mesolithische "Trapeze" im Vergleich mit neolithischen "Pfeilschneiden"

Begonnen von thovalo, 09. Oktober 2010, 11:47:11

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thovalo

 :-)

Ich habe aus mesolithischen Fundkomplexen aus dem Rheinland (rechter Niederrhein) drei Trapeze fotografiert und dann zwei trapezförmige Pfeilschneiden dazu gestellt.

Alle Belegstücke sind entlang der Seitenlinien retuschiert.

Es scheint so, dass die mesolithischen Artefakte in der Regel eher breiter als "lang" sind und die trapezförmigen Pfeilschneiden in der Tendenz eher länger als breit. Das könnte daraus resultieren, dass im Mesolithikum weniger breite Lamellen und schmalere Klingen als im Neolithikum zur Herstellung dieser Formen verwendet worden sind.


Die drei mesolithischen Trapeze in ihren Maßen:


Das erste, verbrannte Stück: 0.9 cm Länge - 1.65 Breite (FO: Ratingen-Lintorf; Kreis Mettmann/NRW)

Das zweite, unverbrannte Stück: 1.2 cm Länge - 1.9 cm Breite (FO: Ratingen-Lintorf; Kreis Mettmann(NRW)

Das dritte Stück: 1.45 cm Länge - 1.9 cm Breite (FO: rechter Niederrhein)



Das zur Herstellung verwendete Material der Stücke zwei und drei: "nordischer Feuerstein"
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
Die mesolithischen Trapeze sind hier um zwei neolithische "Pfeilschneiden" ergänzt!


die neolithische Pfeilschneide links: 1.8 cm Länge - 1.4 cm Breite (FO: rechter Niederrhein)

die neolithische Pfeilschneide unten: 1.9 cm Länge - 1.65 cm Breite (FO: rechter Niederrhein)



Verwendet wurde gleichfalls: "nordischer Feuerstein"
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

a.k.a. rentner

 :winke:
Die geringere Breite der Klingen sieht man an Gezeigten ja bereits in den Negativen auf den Klingenrücken.
Das Stückchen, welches auf dem vierten Bild hinzukommt wirkt auf mich wie das Proximalende des Klingenabschlags, die Retusche zieht sich im Bild irgendwie auf die Dorsalfläche.
Wäre es so, wäre ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich es als Trapez, Kerbrest, oder einfach als Mikrolithen mit Endretusche bezeichnen würde.
Einfach weil diese Schläge irgendwie nach Abschlagspräparation wirken.
Aber das ist Haarspalterei.
Generell hab ich dir mal Auschnitt einer Tabelle angehängt.
Die Mesolithikum Forschung der DDR hat nette Publikationen/Kompendien hervorgebracht.
Da siehst du in den letzten beiden Zeilen Vierecksmikrolithen, die sicherlicher auch eher als Pfeilschneiden gedient haben können, und den z.B. becherzeitlichen Traumstücken wie sie dann auch hier in Bayern auftauchen können (zwischen Mesolithikum und Jungneolithikum nicht, glaube ich), ziemlich ähneln.
Bemerkenswert, daß die frühneolithischen(bandkeramischen) sehr gewissen Dreiecksmikrolithen ähneln können, in dem Punkt, daß sie zwei Kantenretuschen haben,während eine dritte, schneidende unbearbeitet bleiben kann. (Siehe Göttinger Typentafeln).
Gibt es Querschneiden in der Bandkeramik?
m.

thovalo

Das dritte mesolithische Stück ist gleichfalls beidseitig retuschiert, einmal an der kurzen und einmal an der längeren "Schmalseite".

Alle drei mesolithischen Stücke sind dazu "rechtsschief" (auf der von Dir gezeigten Tabelle 6d). Die "schiefen" Stücke werden in der Literatur (s. auch die fotografierten Textstellen) noch gesondert bewertet.


LG und vielen Dank für den interessanten Hinweis!   :winke:     thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.