Mini-Kratzer und Beilklinge aus Basalt

Begonnen von rolfpeter, 08. August 2008, 10:12:29

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rolfpeter

Servus,

Dechselklingen aus Basalt sind hier keine Ausnahmen, die gibt es häufig. Aber eine Beilklinge aus dem schnell verwitternden Stoff ist mir bis dato noch keine untergekommen. Hier ist das Stück:
Die Oberfläche ist sehr rau, fast wie bei ganz grobem Schmirgelpapier. Die Grundsubstanz ist weggewittert und die eingelagerten Olivin- und sonstnochwas- Kristalle treten deutlich hervor.





Von der gleichen Stelle stammt dieser Mini-Kratzer. Es handelt sich um einen winzigen Abschlagkratzer , der auch nie größer war als im jetzigen Zustand. Damit ist gearbeitet worden, man erkennt Gebrauchsspuren an der Kratzerkante. Was ist wohl mit einem solchen Kerlchen gemacht worden? Zum Gebrauch mit der bloßen Hand zu klein und zur Schäftung m.E. auch völlig ungeeignet.





Hier ist noch eine seltsam patinierter Abschlag: in ersten Moment dachte ich an ein "exotisches" Material. An der Bruchstelle sieht man aber, daß es sich um normalen grauen Schotterflint handelt.





Das war es für heute.
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

lange hab ich keinen so schönen Kratzer mehr gefunden, RP!
Da hatten wir doch mal ein Beilklingenstückchen das Du mir als Zwiebackbeilchen verhohnepiepelt hast...das war sogar aus sandsteinähnlichem Material.
Irgendwelche Anwendungen dürften diese Weichbeile unterstützt haben.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Moin Jungs!

Wirklich eindrucksvolle Beispiele für die Agenzien, denen Mutter Natur manche Materialien, hier härteste Gesteinarten, aussetzt. Da ist zum einen die Basaltklinge, die selbstverständlich alles andere als ein "Weichei" war. Es ist nicht ungefährlich, aus dem jetzigen Zustand auf den ehemaligen zu schliessen. Die Veränderung der Oberfläche ist lediglich das Produkt von sauren Böden und viel, viel Zeit.

Was den patinierten Flint angeht: Solche länglichen, teils verschlungenen Spuren findet man immer wieder auch an Artefakten. Sie werden von der Fachwelt als Wurzelpatina beschrieben, die auf chemisch-mechanische Vorgänge beim Kontakt mit Pflanzenwurzeln zurückgeführt wird (Säuren und feinste Bewegungen). 

Selbst ein so winziges Kratzerchen ist nicht nur theroretisch durchaus schäftbar, etwa in einer Klemmschäftung und Wicklung mit Sehne oder Klebeschäftung mit Birkenpech und zusätzlicher Sehnenwicklung. Aber grundsätzlich ist in der Tat die Frage zu stellen, RP, was die Jungs mit sowas überhaupt gemacht haben. Zeitstellung könnte eventuell Bischheim sein, es sei denn, Du hast andere Anhaltspunkte.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Zitat von: Silex in 08. August 2008, 14:53:10
Irgendwelche Anwendungen dürften diese Weichbeile unterstützt haben.....
Da hat Khamsin völlig recht. Es handelt sich genau um das Gestein, aus dem Pflastersteine , bei uns Katzenköpfe genannt, hergestellt werden.

Zitat von: Khamsin in 08. August 2008, 17:53:17
Selbst ein so winziges Kratzerchen ist nicht nur theroretisch durchaus schäftbar, etwa in einer Klemmschäftung und Wicklung mit Sehne oder Klebeschäftung mit Birkenpech und zusätzlicher Sehnenwicklung. Aber grundsätzlich ist in der Tat die Frage zu stellen, RP, was die Jungs mit sowas überhaupt gemacht haben. Zeitstellung könnte eventuell Bischheim sein, es sei denn, Du hast andere Anhaltspunkte.

Man beachte, daß sich die Kratzerkante an der Längsseite des Stückes befindet. Die Breite des Steinchens ist ganze 15 mm.
Der Fundort liegt am Anfang eines Fließes, also eines nicht ganzjährig wasserführenden Grabens. Hier scheint man gerne gelebt zu haben. Das meiste von dort ist LBK, es gibt aber auch geschliffene Beilklingen aus Lousberg- und Rijckholt-Feuerstein, sicher MK. Wenn jetzt auch noch Bischheim dort vertreten wäre, dann könnte man ja von einer fast durchgängigen Besiedlung sprechen. 200m weiter befindet sich auch noch eine römische Trümmerstelle.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert