Komische Spitze

Begonnen von Paläo, 07. Juni 2010, 19:59:16

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Paläo

Hallo zusammen,

vor einiger Zeit fand ich die nachfolgende Spitze, deren Verwendungszweck mir bisher rätselhaft ist.
Ich fand sie auf einem großen Acker im Raum Mönchengladbach, auf dem weit überwiegend mesolithische, aber auch endpaläolithische, gelegentlich auch neolithische Artefakte gefunden werden.
Auf dem 1. Bild sind links fünf Rückenspitzen, an denen jeweils eine Lateralkante teilweise bzw. vollständig steil retuschiert ist.
Die rechte Spitze besteht aus einem plattigen, hell gelblichen/bräunlichen Feuerstein. Sie ist an allen Kanten in einem 90° Winkel retuschiert. Man hat den Eindruck, dass sie aus einer kleinen Feuersteinplatte herausmodeliert worden ist. Sie weist weder einen Bulbus noch einen Grat auf. Auffallend ist noch, dass die Basis vermutlich bewusst asymetrisch ausgearbeitet worden ist.
Ich glaube nicht, dass es sich um eine Pfeilspitze handelt, da sie wegen der Retusche der beiden Lateralkant stumpf ist.
Evtl. handelt es sich um einen kleinen, vielleicht geschäfteten, Bohrer.
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.

Gruß
Paläo



arriba

#1
Hi  :-)
1 bis 5 sehen stark nach Mikrolithen aus. Nummer 1 evt fruhmesolithisch? Nummer 5 .... hmm, hat einen touch von sehr alt..... der Winkel  :kopfkratz:....Ahrensburg? Die 3 hat auch was altes - unmittelbar ..... man braeuchte mehr Bilder....Allen im allem bist du eigentlich zu weit weg fuer meine datierungsversuche, konnte es aber nicht lassen  :-D
:winke:
Rikke

sauhund

Hi  :winke:
würde auch auf neolitischen(?) Bohrer tippen. Pfeilspitze ist auszuschließen.

Ajo

Hallo Paläo,

tolle Beschreibung und klasse Fotos.

Nr. 2 & 4 sind (mit Rückenretusche) typische Rückenspitzen.

Ist bei Nr. 6 die (Bohrer-)Spitze das Proximalende, oder täuscht das? :glotz:

LG
:-)

a.k.a. rentner

Top Funde!!!!!!!!!!!!!!!!
Beim letzten Stück tendiere ich zur Spitze/Mikrolithen.....und zwar aus einem ganz einfachen Grund: die retuschierte Basis.
Welchen Sinn macht das denn bei einem Bohrer dieser Größe?
Der muss ohnehin wesentlich dicker geschäftet sein......
Ausserdem trägt das Stückchen doch die bei Euch üblich Meso Patina...........siehe u.a. RP Homepage.
Feine Stücke!!!
m.

fuchs

Hallo Paläo,
wie immer sehr schöne Fotos, du solltest öfter mal was einstellen. Für einen Bohrer sprechen die steilen Retuschen. Gegen etwas mikrolithisches spricht die Tatsache, dass beide Lateralkanten steil retuschiert sind.
Gegen einen geschäfteten Bohrer spricht, wie Michi schon schreibt, die retuschierte Basis. Die Basisretusche würde einen Sinn machen, wenn es ein ungeschäfteter Bohrer ist, sie könnte dann eine Fingerschutzretusche sein.
Wollte ich mal einwerfen, soll keineswegs eine Bestimmung sein! :winke:
Liebe Grüße,Christian

a.k.a. rentner

Steile Retuschen sprechen nicht(!!!!) gegen Mikrolithikum........überhaupt nicht.
Gegen Mikrolith spricht, daß diese Retusche das ganze Ding umläuft........und keine schneidende Kante bleibt......
Zum Bohrer: Gebrauchsspuren vorhanden?

