Museale Pfeilrekonstruktionen

Begonnen von Jondalar, 14. Juli 2024, 07:38:58

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Jondalar

Hallo zusammen,

als ich vor einigen Jahren begann, mich für steinerne Artefakte zu interessieren, besuchte ich zahlreiche Museen. Vor Kurzem 'stolperte' ich beim Aussortieren über ein Foto von Pfeilrekonstruktionen, das ich zur 'Zeit der zahlreichen Masken' im Bomann-Museum in Celle gemacht hatte.

https://www.bomann-museum.de/

Das Museum ist ob seiner Gegenüberstellung von Alt und Neu, sowohl was die Architektur, als auch die Sammlung anbetrifft, durchaus interessant.

An der ein oder anderen Rekonstruktion habe ich so meine Zweifel, aber seht selbst.
von links, Angaben laut Museum:
- Kerbspitzen, Hamburger Kultur
- Federmesser, Federmesser-Gruppe
- Bromme-Spitze, Bromme-Kreis, als vermutliche Speerspitze deklariert
- Stielspitzen, Ahrensburger Kultur
- Mikrolithe, Mesolithikum
- Pfeilschneide, Mesolithikum

Viele Grüße


Jondalar



hargo

Zitat von: Jondalar in 14. Juli 2024, 07:38:58...

An der ein oder anderen Rekonstruktion habe ich so meine Zweifel,
...


Ist halt immer nur ein Versuch.

mfg

Wiedehopf

Sehr interessante Rekonstruktionen !

Etwas Entscheidendes fehlt allerdings: Ohne das Anbringen einer entsprechenden Befiederung und Nocke sind das keine funktionsfähigen Pfeile.

Viele Grüße
Michael
     

Steinkopf

Moin Jondalar,





die Vitrine stellt hier wohl Pfeilspitzen der verschiedenen Epochen aus - als solche am Stöckchen.

Geschäftete Pfeile aus den wirklich alten Kulturen sind wohl kaum überliefert.
Ich hab über Querschneider einmal recherchiert und nur wenige Beispiele gefunden.
Ein befreundeter Sucher hat bei einem Tauchgang ein Exemplar bergen können - kleine Blockbergung.
Das Holz war war sehr weich.

LG
Jan

Jondalar

Hallo zusammen,

vielen Dank für Euere Anmerkungen. Immerhin scheint Euch der Beitrag nicht gänzlich gelangweilt zu haben...
Viele Grüße

Jondalar

Schuhnagel 2

Hallo Jondalar
Dieses Replikat einer Knochenspitze wurde von einem befreundeten Archäologen hergestellt. Wie er sagt, wurde die Schäftung bei einer Ausgrabung so gefunden. Muss ihn gelegentlich nach der entsprechenden Dokumentation fragen. Die Inetsuche nach Spitzen mit Schäftung gibt nicht viel her.
Gruss
Ulrich

Jondalar

Hallo Ulrich,

Unfassbar!!!
Vielen Dank für das Bild! Aus welcher Zeit stammt denn das Original?
Vielleicht hast Du ja gespürt, dass ich vor allem mit den asymmetrischen Rekonstruktionen (nicht die der Ahrensburger und der Hamburger Kultur) meine Probleme hatte. Irgendwo habe ich auch schon mal eine Abbildung von einer Rekonstruktion einer 'Federmesser'-Pfeilspitze gesehen, bei dem symmetrisch ein zweites Federmesser eingeklebt war... Und bei der Rekonstruktion des aus Mikrolithen zusammengesetzten Stückes in der Vitrine des Bomann-Museums hatte ich sofort den sicherlich unfachmännischen Impuls seitlich einen zweiten Dreiecksmikrolithen einzukleben...
Viele Grüße

Jondalar

Wiedehopf

ZitatDieses Replikat einer Knochenspitze wurde von einem befreundeten Archäologen hergestellt

Hallo Ulrich,

sehr interessantes Stück ! Der Knochen bildet gleichzeitig Spitze und Widerhaken.

Ich habe mich eine Zeit lang mit traditionellem Bogenschießen beschäftigt  aber so eine Pfeilbewehrung noch nicht gesehen. Danke fürs Zeigen.

