Abschlag oder mehr

Begonnen von fuchs, 21. Dezember 2009, 11:53:58

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fuchs

Hallo miteinander,
ich habe beim Einsortieren der letzten Funde etwas entdeckt. Dieses Teil hatte ich als kleinen Abschlag eingestuft. Bei näherer Betrachtung sind jedoch Retuschen an der Spitze vorhanden. Auch auf der Ventralseite sind Absplisse zu erkennen. Es regte sich bei mir nun ein Verdacht auf eine abgebrochene Bohrerspitze.
Andererseits laufen alle Grate auf das Proximalende zu, als wäre das Stück gar nicht länger gewesen. Für einen Schlagpunkt an dieser Stelle spricht sowohl die Minispaltfläche, die sich über den Grat erstreckt, als auch die seitlich schräg verlaufende Fläche. Auf dieser sind auch deutliche Wallnerlinien, die vom Proximalende kommen. Wenn ich das richtig interpetiere, ist diese Fläche nicht durch Bruch, sondern durch gezielten Schlag entstanden.
Dazu kommt noch, dass auf der Ventralseite noch der Rest einer Schlagfläche zu erkennen ist, mit der die Dicke des Bulbus reduziert wurde.
Jetzt stehe ich da und habe eine andere Vermutung. Stichel? Bevor ich das hier geschrieben habe, habe ich sämtliche Artikel aus dem Forum gelesen und alle Stichel angesehen! Dabei habe ich gelernt, dass es durchaus kleine Stichel gibt. Dies hielt ich früher nicht für möglich, da ich die Arbeitszone, wie der Name impliziert, an der Spitze vermutete. Das ist ja inzwischen durch Gebrauchsspurenanalyse revidiert, die entstehende Schneide ist die Arbeitskante. Von daher ist die Grösse des Werkzeuges zweitrangig.
So, alles ohne Gewähr, jetzt seid ihr gefordert: Bohrerbruchstück oder geschäfteter Drillbohrer oder Stichel oder erst Bohrer, dann Stichel oder ganz was anderes?

fuchs

Hallo liebes Forum,
alle schon im Weihnachtsurlaub oder warum schreibt keiner etwas zu meinem ersten und einzige Mikrolithen?
Dabei habe ich mir richtig Mühe gegeben mit der Beschreibung.
Versuche ich es eben nochmal. Ich vermute, es handelt sich um einen mesolithischen Mitkolithen der Werkzeuggruppe der Stichel. Evtl ist ein zweites Arbeitsende vorhanden, dieses wäre dann als Kratzer anzusprechen. Die Retuschen sind ja gut zu erkennen. Nicht zu erkennen sind kleine Absplisse auf der Ventralseite im retuschierten Bereich. Diese sind aber vorhanden. Es scheint sich um Gebrauchsspuren zu handeln.
Vielleicht antwortet ja doch noch ein lieber Mensch, so zu sagen als Weihnachtsgeschenk.
Ansonsten wünsche ich euch ein besinnliches Fest. :prost:

Silex

Sowas ist "in der Hand" schon schwer zu bestimmen, Fuchs. Und dann erst mit Pixel-und Beleuchtungs"übersetzungen".
Viele Fragen wären am Detail zu klären (oder eben auch manchmal unmöglich herauszubekommen)
War das Fundstück mal länger angedacht? Natürlicher/intentioneller Bruch? Natürliche Retuschen/Verrundungen? Undundund....
Ich leg das Tsoich immer in den lokalen Beutel und hol es bei dazukommenden Neufunden immer wieder heraus....da realisiert man mit der Zeit Manches dazu.
Bis bald!
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

fuchs

Danke Edi, frohe Weihnachten :winke:

Auricular

Wahnsinn was Du immer findest, da ists ja bei uns hier wirklich langweilig...
:staun:

fuchs

In der Hoffnung auf Hilfe bei der Bestimmung habe ich noch weitere Fotos gemacht. Wäre toll, wenn sich jemand zu einer aussagekräftigen Aussage durchringen könnte:
Kann es sich um einen sehr kleinen Kratzer handeln?
Ist die vermeindliche Stichelbahn zumindest kein Angelbruch?
Könnte es sich um eine Stichelbahn handeln?
Handelt es sich möglicherweise um ein Doppelwerkzeug?
Ist die Ansprache Mikrolith korrekt?
Oder handelt es sich doch um ein Bohrer-/Pfriembruchstück?
Ich finde den Winzling jedenfalls sehr interessant und möchte gerne etwas aus fachlich berufenem Mund dazu hören. Bitte, bitte, bitte, bitte.
Danke schon mal im Vorraus.

a.k.a. rentner

Hej fuchs.......
also mit den besseren Bildern sieht die vermeintliche Stichelbahn aus wie ein jüngerer Bruch..... ich glaube eine andere Patinierung als am Rest zu erahnen.
Deswegen tippe ich ganz einfach auf eine gebrochene Klinge, die ehemals wohl eine feine Kantenretuschierung aufzuweisen hatte.
Ein Mikro bräuchte -glaube ich- an den Kanten entweder eine feine Retusche, oder eben eine scharfe Kante............
Michi

fuchs

Vielen Dank für die Antwort, Michi.
das Stück ist unpatiniert, die Reflektion auf der Bruchfläche täuscht da, war aber nötig wegen der Wallnerlinien. Die Retusche ertreckt sich nur um den Bereich der Spitze, ca 1 cm auf beiden Seiten. Die Spitze ist auch nicht spitz, sondern halbrund, ca 5 mm Radius.  Könnte das deshalb ein ganz feiner Kratzer sein?
Bisher glaubte ich, ein Mikrolith sei nur durch die Größe definiert, danke für den Hinweis, werde mich so gut es geht einlesen zu dem Thema. Wieder was gelernt, danke, Christian