Paläo

Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für die Zuschriften.  :danke:
@ Ajo: Ich kann leider nicht feststellen, ob die Spitze das Proximalende ist. Das Material ist zwar plattig, aber nicht ganz eben. Auf der Oberfläche sind kleine Wellen zu sehen. Die Spitze scheint auf einem solchen Wellenhügel zu liegen.
@ a.k.a.rentner: Gebrauchsspuren sind nicht vorhanden.
@ Christian: Ich bin noch auf der Suche. :glotz:

Gruß
Paläo

a.k.a. rentner

Hmm.....kann mich nicht mit Bohrer anfreunden.
Mesol. "Bohrer" kommen ja ohnehin - glaube ich - ganz anders daher.
Bei neol. Bohrern fällt mir immer wieder auf, daß die beiden Lateralkanten versch. retuschiert sind (selbst bei den kleinen), vielleicht um wirklich einen "Drill" zu erzeugen.......
Und ganz gewiss, ein gebr. Bohrer - und dies hier wäre ein ungebrauchter (warum??????)- ohne abgebrochene Spitze, oder eine abgebrochene Bohrer-Spitze ohne "Schäftung"  ist ein wirklich rares Fundgut.
Und mit so nem kleinen Ding in den Händen (zum Thema Fingerschutzretusche), bohrt man sich eher die Finger als sonst was.......
Interessantes Ding!
Bitte halt uns auf dem Laufenden - auch mit den anderen Funden!
m,


thovalo

#9
Ciao Paläo!  :winke:

Dein Artefakt ist wirklich interessant!

Der Fundbeleg zeigt keine retuschierten gegenüber schneidenden Kantenverläufen, wie es etwa bei "Rückenspitzen" und "Mikrolithen" in der Regel zu beobachten ist, sondern umlaufende steil retuschierte Lateralverläufe, die das Artefakt in seiner gesamten Form vollständig ausprägen.

Das spiegelt ausdrücklich ein ganz anderes Herstellungkonzept!

Das ist für mich deshalb von Interesse, weil ich auf einem bislang recht deutlich und einheitlich spät jung- oder eher noch spätneolithischen Fundareal gleichfalls diese merkwürdige Ausprägung von ganz wenigen Artefakten habe.

Die umlaufende Steilretuschierung erscheint in der Fachliteratur bislang nicht als jungpaläolithisches bis mesolithisches technologisches Konzept, wie ich es erst für die von mir gefundenen Stücke hier angenommen hatte.

Es gibt im Neolithikum des Rheinlands und in den Niederlanden "mikrolithische" Komponenten unter den "Feinwerkzeugen". Es wäre schade wenn ein Facharchäologe bei Dir mit einer "großen Geste" auch dieses Stück pauschal als älter einordnen würde, weil es insgesamt gut ins "Format" passen würde!


Als Bohrer ist Dein Fundbeleg ganz sicher NICHT anzusprechen! Weder ist ein entsprechendes "Funktionsende" noch sind ventralen Ausbrücke zu erkennen, die sich beim "Eindrehen" der Bohrerspitze im Werkstück ausprägen können.

Dein Fundstück ist sehr sorgsam und gleichförmig auf eine Spitze hin ausgearbeitet worden.

Ich weiss gar nicht warum dieses Stück keine "Pfeilspitze" sein sollte! Die schiefe Ausarbeitung der Basis verweist tendenziell auf ältere neolithische Formgewohnheiten hin. Gerade älter neolithische Projektile sind häufig nur ventral-dorsal kantenretuschiert und weisen eine deutlich schief retuschierte  Basispartie auf!

Anm: hab jetzt erst gesehen dass Du im Raum Mönchengladbach "ackerst"! Dann finde ich eine Identifizierung als älter neolithische Pfeilspitze (Bandkeramik), mal behutsam formuliert:
"nicht absolut sicher auszuschließen"
!   :zwinker:


Halte uns doch bitte auf dem Laufenden, wenn eine nähere Ansprache erfolgen sollte!  

LG   :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.