kurzer patinierter Kratzer aus Feuerstein oder Chalcedon

Begonnen von RockandRole, 05. November 2023, 21:14:27

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RockandRole

Servus Leute,

dieser Kratzer stammt von einer gemischten kleinen aber feinen Fundstelle. Neben den Artefakten gibts da noch ne Menge versteinertes Holz. Meiner Meinung nach gibts da Mittelpaläolithikum, durch einen speziellen Stichel vermute ich Jungpaläolithikum und wegen feiner klingen Mesolithikum. Bandkeramik gibts auch. Hier könnte noch eine Komponente mit Spätpaläolithikum dazu gekommen sein. Mesolihtische Artefakte oder jünger tragen bei uns in der Regel keine Paginierung.

Was meint ihr?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

hargo

Servus,
schwieriges Umfeld.
Patina sagt eigentlich nichts  :glotz:
Wenn auch bei mir die Hoffnung aufdessen immer bleibt.

mfg

thovalo



Guten Morgen lieber Daniel!

Die Materialfrage lässt sich bei patinierten Stücken nur schwer klären. Mancher nordischer Feuerstein erscheint derart homogen und fein, dass er einem qualitativ guten Calzedon vergleichbar nahe kommt.

Die kleinformatigen Kratzer begleiten alle Kulturen und sind in keiner Weise sicher irgendeinem Kulturhorizont zuzuschreiben. Nur auf einem Oberflächenundplatz mit zeitlich-kultureller Einheitlichkeit  kann so ein Stück mit einiger Wahrscheinlichkeitauch dieem Vorkommen zugeordnet werden.


Sobald ein Fundplatz merhphasig ist, wird eine sichere Zuordnung unmöglich.

Für die Auswertung eines Fundplatzes bei Düsseldorf habe ich einen Archäologen erwischt, der ganz gezielt nur die diagnostisch eindeutigen Stücke zählt und das sind im späen Paläolithikum nur sehr wenige Stücke, insbesondere sind es Typen der Spitzen. Ich finde das als einen guten Ansatz, weil dann das Fundinventar in einr Kritik dann auch kaum mehr in Frage zu stellen kann.

Alle anderen Artefakttypen, darunter auch die kleinen Kratzer, so beschreibt er das auch, passen sich dann problemlos in die frühe Datierung mit ein, kommen aber als Artefakttypen genauso auch in anderen Kulturphase mit vor. Das gilbt ganz beonsders für die kleinformatigen Kratzer.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Hallo zusammen,

ich weiß, dass ich mich weit aus dem Fenster lehne, aber das Stück erinnert mich an die kleinen, kurzen Kratzer aus dem Rückenspitzen-Kreis.
Das soll keine Ansprache sein, sondern nur ein Denkanstoß, weil, wie Thomas schon schreibt, eine wahrscheinlich sichere Ansprache dieses Werkzeugtyps nur auf einem Fundplatz mit zeitlich-kultureller Einheitlichkeit möglich ist.
Zur Patina:
Das Stück weist, soweit auf den Fotos ersichtlich, eine Patina im eigentlichen Sinne auf, also eine sichtbare Verwitterung der Spaltflächen. Im Gegensatz zur reinen Einfärbung der Oberfläche durch Lagerung in diversen Bodenmilieus. Die Patina ist ein Altersmerkmal, kann aber nur begrenzt zur Datierung herangezogen werden, auch weil die Ursachen für die Bildung einer Patina noch nicht abschließend geklärt sind. Eine Rolle spielt vielleicht eine dauerhafte oberflächennahe Lagerung des Artefakts im Gegensatz zur schützenden Einbettung im Sediment. Allerdings können auch tief im Boden lagernde Artefakte patiniert sein, was u.U. an dem chemischen Milieu im Sediment liegt. So gibt es paläolithische Artefakte ohne Patina und sogar patinierte neolithische Artefakte.
Wenn aber die mesolithischen und neolithischen Artefakte aus den Suchbereichen Daniels in der Regel unpatiniert sind, kann das durchaus ein Beleg für das höhere Alter des Kratzers sein.

LG
Holger :winke:     
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Sprotte

Hallo,

wie schon öfters angesprochen, ist diese weiße bis bläuliche Oberflächenpatinierung nicht auf eine Zeitstufe beschränkt. Noch zeitlich undifferentierter sieht es bei der "Moorpatinierung" in unterschiedlichen Brauntönen aus. Aussagefähiger wären Anzeichen von Windschliff und/oder Frostrisse infolge eines (sub)arktischen Klimas.

Leider sind die Bilder nicht scharf genug. Aber vielleicht sind einige der Linien genau solche (kleinen) Frostrisse?

Viele Grüße
Sprotte

RockandRole

Hallo Leute,

danke für euere Beiträge. Das mit der Patinierung stützt sich natürlich auf meine Beobachtungen und den Inventaren, die dort in der Gegend über die Jahre zusammengekommen sind. Mittlerweile gehts da auch schon um etwa 2-3t (4) Artefakte aus dem Mesolithikum und Endpaläolithikum (noch so ne Besonderheit  :dumdidum:  ). Das kann man schon als Referenz sehen  :zwinker: natürlich kann es ganz selten eine Ausnahme geben. Aber ich könnte auf Anhieb jetzt nichts aus dem Ärmel schütteln.

Wäre das Teil aus Kieselschiefer, könnte man da vom Typ her, wie ihr ja schon geschrieben habt, gar nichts dazu sagen.

Es finden sich auch keine Frostrisse auf dem Stück, das ist einseitig eine streifige Patina. Aber das mit den Frostrissen ist ein guter Tip. Da achte ich noch nicht so drauf, weil Kieselschiefer, welchen ich ja hauptsächlich finde, kauf frostanfällig ist. Dafür zeigt er aber manchmal runde Grate an den paläolithischen Stücken. Je nachdem, wie er eingelagert wurde. 

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

hargo

#6
Hallo,

auffällig lange Negative an der Kratzerstirn  :glotz:
Nur interessehalber, hast du noch andere von dieser Stelle, zum Vergleich?


mfg

thovalo


Guten Abend!

Zum Vergleich ein kleiner spätaltsteinzeilicher Kratzer aus der Zeit der Federmesserkultur aus gleichfalls patinierten Feuerstein.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Zitat von: hargo in 07. November 2023, 23:11:53Hallo,

auffällig lange Negative an der Kratzerstirn  :glotz:
Nur interessehalber, hast du noch andere von dieser Stelle, zum Vergleich?


mfg

Leider nein. Solch einen ähnlichen Kratzer kann ich von dort nicht bieten.

Danke Thomas für dein Beispiel. Auch schöne lange Negative  :glotz:
gefährliches Drittelwissen