Kratzer?

Begonnen von Merle2, 05. Februar 2017, 20:40:23

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Merle2

Hallo,

auf einem mehrphasigen Acker habe ich dieses Stück gefunden, was denk ihr handelt es sich um einen Kratzer oder ist die "Kratzerkappe" durch natürlich Prozesse entstanden?
Fundort ist das nördl. Münsterland

Danke und viele Grüße
MArc

RockandRole

Servus Marc  :winke:

sind an dem Stück noch andere Retuschen die dich an eine nicht menschliche Entstehung des Stückes zweifeln lassen? Wie oft findest du denn dort Gletscherretusche?

Sieht schon recht regelmäßig aus, also kratzermäßig. Bei uns wäre es jedenfalls einer, wie du ja weißt.
Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Merle2

Hallo Daniel,
im Vergleich zur unterfränkischen Fundlandschaft liegt hier unendlich viel Gletscherzeug rum und es schwirrt mir so der Kopf, vieles was ich als sicheres Artefakt gesehen habe wurde schon von Amtswegen kritisch beäugt. Das Stück habe ich auf einem Gelände mit Paläofunden gefunden und halte es für älteren Datums... Danke für deine Antwort und Einschätzung..
LG

RockandRole

Hallo Marc,

ich kann mir vorstellen, dass nicht dass was du fälschlich aufhebst und vorlegst das doofe ist, sondern dass was liegen bleibt. Das dauert wahrscheinlich, bis das Radar umgestellt ist!

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo



Der Fundbeleg erscheint mir in der Ausbildung der Negative nicht artefaktverdächtig.

Das selbe Problem kenne ich von Geschiebeablagerungen im Norden von Düsseldorf (sog. "Düsseldorfer Lobus").

Es ist ein böser "Tanz" in uralten und sehr weit transportierten Geschiebeablagerungen scheinbare Artefakte von wirklichen Artefakten zu unterscheiden.

Ein Stück das ich dort zunächst für einen Kernstein gehalten hatte entpuppte sich als kleiner Faustkeil.
Mittelpaläolithisch und älter ist nur mit viel praktischer Übung zu "lesen" und zu "verstehen"!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 10. Februar 2017, 14:40:07

Der Fundbeleg erscheint mir in der Ausbildung der Negative nicht artefaktverdächtig.

Das selbe Problem kenne ich von Geschiebeablagerungen im Norden von Düsseldorf (sog. "Düsseldorfer Lobus").

lG Thomas

Hallo,
richtig,
da schliesse ich mich an, auch das zweite Foto bestätigt im Prinzip schon diesen Eindruck.
Derartige Stücke finden sich in ähnlicher Form auch auf den Hochflächen des Juras.
Dann die schrägen "Pseudoretuschen", bin mir da ziemlich sicher das Thomas richtig liegt mit seiner Einschätzung.
Gruß
Peter

Merle2

HAllo Daniel, Thomas und Peter,

vielen DAnk für eure Einschätzung, es ist wie Thomas schön sagte ein böser Tanz. Nachdem ich auf der selben Fläche im letzten Jahr bestätigte pläolithische Funde gemacht habe und Peter schrieb die Stelle ausdauernd über Jahre zu beobachten, habe ich um den Umstand die "echten" Funde nicht liegen zu lassen, eine Art Hierarchisierung bei der Fundauswertung, für diesen Paltz eingeführt. 1. WAhl sind klare Artefakte (dort liegen vom Neolithikum bis Paläolithikum Artefakte rum- an diesen Funden sind ganz eindeutige Artefaktmerkmale. Die 2. Wahl sind aus meiner, unerfahrenen Sicht Artefakte, die ich dann gezielt mit dem Archäologen diskutiere und die dritte Wahl sind Steine, Trümmer etc. die mich irgendwie "einfangen" an denen ich zwar nix sehe, aber genau die Angst greift etwas auf Grund der mangelnden Erfahrung leigenzulassen. Das 3 WAhlsystem führte im letzten Jahr zu einem Wäschekorb voll Funden, einem annährend aseptischen Fundplatz  :zwinker: und deutlich verlängerten Auswertungszeiten im LDA :-D, zur Freude des Bearbeiters...
Viele Grüße
Marc

thovalo

Zitat von: Merle2 in 12. Februar 2017, 13:24:36
HAllo Daniel, Thomas und Peter,

vielen DAnk für eure Einschätzung, es ist wie Thomas schön sagte ein böser Tanz. Nachdem ich auf der selben Fläche im letzten Jahr bestätigte pläolithische Funde gemacht habe und Peter schrieb die Stelle ausdauernd über Jahre zu beobachten, habe ich um den Umstand die "echten" Funde nicht liegen zu lassen, eine Art Hierarchisierung bei der Fundauswertung, für diesen Paltz eingeführt. 1. WAhl sind klare Artefakte (dort liegen vom Neolithikum bis Paläolithikum Artefakte rum- an diesen Funden sind ganz eindeutige Artefaktmerkmale. Die 2. Wahl sind aus meiner, unerfahrenen Sicht Artefakte, die ich dann gezielt mit dem Archäologen diskutiere und die dritte Wahl sind Steine, Trümmer etc. die mich irgendwie "einfangen" an denen ich zwar nix sehe, aber genau die Angst greift etwas auf Grund der mangelnden Erfahrung leigenzulassen. Das 3 WAhlsystem führte im letzten Jahr zu einem Wäschekorb voll Funden, einem annährend aseptischen Fundplatz  :zwinker: und deutlich verlängerten Auswertungszeiten im LDA :-D, zur Freude des Bearbeiters...
Viele Grüße
Marc



