Biface :)

Begonnen von RockandRole, 12. Oktober 2020, 08:09:58

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RockandRole

Hallo Leute  :winke:

gestern waren mein Dad und ich vordergründlich unterwegs um einige Verdachtsmomente die wir mit der Schummerung entdeckt hatten einmal anzuschauen. Mit mäßigem Erfolg. Da wir noch etwas Zeit hatten, sind wir noch einmal auf eine unserer Fundstellen gefahren. Ich war schon so fertig von dem ganzen Waldgelatsche, dass ich mich schon kurz mal auf´s Feld gelegt hatte und die Sonnenstrahlen genossen hatte.

Danach ging es Schlag auf Schlag. Irgenwie kommt eine krümellige Struktur dem Finden von größeren Teilen zugute, so auch hier. Dort im Umkreis hatte ich noch 5 weitere Funde.

Das Stück ist aus einem plattigen Kiesel gefertigt und war von Anfang an nur ca. 20 mm dick. Deshalb war es unnötig es noch mehr in der Fläche zu bearbeiten. Es macht den Anschein, dass es nur einseitig eine feinere Arbeitskante hat. Der Eindruck kann aber auch von 2 rezenten Einschlägen stammen. Ich würde das Stück mal vorsichtig als Faustkeilblatt ansprechen, falls es nur einseitig genutzt wurde. Ich habe dazu mal eine Abbildung der benutzten Kanten im Netzt gefunden die ein Werkzeug mit definieren.

Ich würde mich über Meinungen zu dem Stück freuen. Die Länge beträgt genau 70 mm und breit ist es 50 mm.

PS: Ich habe mir eine ´Fotostation´ gekauft. Falls ich es gebacken bekomme meinen Schreibtisch aufzuräumen, gibt es dann hoffentlich bessere Bilder von dem Stück. Es hat es verdient  :friede:


liebe Grüße Daniel



gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Blattförmiger Schaber wäre eher passend, ein Keil ist das nicht. Gruss..

RockandRole

Moin Nano,

ein guter Einwand mit dem blattförmigen Schaber, mit dem ich aber gerechnet habe. Ich verstehe im allgemeinen manchmal die Abgrenzung nicht. Die Unterscheidung von Fäustel, Halbkeil und blattförmiger Schaber etc. fällt mir bisweilen schwer, kommt es beim Umriss eines Stückes ja oft auf den Abarbeitungszustand an.
Und überhaupt!! Warum unterscheidet man bifaciell zugerichtete Schaber eigentlich nicht anders. Das ist verwirrend. Warum ist ein bifaciell zugerichteter aber einseitig geschärfter Schaber das gleiche wie ein bifaciell zugerichteter und beidseitig geschärfter  :nixweiss: Warum darf man letzteres eigentlich Schaber nennen? Alles so Fragen.

Ein Faustkeilblatt aber, das ist ja kein richtiger Keil. Das sieht man bei dem Stück von Levante ganz gut. Da setzt man ja vorraus, dass es am Rohmaterial liegt, welches schon dünn war und dann überhaupt keine richtige Keilform zustande kommt. Wobei da die Flächenretusche eigentlich vollständiger sein müsste.


Nur so Gedanken  :-)

Kategorisierend Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Ein Faustkeil hatt eine Spitze und eine Basis. Das sehe ich halt hier nicht. Sicher ist manches schwammig.....definiert. Gruss..

Danske

Hallo Daniel,

die Begrifflichkeiten bzw. die Unterscheidung der einzelnen Geräte sind mir mitunter auch rätselhaft. Da sind wir sicher auch nicht allein. Und was die Artefaktansprache angeht, bin ich dermaßen unsicher...

Bin bei deinem Stück auch am überlegen. Für einen Schaber fehlt mir die zielgerichtete Kantenretuschierung, um ihn hobelnd, schabend nutzen zu können.

Würde noch ein biface partiel in den Ring werfen, der nur teilweise auf den Flächen bearbeitet wurde, weil, wie du ja auch sagst, die Grundform, hier ein Trümmerstück oder flaches Geröll, der gewünschten Form schon entsprach.

LG
Holger

Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

RockandRole

Guten Morgen Holger,

danke für deine Meinung. Das ist wirklich nicht so einfach mit dem Kategorisieren. Die Abbildung, welche ich gemeint habe kann man in diesem Artikel finden. Da sind auch Studien zu den Umrissen und den Übergangsfeldern dabei. Da ist ganz interessant.

Evidence for Neanderthal Hand Preferences from the Late Middle Palaeolithic Site of Buhlen

In Google eingeben und bei Research.net ist das PDF. Da ist die Abbildung 81 mit den aktiven Kanten. Das ganze PDF ist interessant und passt zur Thematik.

Bessere Bilder müssen her.

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

Danske

Moin Daniel,

danke für die interessante Ausarbeitung zu Buhlen, die hatte ich noch nicht :-)

Also tendierst du eher in Richtung (Keil)Messer? Könnte hinkommen. Du kannst anhand des Originals mehr sehen und beurteilen als ein ferner Betrachter.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich schlicht und ergreifend viel zu wenig geschult bin beim Beurteilen von Artefakten, vor allem aus länger zurückliegenden Zeitabschnitten. Wenn es nicht gerade eindeutige Stücke sind, gehen meine Ansprachen über Mutmaßungen nicht hinaus. Da müssen die Fachleute ran, und auch die brauchen immer das Original, um eine Ansprache treffen zu können. Aber auch die sind sich mitunter uneins.


LG
Holger :winke:
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

RockandRole

Servus Holger,

heute wird es wohl wieder nix mit neuen Bildern, hier will irgendwie keiner so richtig schlafen.

Nein, ich denke nicht, dass es ein Keilmesser ist. Dazu fehlt einfach der Rücken.

Da hast du völlig recht mit der Ansprache. Ich habe mit Bildern auch immer Probleme. Und wenn sie dann noch so unvorteilhaft sind wie diese, dann wird es schwierig. Aber wir Laien dürfen ja auch ne Meinung raushauen und daneben liegen.  :-D

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Mit dem blattförmigen Schaber sind wir hier gar nicht so schlecht dabei, denke ich, zumal die der Schneidpartie gegenüberliegende Seite auch noch gröber gestaltet scheint. Oft sind die Übergänge zu Keilmessern und Blattspitzen fliesend. Gruss..

RockandRole

Hallo Nano,

ja du hast recht. Gerade nachgelesen, dass die der Schneide gegenüber liegende Seite oft noch nur grob im Zick Zack zugerichtet ist. Falls hier doch keine so argen rezenten Beschädigungen vorliegen, stimmt das hier so und  passt dann der Literatur nach wohl am besten. Irgendwer wird es irgenwann einmal irgendwie ansprechen. Ich lasse es euch wissen.

:winke:
gefährliches Drittelwissen