Zwei weiß patinierte Artefakte? Wie einzuschätzen?

Begonnen von thovalo, 08. Juni 2010, 15:07:43

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thovalo

Ich weiss über Artefakte aus älteren Zeithorionten zu wenig um die beiden Stücke näher einschätzen zu können. Sie stammen von einem Fundplatz mit bereits eingestellten patinierten Artefakten.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,42377.0.html


Ein Kern ? (Länge 5.4 cm) und eine Lamelle (Länge 2.7 cm).

Beide Stücke sind weiß patiniert und stammen von einer sandigen Geländepartie aus dem weiteren Umfeld eines Wasserlaufs.


Würde mich über Anregungen und Einschätzungen freuen!

LG  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo Thovalo, wenn ich mir Kern4.jpg so anschaue, denke ich das es sich links um milchig weißen Flint handelt und nicht um eine weiße Patina. :kopfkratz:
Dieser weißliche Flint mit kleinen dunklen Einschlüssen war auch hier ein Thema. :friede: 
( http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43073.0.html )
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

 :-)

Die Bilder 3 und 4 zeigen Partien der ursprünlichen beige-bräunlich trasparenten Färbung des verwendeten "nordischen Feuersteins".

Habe mir den link und die Fundstücke von der Ackerflur hier noch einmal genau angeschaut!    :glotz:    

Das hier ist wirklich eine kräftige weiße Patinierung, die ja auch die zuvor schon einmal besprochen Stücke (s. eingestellter "link") aufweisen.


LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Priamos

Hallo Thomas :winke:

Also ich meine, vor allem in dem größeren der beiden Stücke, einen leicht gelben Touch zu erkennen.

Diese Verfärbung spricht meines Erachtens für den Neandertaler. :kopfkratz:

Mal sehen, was die Erfahreneren sagen... :zwinker:

Schöne Grüße :winke:

Christian

Moonk

Hallo Thovalo, was mich grübeln lässt ist die Frage, warum soll die eine Hälfte des Stückes weiß durch patiniert sein und die andere Hälfte nicht einmal einen Ansatz von weißer Patina zeigen.
So groß ist das Flintstück ja nicht, das man sagen könnte eine Hälfte lag in einem anderen Boden - Milieu.
Ich vermute mehr, das die weiße Farbe schon bei der Entstehung des Feuersteins entstand.
Ich habe schon einige Stücke mit weißen Flintanteil zerschlagen und das Weiß war immer durchgehend und nicht wie eine dicke Patina nur aussen herum. :friede:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

arriba

 Fuer mich sieht es aus wie Patina. Stelle dir mal vor das Stueck ist nicht durchgehend gleich im Anteil von Wasser, Kalk etc. Vielleicht spielt das auch eine Rolle und nicht nur das Milieu. 
- kurz nebenbei...... Flint kann einen Wandlungsprozess durchmachen und weiss werden. Und wenn er will kann er anschliessend vermutlich wieder schwarz werden :-) Je nach dem wo er sich hinlegt  :-)

thovalo

Ich denke auch es ist eine Patinierung! (hänge noch ein Bild mit an das erkennen lässt, dass auch die noch dunkleren Flächen bereits eine weißlichen Oberflächenansatz ausbilden)

Ich finde die Erklärung von arriba sehr bedenkenswert!    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Servus,

mit der Patinierung ist das im Rheinland nach meiner Erfahrung so, daß die mesolithischen Stücke häufig braun patiniert sind. Die Fundstellen liegen meist in den Talauen und so wird es sich um eine Feuchtbodenpatina handeln. Häufig besteht das Material auch aus Schotterflint, der ist von Natur aus schon braun. Die braunen Artefakte sind auch durch und durch braun.

Dann gibt es eine Art von "Übergangspatinierung", die ist weißlich mit 'nem leichten Blaustich. Gibts auch bei grauem und schwärzlichem Feuerstein. Sowas deutet schon ins späte Paläolithikum.

Dann gibt es weiß patinierten Flint, teilweise ist der strahlend weiß. Die patinierte Schicht ist nicht dick, vielleicht 3 Zehntel oder ein halber Millimeter. Das ist meist Jung- bis Spätpaläolithikum.

Noch älter wird es, wenn die Schicht dicker und die Farbe weißlich-braun, vergleichbar mit der Zahnfärbung uralter Elefanten oder Roth-Händle-Raucher.

Zum Schluß noch die weiße hochglänzende Porzellan-Patina. Die ist dick, mehrere Millimeter. Das ist dann meist Mittelpaläolithikum. Diese dicke Patina gibts auch in Raucherzahn-Gelb.

Gerade bei der dünnen Patinierung können auch nur Teilbereiche der Oberfläche patiniert sein.

Je nach Boden können auch neolithische Artefakte weiß patinieren. Da hat der Thomas Kuck mal was im AIR drüber geschrieben. War wohl ein Dolomit-haltiger Boden bei Nideggen.

So, das war jetzt sehr allgemein, hält keiner wissenschaftlichen Tiefenbohrung stand. Ist aber für eine erste Bestimmung durchaus zutreffend.


Bei den hier vorgestellten Stücken würde ich auf Jung- oder Spätpaläolithikum tippen. Bin aber auch kein Experte!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Moonk

Hallo, ja das klingt einleuchtend. :super:
Jetzt hätte ich aber noch eine allgemeine Frage, wenn der Flint stellenweise durchgehend seine Farbe verändert (z.B. in Weiß) spricht man ja nicht mehr von einer Patinierung oder doch. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
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arriba

- dann ist es eine umwandlung  :-) oder wie auch immer es auf Deutsch heisst  :-)

thovalo

#10
@ Moonk

soweit ich das kenne, spricht man dann vom "durchpatinierten" Silices. Es ist ja nicht die originale Farbgebung, sondern die durch die intensive Patinierung veränderte  :-)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo, da wird aber der Begriff "Patina" ganz schön strapaziert. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
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Mark77

Man spricht von "derifiziert", wenn die Patina das Stück gänzlich durchdringt.
:winke:, Markus