Viele Grüße
Michael

 

Schuhnagel 2

Zitat von: Jondalar in 21. Juli 2024, 08:05:07Hallo Ulrich,

Unfassbar!!!
Vielen Dank für das Bild! Aus welcher Zeit stammt denn das Original?
...
Viele Grüße

Jondalar

Muss ihn dringend nach dem Original fragen. Meine Bildersuche hat bloss ein Stockfoto gebracht ohne Quellenangabe. Ich zweifle aber nicht daran, dass Spitzen mit dieser Befestigungsart gefunden wurden. Wir werden sehen!

Unkritisch scheinen hier Spitze und Schäftung (aus der gleichen Küche). Auch wenn man an der Wahl des Schaftholzes feststellt, dass er selber kein Bogenschütze ist. Buchenholz ist ungeeignet. Das kann Michael sicher bestätigen.

Gruss

Ulrich

Wiedehopf

ZitatBuchenholz ist ungeeignet. Das kann Michael sicher bestätigen.

Diese Rundstäbe gibt es halt billig im Baumarkt. Eigentlich zu schwer, die bessere Wahl für eine wirklich traditionelle Rekonstruktion wären wohl gerade gewachsene Schößlinge vom Schneeball gewesen.

Hier noch zwei Bilder aus meiner Bogenzeit (nicht von mir selbst gebaut).
Die Steinspitzen sind nach nordamerikanischen Vorbildern entstanden. Die beiden Knochenspitzen und die keulenförmige Holzspitze kommen auch im europäischen Kontext vor.   

Drei der Pfeile mit Vorschäften. So musste bei einer Beschädigung der Spitze nicht der komplette Pfeil mit der aufwändigen Befiederung und Nocke ersetzt werden. 

Der im Hintergrund sichbare Primitivbogen ist nicht ganz authentisch. Er wurde mit einer modernen Sehne versehen.     

Viele Grüße
Michael         

Schuhnagel 2

Für Pfeile mit Vorschaft hier ein Link zu den Funden im Stellmoor:

https://zbsa.eu/dezember-2021/

Der Verfasser täuscht sich, was die heutige Verwendung von Kiefernholz betrifft: Kiefernholz-Schäfte sind im Handel erhältlich und gar nicht unbeliebt.

Ich wundere mich ob des geringen Gewichts der Steinspitzen. Das erlaubt kaum eine Verlagerung des Schwerpunkts in die vordere Pfeilhälfte. Nach heutiger Ansicht ist das aber notwendig für eine berechenbare Flugbahn.
Michael, hast du diese Pfeile mit Erfolg verschossen?
Vielleicht erreichte man das mit Zweigen, dickeres Ende nach vorn? Oder event. mit einem Vorschaft aus schwererem Holz/ Hartholz?

Viele Grüsse

Ulrich


Wiedehopf

ZitatMichael, hast du diese Pfeile mit Erfolg verschossen?

Hallo Ulrich,

nein, die oben gezeigten waren mir viel zu schade weil die wirklich aufwändig und weitgehend authentisch hergestellt wurden.

Für den praktischen Einsatz hatte ich diese preiswerten Ausführungen mit Kunststoff-Befiederung und normaler Feldspitze aus Metall.

(Schade, alles schon etwas angestaubt, sind ca. 10 Jahre vergangen seit meinem letzten Schuss :besorgt: . Vielleicht zeig ich mal die Bögen unter 'sonstige Hobbies'.)

Viele Grüße
Michael       

Wiedehopf

#12
ZitatIch wundere mich ob des geringen Gewichts der Steinspitzen. Das erlaubt kaum eine Verlagerung des Schwerpunkts in die vordere Pfeilhälfte. Nach heutiger Ansicht ist das aber notwendig für eine berechenbare Flugbahn ....... 
Vielleicht erreichte man das mit Zweigen, dickeres Ende nach vorn? Oder event. mit einem Vorschaft aus schwererem Holz/ Hartholz?

Ich kann mir gut vorstellen, dass hier die vielfach gefundenen 'Pfeilschaftglätter' zum Einsatz kamen. Damit konnten am Pfeilschaft eventuell erforderliche Materialreduzierungen vorgenommen werden um einen ausgewogenen Schwerpunkt zu erreichen.

Viele Grüße
Michael