Patinierung von Lydit

Begonnen von psearch, 15. November 2007, 17:43:51

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

psearch

 :winke: Hallo Leute habe da mal kurz eine Frage zur Patinierung von Lydit !

Normalerweise patiniert das Zeugs auf meinen Fundstellen nicht sondern wird eher hochglänzend.
Auch bei Lutz Fiedler steht geschrieben, das Lydit eher nicht patiniert.
Hat also jemand von euch schon mal patinierten Lydit gesehen, und wenn ja wie sieht das aus ?
Lydit kommt bei uns leider nicht als Rohmaterial sondern nur als Mikrolithen vor  :narr:

MFG PSearch


wühlmaus

... kann ich eindeutig mit NEIN! beantworten ...

Da ich auf recht ärmlichen lithischen Stellen unterwegs bin, hab ich mir angewöhnt auch verdächtige Kieselschieferstücke genauer anzuschauen  :staun:

Selbst die alten, verschliffenen Frostsprünge wiesen keinerlei Patina auf ... bei verdächtigen Flint-Frostsprüngen von den gleichen Stellen gibt es ein komplexes Patinabild mit x verschiedenen Schatierungen ...

Hast Du irgendein Fundstück am Start, dass Dich zu dieser Frage reizt? Wenn ja, dann zeig einfach mal, Du hast mich mit deiner Frage, ehrlich gesagt, recht neugierig gemacht ...  :engel:

:winke:
Gerd

Silex

Wie schon mal angedeutet, psearch, wühlmaus: Lydit ist bei uns beschränkt auf Endpaläolithikum   ...und wie alle anderen Materialien dieser Fundstellen  von mir noch nie in patiniertem Zustand aufgefunden worden. Woran dies liegt?
Bei UNS vermutlich an  der Lagerlagepräferenz dieser Jägergruppen.
Eigentlich müsste er wie alle Kieselsäurematerialien auch diesem Prozess unterworfen sein???!!!
Ein eventuelles Foto wäre wirklich interessant

Danke
und bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

psearch

Hallo,

ich werde versuchen am Wochenende mal ein paar Fotos zu machen .... aber da ich keine Makrokamera habe werden die Bilder nicht so gut werden.

Die Artefakte stammen von einem Platz den ich während eines Sonntagsspaziergangs mit meiner Frau entdeckt habe .... während sie Kornblumen
pflückte, guckte ich mir die vielen Steine dort an und dachte ich mir die Stelle dort auf dem hellweissen Stein sieht doch aus wie ein Schlagbuckel, hob ihn auf und
hatte einen weiss patinierten Abschlag aus Chalcedon in der Hand .... . Allerdings musste ich vier Monate warten bis das Feld endlich umgepflügt war und es
genügend geregnet hatte das man was erkennen konnte. Beim ersten Besuch habe ich nach 5 Minuten eine Klinge aus Feuerstein gefunden   :cool1:  :jump:
Die Stelle liegt auf einem exponierten Geländesporn über einer Tiefebene, bietet also für Jäger einen idealen Beobachtungsposten.

Die Stelle brachte in der Zwischenzeit so um die 30 Artefakte aus braun-durchsichtigen Feuerstein, Lydit, einem grauen Stein, rot-grauen Quarzit, Chalcedon mit
weisser Patina / Hochglanzpatina und einem merkwürdigen schwarz-braun-weissen patinierten Zeugs daher die Frage ....
Das Material besteht aus einfachen Abschlagskernen, Mikrolithen (Dreiecke, Kratzer) , Klingen, Schabern, Sticheln, bifaziellen Geräten und Abfallabschlägen.

Am lustigsten ist ein Mikrolith in Form eines kreisrunden Daumennagelkratzer aus braun-durchsichtigen Feuerstein. Kleiner ging es wirklich nicht mehr ....

Die Artefakte sind unregelmässig verteilt und ich konnte so bis jetzt allerdings noch keine Fundkonzentration feststellen   :-D

Auf Grund des Fundmaterials gehe ich von mesolithischen Artefakten aus, wobei die weiss patinierten Stücke, einfachen Abschläge und die bifaziellen Stücke
evtl. älter sein könnten. Im Neolithikum verwendete man bei uns Arnhofer Plattenhornstein der dort aber nicht auftaucht.

Feuerstein / Lydit kommt bei uns nicht natürlich vor , ebenfalls dieser rot-graue Quarzit nicht. Chalcedon kommt dort in grossen Brocken in excellenter Qualität vor,
man kann die Artefakte von den Plugofakten gut über die weisse Patina unterscheiden.

MFG PSearch





dappeler

Faszination Lydit, hier bahnt sich ein hochinteressantes Thema an  :dafuer:

Wurden eigentlich Pfeilspitzen aus Lydit gefertigt???
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

CptAhab

...weil die Materialeigenschaften das zuließen.
Lydit ist der Rohstoff der am nächsten dem Flint entspricht. Das Vorkommen ist entsprechend.
Allerdings gilt er wohl als Ersatzstoff.
M.E. ist seine Schwärze ein ästhetisches Merkmal, das nicht von der Hand zu weisen ist.

The world is full of crashing bores. - Mozer

Silex

Dieser Link beschreibt Vorkommen und Erkennungsmerkmale ziemlich gut- auch wenn mir die Beispielexemplare  nicht zur Herstellung von Steinzeitwerkzeugen geeignet scheinen.
http://www.kristallin.de/suedliche/lydit.htm

Für meine Gegend wird trotz weit entfernter Rohstoffquellen (über 100 km) inzwischen ein  natürlicher Transport  über Flussgerölle in der Naab wahrscheinlich.
Hier einer von mehreren größeren Kernen  die ich - schon fast am Unterlauf der Naab gefunden habe.
Pfeilspitzen aus Lydit hatten wir hier ja schon mal...Kratzer gibts auch....aber kaum  Klingenkratzer...und Stichel sind mir aus diesem Material  noch nicht untergekommen. Vermutlich sind längere Geräte mit Querhebelwirkung nicht  die Stärke dieses oft von Bruchzonen gekennzeichneten Rohstoffes.
Zumindest trifft dies auf die hiesig (bisher gefundenen) verwendeten Werkzeuge zu.
Jenseits der Praktikabilität drängt sich dem phantasierenden Sucher jedoch auch die von CptAhab erwähnte "Ästhetik" und Magie eines seltenen Werkstoffes ins Denk- und Verständnisgekröse. Es scheint mancherorts auch gewisse Modeexoten gegeben zu haben die mit zunehmender Entfernung vom Vorkommen den Alltag bereichern  halfen.
Die Bedeutung von Farbe und Materialeigenschaften kann wohl nicht einmal annähernd erahnt werden.
Die damaligen Bezeichnungen für die Werkstoffe und Geräteformen waren bestimmt so variantenreich wie  die des Schnees bei den Inuit.....
Die möchte ich mal träumen....aber präzise

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

CptAhab

"auch wenn mir die Beispielexemplare  nicht zur Herstellung von Steinzeitwerkzeugen geeignet scheinen."
Das diesem Link entsprechen, aber Lydit läßt sich nach Flintmethode bearbeiten.
Mit entsprechenden Ergebnissen.http://www.sucherforum.de/index.php?topic=11240.0;wap2
WAP???
:nono:
The world is full of crashing bores. - Mozer

CptAhab

The world is full of crashing bores. - Mozer

Silex

Dein Artefakt habe ich  schon miteingerechnet Cpt Ahab:
Zitat edi: "Pfeilspitzen aus Lydit hatten wir hier ja schon mal..."

Ich wollte nur die Brocken in "meinem Link" als nicht "verarbeitungswürdig"  abkanzeln
Salü
Edi

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

CptAhab

 :winke: Ja, da hätte man doch recht lange zu kauen, bis etwas anständiges bei raus käme.  :super:
The world is full of crashing bores. - Mozer

Silex

...ein  lyditischer Exot in langen Jahren "Feldarbeit" ist dieser solitäre Klopfstein aus Lydit....
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Und hier noch ein flacher Lyditabschlag,  von einer endpaläolithischen Fundstelle, der eventuell als Klinge benutzt wurde.
So sieht "er" bei uns typischerweise aus
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.