Kratzer oder Messer oder ....???

Begonnen von capteloy, 01. Februar 2016, 19:08:40

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capteloy

Hallo liebes Forum,

würde mich freuen, wenn ihr meinen Fund einschätzen könntet!

Besten Dank!  :Danke2:
capteloy

thovalo


Ein Klingenfragment!  :winke:


Da wo die Färbung durch kommt ist das originale Material frei gelegt. Da liegt entweder ein Bruch oder an der Stelle ist durch irgendwelche Umstände die Patinierung abgeplatzt. Vielleicht kannst Du diese Partie nochmal näher zeigen?


Ein Artefakt  :super:


lG Thomas   :winke:

Kannst Du sagen wor der Fundbeleg her kommt, das sagt ggf. noch etwas zu dieser tiefen Patinierung aus?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

capteloy

#2
Danke!

aus dem Münsterland, Bilder kommen...

thovalo

Zitat von: capteloy in 01. Februar 2016, 19:33:07
Danke!

aus dem Münsterland



Eine Klinge ist und bleibt eine Klinge und bildet eine GRUNDFORM die durch ergänzende Retuschen näher modifiziert werden konnte.
Auf der Rückenpartie (Dorsalfläche) liegen Negative weiterer zuvor gelöster Klingen.
Ob am vermutlich gebrochenen Ende eine Retusche gelegen hat lässt sich nicht erschließen.

Klingen waren zu schneidenden Tätigkeiten ideal geeignet. Gebrauchsspurenanalysen zeigen dass auch nicht weiter retuschierte Grundformen in Gebrauch genommen worden sind.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

capteloy


capteloy

Die "Spitze ist recht rund" ? sind das Gebrauchsspuren?
siehe Bild k 27

thovalo


Ds rundliche Auslaufen einer solchen Grundform zum Ende hin (Distalpartie und nach der sieht es erstmal aus) ist nicht außergewöhnlich.
Hat tatsächlich was von einem Kratzerende an dem allerdings die patinierte Oberfläche entfernt ist.

Das ist auf den Bildern noch nicht klar zu erkennen ob das eine Retuschierung zu einem Kratzerende ist.  :glotz:


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 01. Februar 2016, 20:05:07
Ds rundliche Auslaufen einer solchen Grundform zum Ende hin (Distalpartie und nach der sieht es erstmal aus) ist nicht außergewöhnlich.
Hat tatsächlich was von einem Kratzerende an dem allerdings die patinierte Oberfläche entfernt ist.

Das ist auf den Bildern noch nicht klar zu erkennen ob das eine Retuschierung zu einem Kratzerende ist.  :glotz:


lG Thomas  :winke:

Hallo,
das sehe ich 1:1 wie Thomas :super:

Gruß
Peter

Steinkopf

Zur Klinge hat Thomas schon das Wesentliche gesagt.

Interessant ist die Patinierung und insbesondere die Frage, warum z. B. das Ende unpatiniert blieb.

Waren die 'frisch' gebliebenen Stellen durch Anhaftung oder Einbettung vor den Einflüssen geschützt

oder hat eine Klinge in der enormen Tiefe der Steinzeiten ein Revival erlebt -
wurde eine alte patinierte Klinge am Ende eine neue Bearbeitung erfahren?

So ein Stück müsste man aus der Nähe betrachten können.

Interessantes Fundstück!

LG

Jan

capteloy

Das mit der "Nähe" wird schwierig, aber ein paar bessere Bilder versuche ich hinzubekommen...


Steinkopf

Zitat: "Das mit der "Nähe" wird schwierig"
Es wäre bei meiner Kurzsichtigkeit aber schon hilfreich!

Also, wenn ich es richtig erkenne, dann haben die 'frisch' wirkenden Abschläge bei einer
vorpatinierten Klinge diese Front geformt.
Die Ränder der Abschlagsbahnen schneiden doch die patinierte Kruste.
Wenn ich es richtig erkenne.

LG

Jan

Merle2

Hallo :winke:

Ich klinke mich mal ein, da ich auch im Münsterland suche  :-D
Ich habe schon mehrfach solche Artefakte gefunden, unter anderem einen vom Archäologen, als Pfeilspitzenvorarbeit angesprochen Abschlag. Dieser weist eine dicke Patina auf, welche an den bearbeiteten Lateralen wie frisch gearbeitet wirkt und den meist, nicht weiss patinierten neolithischen Artefakten gleicht. Da die Fundstelle auch im Mesolithikum belegt war, gehe ich davon aus, dass es sich um einen älteren Abschlag handelt, welcher aufgelesen und modifiziert wurde. Leider ist das Fundstück im LDA und ich muss die Bilder, wenn gewünscht nachreichen. :dumdidum:
Allgemein ist die Patination, ja kein Indikator für eine Altersansprache, jedoch sind die älteren Funde, aus meinen Jagdgründen meist weiss patiniert. Vielleicht handelt es sich um einen älteren Klingenabschlag mit rezenten Beschädigung, oder eben intentioneller Kratzerretusche.  :kopfkratz:.
LG Marc


StoneMan

Moin,

@ capteloy, das ist ein sehr interessanter Fundbeleg  :Danke2: danke fürs Zeigen.