.... "eine Art Hierarchisierung bei der Fundauswertung, für diesen Platz eingeführt."


                      ....... eine hervorragende Strategie!


Bei Prospektionen im Geschiebebereich lese ich alle Silices auf und lasse sie am Ende jeder Bahn liegen.
Anschließend sehe ich mir die komplette Aufsammlung an den Enden der Bahnen an und sortiere Silices nach Artefaktaspekten ein oder aus.
Das aussortierte Material verbleibt dann am Ort des Vorkommens.
Damit geht der Bezug zum Ort nicht verloren.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 12. Februar 2017, 13:37:50


.... "eine Art Hierarchisierung bei der Fundauswertung, für diesen Platz eingeführt."


                      ....... eine hervorragende Strategie!


Bei Prospektionen im Geschiebebereich lese ich alle Silices auf und lasse sie am Ende jeder Bahn liegen.
Anschließend sehe ich mir die komplette Aufsammlung an den Enden der Bahnen an und sortiere Silices nach Artefaktaspekten ein oder aus.
Das aussortierte Material verbleibt dann am Ort des Vorkommens.
Damit geht der Bezug zum Ort nicht verloren.


lG Thomas


Hallo Thomas,
auch eine Methode die ich ganz am Anfang meiner Leidenschaft praktizierte bis mir doch ganz klar erklärt wurde,
daß ich mit der Vorsortierung einen falschen Weg eingeschlagen hätte.
Der Bezug zum Ort geht auch mit einer 4-fach sortierten Komplettabgabe des Fundmaterials nicht verloren.
Nach Rücksprache mit den Zuständigen nehme von Paläolithischen und Mesolithischen Fundstellen prinzipiell einen jeden Hornstein mit.
Die Trennung und Sortierung nach Werkzeug/Kern/Abschlag/Splitter/Geofakt erfolgt Zuhause, abgeliefert wird dann irgend wann das komplette Material.
Würde man die Trennung bzw. Vorsortierung bei derartigen Fundplätzen konsequent vor Ort über mehrere Jahrzehnte der regelmäßigen Absuche wiederholen würde dies
das Fundbild bzw. Artefaktvorkommen komplett verfälschen.

Gruß
Peter


thovalo

Zitat von: Furchenhäschen in 12. Februar 2017, 17:55:35
Hallo Thomas,
auch eine Methode die ich ganz am Anfang meiner Leidenschaft praktizierte bis mir doch ganz klar erklärt wurde,
daß ich mit der Vorsortierung einen falschen Weg eingeschlagen hätte.
Der Bezug zum Ort geht auch mit einer 4-fach sortierten Komplettabgabe des Fundmaterials nicht verloren.
Nach Rücksprache mit den Zuständigen nehme von Paläolithischen und Mesolithischen Fundstellen prinzipiell einen jeden Hornstein mit.
Die Trennung und Sortierung nach Werkzeug/Kern/Abschlag/Splitter/Geofakt erfolgt Zuhause, abgeliefert wird dann irgend wann das komplette Material.
Würde man die Trennung bzw. Vorsortierung bei derartigen Fundplätzen konsequent vor Ort über mehrere Jahrzehnte der regelmäßigen Absuche wiederholen würde dies
das Fundbild bzw. Artefaktvorkommen komplett verfälschen.

Gruß
Peter




Da hast du mich missverstanden: die Sortierung am Platz gilt nur für die natürlichen Silexvorkommen in den Gletscherablagerungen. Das ist einfach eine Mengenfrage.


Auf Fundplätzen geht immer ALLES mit, jeder Silexfitzel und auch die Felsgesteine werden genau analysiert und mit genommen.
So können auch Rohsilexvorräte usw. identifiziert werden.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 12. Februar 2017, 19:08:40

Da hast du mich missverstanden: die Sortierung am Platz gilt nur für die natürlichen Silexvorkommen in den Gletscherablagerungen. Das ist einfach eine Mengenfrage.


Auf Fundplätzen geht immer ALLES mit, jeder Silexfitzel und auch die Felsgesteine werden genau analysiert und mit genommen.
So können auch Rohsilexvorräte usw. identifiziert werden.


lG Thomas


ach, ok sorry tut mir Leid das war ein Missverständnis!

Gruß
Peter :winke: