Klopstein Radiolarit

Begonnen von RockandRole, 05. Januar 2019, 10:21:54

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RockandRole

Servus Leute,

hier noch von vor einer Woche ein gefundener Klopfstein bzw Schlagstein (na was jetzt? ) aus Radiolarit, wahrscheinlich stark tektonisch maltretierter Lydit mit vielen großen Quarzadern. Für die feinere Artefaktherstellung ist der ungeeignet (habe glaube ich kein einzigest Stück) aber für solche Werkzeuge scheint der zäh und langlebig genug zu sein.

Der Fundort ist das Maindreieck und Fundzusammenhang ist zu 90% Spätpaläolithikum/Mesolithikum zu 7% Metallzeiten und 3% Endneolithikum..weitere Zeitstellungen kann man bei einem solchen Fund nicht ausschließen. Um den Fund herum ist die Streuung sehr sehr sehr dünn. Die nächsten Artefakte sind mesolithisch.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Danske

Servus Daniel,

ich denke auch dass dieser Radiolarit zu viele mit Kalkspat gefüllte Klüfte enthält, um für die Werkzeugherstellung genutzt zu werden. Er ist einfach nicht homogen genug.

Die Oberfläche von Radiolarit ist aufgrund seiner Sprödigkeit meist kantig und stark gebrochen, so dass der Stein selbst als Flusskiesel fast nie schön gerundet ist.

Die Frage ist nun, ob die unruhige Oberfläche deines Stücks aufgrund seiner Nutzung als Schlag- oder Klopfstein (ist für mich dasselbe) entstanden oder natürlich ist. Anhand der Fotos ist das m.E. nur schwer zu entscheiden. Das kannst du anhand des Originals sicher besser beurteilen. Es könnte ein Schlagstein sein, aber...

Liebe Grüße
Holger 
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Nanoflitter

Ja, Holger, von den Bildern kann ich den Klopfer auch nicht gut nachvollziehen. Gruss..

Furchenhäschen

#3
Hallo ihr Drei,
auf meinen mesolithischen Fundstellen wird Radiolarit sehr häufig (ca. 40%) verwendet.
Das von Daniel gezeigte Stück (Klopfstein) müsste man selbst in Händen halten, zu einer zweifelsfreien Beurteilung reichen die Fotos nicht aus.

Wobei mich das Foto Nr.2  schon glauben lassen könnte. (Oben)

In einem muss ich Dir widersprechen Holger, sämtl. meiner von mir auf den Jagdstationen aufgelesenen Radiolarite sind äusserlich glatt und sehr stark gerundet, bis hin zur vollkommenen Glätte.

Im Süden wurden diese Steine bevorzugt aus den Alpenflüssen aufgelesen und sind deswegen entsprechend glatt.

Grüße
Peter

RockandRole

Hallo Leute,

trust me, 100% Artefakt. Die Form ist teilweise wahrscheinlich dem eckigeren Rohmaterial geschuldet, aber auch der Benutzung.
Ich wollte nur damit sagen, dass dieser spezielle Radiolarit, meiner Meinung nach Lydit mit vielen tektonischen Rissen, nicht für die Werkzeugherstellung geeignet ist. Ansonsten habe ich bestimmt 5000 Artefakte aus Radiolarit speziell Kieselschiefer und Lydit und auch welche aus rotem Radiolarit. Die kann man aber an einer Hand abzählen. Wahrscheinlich auch an einer von einem Sägewerksarbeiter.
War das nicht so, dass Schlagsteine aus Silex, zu dem ich auch Radiolarit zähle, sein sollten? Ich kapiere es immer noch nicht.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

wobei man ja sagen muss lieber Daniel,
dass Radiolarite und Lydite und kieselschiefer derselben Gruppe angehören.

http://www.kristallin.de/suedliche/lydit.htm


übrigens, gespalten wäre dein "Klopfstein" im Innenleben auch glatt, wäre wohl ein Dunkelgrüner.
Grüße
Peter


hochwald

Zitat von: RockandRole in 05. Januar 2019, 22:41:17

War das nicht so, dass Schlagsteine aus Silex, zu dem ich auch Radiolarit zähle, sein sollten? Ich kapiere es immer noch nicht.


Moin Daniel, alter Paleolithiker und Chef-Aufleser des radiolaritischen Gesteins!  :winke:

...Frage ist ernst gemeint?

Sicher kommt es zu dem an, was geschlagen werden soll.  :kopfkratz:

An was dünkst Du?

Gehe ansonsten mit Peter mit und meine auch, daß anhand der Facetten auf Foto 2 damit etwas behauen wurde.

Meld`Dich mal, falls Du wieder im "Flachland zwischen Elbe und Oder" aufschlägst!

Die Steinzeit ruft hier vielerorts.

Liebe Grüße!
hochwald






Danske

Hallo Daniel,

ich meine irgendwo mal gelesen zu haben, dass Klopfsteine aus Silex und Schlagsteine aus Felsgestein sein sollen. Aber mir erschließt sich eine solche Unterscheidung nicht. Für mich spielt das Material keine Rolle, beides sind Schlag- bzw. Klopfsteine.

