oportunistische Beil- oder Dechselklinge

Begonnen von RockandRole, 25. Januar 2021, 15:40:21

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RockandRole

Hallo Leute,

nach ca. 20 Stunden Begehung insgesamt, hat mich dieses Artefakt aus Amphibolit angelacht. Bisher haben wir von dort, einer Stelle am Mainufer, nur vorgeschichtliche Keramik, wohl metallzeitlich und kein einziges Steinartefakt, sieht man mal von einem Klopfstein ab.

Ich würde diesen Fund dann evtl. als einen Verlustfund, einer anderen Zeitstellung verbuchen. Solche schludrig gemachten Werkzeuge tauchen ja immer mal wieder auf, und von daher kann man da wohl nur Sachen hineininterpretieren. Aber das mache ich ja ab und an gerne  :-D

Da das Teil recht dünn und annähernd rechteckig ist, frage ich mich, ob es am Ende vom Neolithikum vielleicht eine Tendenz in Richtung der Form der frühen Kupferbeile gibt. Falls das überhaupt ein Beil ist! Oder ist das Schwachfug?

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Hab ein ganz ähnliches, wo auch fast die ganze Breitseite abgeplatzt ist. Nicht Amphi. Meins würde ich später datieren. Bei deinem wär ich wegen Amphi doch eher für älter. Ein nachgearbeiteter Dechsel wär auch möglich. Ist eigentlich Amphibolith noch so spät verwendet worden? Gruss..

steinwanderer

Moin Daniel,
auf jeden Fall ist das ein Beil. Zum Material kann ich so aus der Ferne nicht sagen.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Herlitz

Zitat von: Nanoflitter in 25. Januar 2021, 17:48:35
Ist eigentlich Amphibolith noch so spät verwendet worden? Gruss..

Eine gute Frage! Ich kenne Amphibolith noch aus der Schnurkeramik, jünger aber nicht.
:winke: Sven

Nanoflitter

Mit Amphibolith bin ich hier auch 100% dabei. Wie sieht denn der Nacken aus, bekloppt :-) ? Evtl. ist eine Resteverwertung als Spaltkeil denkbar. Gruss..

RockandRole

Hallo Leute,

jau ich war auch so ca mit 60:40 bei Beil mit dabei. Der Nacken ist geschliffen und hat eigentlich keine allzugroßen Beschädigungen. Man sieht ja den Zustand recht gut. Ich denke aber, mit einem Holzknüppel kannst du wohl lange auf so etwas dreschen, bis da richtig was flöten geht vom Material. Ausprobiert habe ich es aber nicht.
Da bei uns der Amphibolit regionales Material ist, wurde der wohl alleine schon deshalb lange verwendet. Habe auch ein Beil, was schon BZ sein könnte aus Hornblendeschiefer.

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: Herlitz in 25. Januar 2021, 19:29:18
Eine gute Frage! Ich kenne Amphibolith noch aus der Schnurkeramik, jünger aber nicht.
:winke: Sven


Oooooh doch gerae im Jungsneolithikum im hessen treten Parallelbeilklingen aus AMphibolit erstaunlich häufig auf...... warum auch immer!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hier ist noch einmal das, von mir erwähnte Beil aus dem Großraum Aschaffenburg. Das war auch so ein ´Einzelfund´. Nach erneuter Überlegung hilft uns das aber vielleicht gar nicht weiter.

In der Nähe gab es damals eine Grabung, wo auch Mittelneolithikum gefunden wurde. Schaut man sich die Felsgesteinwerkzeuge aus der Grabung der Gräberfeldes von Trebur an (Mittelneolithikum) sieht man auch ähnliche Umrisse, aber die Schneide liegt natürlich anders, weil es ja Querbeilklingen/Dechselklingen sind. Deshalb bin ich mir bei der Datierung hier nicht mehr so sicher. Nach Mittelneolithikum passt sicher.

Das Material ist aber eindeutig.

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

steinwanderer

Tja Daniel,
ich weiß auch nicht ob das weiterhilft. Von der Form her sind beides Rechteckbeile wie sie auch hier vorkommen. Nur eben aus Flint.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Danske

Zitat von: RockandRole in 27. Januar 2021, 13:28:32
Hier ist noch einmal das, von mir erwähnte Beil aus dem Großraum Aschaffenburg. Das war auch so ein ´Einzelfund´. Nach erneuter Überlegung hilft uns das aber vielleicht gar nicht weiter.

In der Nähe gab es damals eine Grabung, wo auch Mittelneolithikum gefunden wurde. Schaut man sich die Felsgesteinwerkzeuge aus der Grabung der Gräberfeldes von Trebur an (Mittelneolithikum) sieht man auch ähnliche Umrisse, aber die Schneide liegt natürlich anders, weil es ja Querbeilklingen/Dechselklingen sind. Deshalb bin ich mir bei der Datierung hier nicht mehr so sicher. Nach Mittelneolithikum passt sicher.

Das Material ist aber eindeutig.

liebe Grüße Daniel

Hallo Daniel,

Mittelneolithikum könnte m.E. tatsächlich gut passen, und zwar bei beiden von dir gezeigten Beilklingen. Schau dir doch bitte mal in dem folgenden Link, der dir sicher bekannt ist, die Beilklinge Nr. 2 auf Tafel 3 an. http://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/78/79

Die Nr. 2 wird da als Schuleistenkeil angesprochen, was ich nicht so richtig nachvollziehen kann. Für mich sind Schuhleistenkeile (der Begriff wird heute in der Fachwelt eher gar nicht mehr verwendet) die schmalhohen Dechselklingen mit absolut planer Unterseite.
Im Mittelneolithikum hatten die Dechselklingen im Gegensatz zur BK eher eine ganz leicht gewölbte Unterseite (Unterscheidungsmerkmal zur BK) und in der Frontalansicht des öfteren eine gerade und nicht mehr ganz so deutlich aufgewippte Schneide.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.