Zitat von: Steinkopf in 01. Februar 2016, 21:38:00
...
Also, wenn ich es richtig erkenne, dann haben die 'frisch' wirkenden Abschläge bei einer
vorpatinierten Klinge diese Front geformt.

...

@ Marc, Bilder bitte nachreichen - danke.

Dieses Thema habe ich abonniert :winke:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

RockandRole

Guten Morgen

Zumindest eine rezente Beschädigung ist zu sehen auf K Brief 024. Das erfordert für mich, beide neuen Flächen der Klinge miteinander zu vergleichen, auf Verrundungen und Farbe. Wenn beide gleich sind, liegt der Verdacht in der Luft, dass beide Flächen rezent sind. Wenn nicht, sehe ich das evtl als 2. Verwendung als Klingenkratzer. Sind den Gebrauchsspuren zu sehen  :glotz:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

#14

Ich weiss dass das Thema der Patinierung insgesamt enorm komplex ist und jeweils individuell betrachtet werden muss:

Bodenart, Bodenfeuchtigkeit, Bearbeitungsweise der Landwirtschaft z.B. hoher Kunstdüngerauftrag, die Frage ob auch ein hoher Auftrag von Gülle einen Effekt auf Silices haben kann usw. Im Wesentlichen ist es der GEOchemismus in Kombination und/oder Wechselwirkung mit den Einlagerungsbedingungen die als grundlegende Faktoren der Entwicklung von Patinierungseffekten an Silices gesehen werden.


Als eine Besonderheit kann ich noch beitragen, dass es an manchen Artefakten unter inzwischen mehr als 30.000 Fundbelegen von einem Fundgelände am rechten Niederrhein den Effekt gibt, dass sich die dann hellweißlich- bis hellbläulich matt opake Patinierung wie eine "Farbschicht" wieder abhebt und sich auch mit dem Fingernagel oder durch die Bewegung im Erdreich wieder ablösen kann.

Diese Patina wirkt matt und tendenziell rau und ist nicht, wie an alt patinierten paläolithischen bis mesolithischen Artefakten zu beobachten, glänzend bis strahlend weiss und glatt.

Solche strahlen weiss patinierten Stücke kommen hier tatsächlich auch vereinzelt vor gelten dann aber als "alt" patiniert.

Erstaunlicherweise trifft die später datierende Patinierung auch nicht alle Artefakte aus denselben Silices aus derselben Zeitstellung. Das ist auf den einzelnen Plätzen variabel.

Das Thema der "Patinierung" ist allein für dieses Gesamtfundareal am rechten Niederrhein hoch komplex ausgeprägt und variabel.


lG Thomas    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

da möchte ich Dir zustimmen:
Zitat von: thovalo in 01. Februar 2016, 19:31:56
Ein Klingenfragment!  :winke:

Da wo die Färbung durch kommt ist das originale Material frei gelegt.
Da liegt entweder ein Bruch oder an der Stelle ist durch irgendwelche Umstände die Patinierung abgeplatzt. ...

Ein Artefakt  :super:
lG Thomas   :winke:
Die These mit der abgeplatzten Patina ist interessant - oder ist es keine These, gibt es dazu Belege?
Würde mich interessieren.


Zitat von: thovalo in 02. Februar 2016, 11:19:52
Ich weiss dass das Thema der Patinierung insgesamt enorm komplex ist und jeweils individuell betrachtet werden muss...
[...]
Das Thema der "Patinierung" ist allein für dieses Gesamtfundareal am rechten Niederrhein hoch komplex ausgeprägt und variabel.
...
Und auch hierzu noch einmal Zustimmung.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Merle2

Hallo :winke:

ich wollte noch die Bilder, der Pfeilspitzenvorarbeit nachreichen. Ich hänge noch ein Bild vom Fundspektrum an, welches die mahrphasige Belegung verdeutlichen soll, welche die Hypothese unterfüttert, das ein älterer Abschlag aufgelesen wurde... :kopfkratz:
Liebe Grüße und fundreiche Zeit
Marc