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Steinkopf

#8
Moin Holger,

Es kommt darauf an, wer auf wen haut und was damit erreicht werden soll:

Für die Bearbeitung von Flint -> Schlagstein -         Im Norwesten und Norden oft aus Quarzit feinkristallinem Granit etc.
                                                                           Schlagsteine aus Felsgestein sind zäher als der zu bearbeitende Silex
                                                                           von dem ja geplante Abschläge, Klingen etc abgetrennt werden sollen.
                                                                           Als Gebrauchsspuren bleiben Schlagnarben am Schlagstein.

                                                                           Feuerstein auf Feuerstein kann zu unkontrollierten Abplatzungen führen.
                                                                         
Für die Bearbeitung von Felsgestein -> Klopfstein - Im Dänischen Knusesten, nachzulesen bei PVP ab Nr 256.
                                                                           Prikhugning z. B. Formgebung bei Felsgesteinsäxten.
                                                                           Überflüssiges Material wird durch Picken pulverisiert
                                                                           Danach wird dar Werkstück überschliffen.                                                                       
                                                                           Klopfsteine aus Flint werden bei der Bearbeitung von Felsgestein an ihrer
                                                                           Oberfläche durch Zerrüttung  'schärfer'.

Hau um Dich!     

LG

Jan
                                                       

RockandRole

Guten Morgen,

sage ich doch die ganze Zeit Peter. Radiolarit ist der Oberbegriff  :-)  und aufgespalten und poliert ist der schwarz mit gelblichen Quarzadern.
Hallo Hichwald. Die Frage ist ernst gemeint  :friede: Jürgen Weiner hat das mal irgendwo vertreffelich erklärt. Ich suche den Beitrag mal raus und dann werde es mir hoffenlich merken können. Ich denke hier eher an das weichklopfen von irgendwas, Nahrung oder Baumerial.
Danke für die Einladung. Das letzte mal bleibt mir immer noch im Gedächtnis. Am besten mit ein paar Tagen Freizeit und den Kleinen im Gepäck und den ganz Großen vom großen Fluss mitgenommen. Das wäre schön  :zwinker:
Nach Jans Definition müsste das Fundstück dann ein Klopfstein sein bei vermuteter Verwendung. Ich hatte die Definition von Holger noch im Hinterstübchen. Vielleicht finde ich den Beitrag von JW ja schnell.

Liebe Grüße und vielen Dank für euere Beiträge
Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Zum Material. So liest man beim Floss im einzigen Beitrag zu dieser Gerätekategorie auf Seite 143 unten: "Als Faustregel kann gelten: Schlagsteine bestehen bevorzugt aus Felsgestein, Klopfer aus Kiesel- und Felsgestein." (J. Weiner, "Schlaggeräte aus Stein", Floss 2012, 141-146).

Es kommt also auf die Funktion an  :winke:
gefährliches Drittelwissen

Danske

Zitat von: RockandRole in 06. Januar 2019, 18:13:23
Zum Material. So liest man beim Floss im einzigen Beitrag zu dieser Gerätekategorie auf Seite 143 unten: "Als Faustregel kann gelten: Schlagsteine bestehen bevorzugt aus Felsgestein, Klopfer aus Kiesel- und Felsgestein." (J. Weiner, "Schlaggeräte aus Stein", Floss 2012, 141-146).

Es kommt also auf die Funktion an  :winke:


Zitat von: Steinkopf in 06. Januar 2019, 01:20:19
Moin Holger,

Es kommt darauf an, wer auf wen haut und was damit erreicht werden soll:

Für die Bearbeitung von Flint -> Schlagstein -         Im Norwesten und Norden oft aus Quarzit feinkristallinem Granit etc.
                                                                           Schlagsteine aus Felsgestein sind zäher als der zu bearbeitende Silex
                                                                           von dem ja geplante Abschläge, Klingen etc abgetrennt werden sollen.
                                                                           Als Gebrauchsspuren bleiben Schlagnarben am Schlagstein.

                                                                           Feuerstein auf Feuerstein kann zu unkontrollierten Abplatzungen führen.
                                                                         
Für die Bearbeitung von Felsgestein -> Klopfstein - Im Dänischen Knusesten, nachzulesen bei PVP ab Nr 256.
                                                                           Prikhugning z. B. Formgebung bei Felsgesteinsäxten.
                                                                           Überflüssiges Material wird durch Picken pulverisiert
                                                                           Danach wird dar Werkstück überschliffen.                                                                       
                                                                           Klopfsteine aus Flint werden bei der Bearbeitung von Felsgestein an ihrer
                                                                           Oberfläche durch Zerrüttung  'schärfer'.

Hau um Dich!     

LG

Jan
                                                       

Vielen Dank euch beiden, wieder etwas dazu gelernt :Danke2:

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Kelten111

Zitat von: Furchenhäschen in 05. Januar 2019, 22:28:06
Hallo ihr Drei,
auf meinen mesolithischen Fundstellen wird Radiolarit sehr häufig (ca. 40%) verwendet.
Das von Daniel gezeigte Stück (Klopfstein) müsste man selbst in Händen halten, zu einer zweifelsfreien Beurteilung reichen die Fotos nicht aus.

Wobei mich das Foto Nr.2  schon glauben lassen könnte. (Oben)

In einem muss ich Dir widersprechen Holger, sämtl. meiner von mir auf den Jagdstationen aufgelesenen Radiolarite sind äusserlich glatt und sehr stark gerundet, bis hin zur vollkommenen Glätte.

Im Süden wurden diese Steine bevorzugt aus den Alpenflüssen aufgelesen und sind deswegen entsprechend glatt.

Grüße
Peter


:super: