, Stichel... und ein paar hundert Meter weiter fand sich sogar ein Pfeilschaftglätter...nebst ähnlichen Geräten...
anbei noch ein Bild von einem größeren Rohstück des durchscheinenden  Kratzermaterials....


Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo wieder Edi !!  :-)

Es ist bei der neolithischen Fundstelle mit den vielen Schaber hier bei mir vorgeschlagen worden, dass man vielleicht (rituel) Felle von Robben oder Kleinwahle in Ordnung gebracht hat.

Man könnte sich bei deinem Platz ja vorstellen, dass dort besonders viele Jagdtiere getötet wurden, und man hat vor dem weiterziehen die Tiere geschlachtet,
und die Felle gereinigt. Deshalb vielleicht die verhältnismässig vielen Kratzer.

Tjaa, es ist und bleibt ein Rätsel !!  :winke:  (hoffe du hast mich diesmal besser verstanden !!  :-D :super: )


Silex

Danke agersoe,
ich vermute auch stark vermehrte Fellrückseitenbehandlung an dieser "Hauptlagerstelle".....ähnliche... Silices finde ich in  bis zu 2 Kilometern  Abstand....gleiches Material...ähnliche Zusammensetzung.... und  Bearbeitungsmethode, aber  immer sind es nur einige wenige Stücke... vielleicht deuten diese randläufigen  Fundstellen  die Schweifgebiete der Jäger an von denen sie immer wieder zum Hauptlager zurückkehrten.  Die wenigen Absplisse , Kratzer , Stichel, und Kerne   der "Nebenstellen" könnten diese These untermauern.
Vielleicht bekomm ich mal eine Ausgrabung an  einem dieser Hügel dieser "Hauptfundstelle".
Viel wird nicht übrig sein, wenn die Lagerfeuer schon zerfurcht sind...... aber interessant wäre es doch
Machts gut

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.