Klingenbruchstück oder Sicheleinsatz ?

Begonnen von Wiesenläufer, 13. März 2021, 18:36:54

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Wiesenläufer

Moin,

bei dem Teil bin ich mir nicht sicher, ob es sich um ein Klingenbruchstück mit Moorpatina handelt
oder um ein Sicheleinsatzstück.
Die eine Kante hat eine durchgehende Patina und auch einen Glanz, der nicht vom Licht kommt.
Die andere Lateralkante ist wohl eher rezent beschädigt, da die Patina fehlt.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

AncientSondler

Hallo Gabi, ein schöner Fund!

Darf ich fragen was man genau unter einer Moorpatina versteht?  :nixweiss:

Wiesenläufer

Moin,

die Moorpatina entsteht, wenn ein Flintstück lange in einem Feuchtmilieu gelegen hat.
Dabei entsteht  ein bräunlicher Belag (Patina)

Wie der genaue chemische Prozess dabei abläuft, können unsere Steinexperten besser erklären.

Bei meinem Stück sieht man an  der einen Kante, dass der ursprüngliche Flint eine andere Farbe hat.

Hier ist ebenfalls ein Fundstück mit < Moorpatina >

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

hargo

#3
Zitat von: Wiesenläufer in 13. März 2021, 19:37:42
...
Wie der genaue chemische Prozess dabei abläuft, können unsere Steinexperten besser erklären.

...

Bin jetzt nicht der Experte, aber es wandert in Wasser gelöstes Eisen ein.
Eisen ist für die Braunfärbung verantwortlich.

mfg

Steinkopf

#4
Schon recht Hargo!

Bei ausgedehnten Moorgebieten in der Nordd. Tiefebene ist dieses Eisen in den Huminsäuren
der moorigen Gewässer enthalten. Daher der Begriff 'Moorpatinierung'.

Beim letzten Foto kann man an den rezenten Verletzungen sehen, wie tief diese Färbung eingedrungen ist.
LG
Jan


Danske

Es handelt sich bei der sog. Moorpatina nicht um eine Patina im eigentlichen Sinn. Eine echte Patina ist immer verbunden mit einer Veränderung der Oberfläche durch Rindenbildung und Bleichung der Oberflächenschichten.

Bei der sog. Moorpatina wird das Gestein durch Bodenlösungen, insbesondere Eisensauerstoffverbindungen, farbig getränkt, wie hargo und Jan schon geschrieben haben. Die Intensität der Durchtränkung ist abhängig vom Milieu und der Gesteinsart.

LG
Holger

Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Steinkopf

Hi,

für die akademische Fraktion hatte ich das P-Wort apostrophiert.

Jan

Wiesenläufer

Zitat von: Danske in 15. März 2021, 20:56:45
Es handelt sich bei der sog. Moorpatina nicht um eine Patina im eigentlichen Sinn. Eine echte Patina ist immer verbunden mit einer Veränderung der Oberfläche durch Rindenbildung und Bleichung der Oberflächenschichten.



Moin Holger,

man nennt es zwar "Moorpatina" aber eigentlich müsste dann ein anderer Begriff her.
Einen anderen Begriff kenne ich aber nicht, gibt es da überhaupt einen.  :kopfkratz:

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Hi,
was wäre denn  gewonnen, wenn ein eindeutig verstandener und eingeführter Begriff
ausgetaucht würde? Schaun wir über die Grenzen, da wird auch  "colour patination" (engl.)
und "mosepatina" (dän.) gebraucht.

Und:  Definitionen sind nicht richtig oder falsch  -  sie sind Vereinbarungssache.

LG
Jan

Danske

Bitte nicht schlagen :friede:

Ich wollte damit nur sagen, dass mit Patina im strengen Sinn immer eine Veränderung der Oberfläche verbunden sind, z.B. auch bei Metallen.

Ich selbst verwende auch den Begriff Moor- oder Feuchtpatina, weil er allgemein und auch in der Fachliteratur anerkannt ist.

Im Übrigen wird im Forum nicht selten auf Definitionen und Artefaktmorphologie "herumgeritten", ich sage nur "Pfeilspitze" und "Spitze"

Zitat von: Steinkopf in 15. März 2021, 22:58:33
Hi,

für die akademische Fraktion hatte ich das P-Wort apostrophiert.

Jan

Was meinst du denn damit, Jan??

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo

Zitat von: Danske in 16. März 2021, 14:38:37
Bitte nicht schlagen :friede:

...

Alles gut.
Keiner hat das Gegenteil behauptet ; )

mfg

Sprotte

Hallo und zurück zur eigentlichen Fragestellung: Es könnte sich um ein Bruchstück (alt abgebrochen) eines jungbronzezeitlichen "Erntemessers" handeln. Das sind recht dicke Klingen, die einseitig steil retuschiert worden sind.

Viele Grüße
Sprotte

Danske

Zitat von: Sprotte in 17. März 2021, 09:37:29
Hallo und zurück zur eigentlichen Fragestellung: Es könnte sich um ein Bruchstück (alt abgebrochen) eines jungbronzezeitlichen "Erntemessers" handeln. Das sind recht dicke Klingen, die einseitig steil retuschiert worden sind.

Viele Grüße
Sprotte

Sprotte, meinst Du die bei Vang Petersen, S. 62/63, Nr. 29, gezeigten "Svært flækkesegl"? Die Stücke haben aber einen sehr steil retuschierten Rücken, das kommt bei den Fotos von Gabi nicht so ganz rüber.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiesenläufer

Moin,

im vorderen Teil ist es m. M. nach steil retuschiert, zum abgebrochenen Teil wird sie etwas schräger.
Den Winkel kann ich nicht so richtig bestimmen. Mit dem Geodreieck klappt es irgendwie nicht.  :schaem:
An dem abgebrochenem Teil sind wohl noch Bahnen (zum verjüngen ?) angelegt worden.

Unter der Lupe ist der Glanz auf den erhabenen Stellen zu erkennen und die Kante sieht im allgemeinen speckig/seifig aus.

So wenig Material aus einem tief gepflügten Acker habe ich selten.  :besorgt:

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Sieht das vielleicht nach einer Schäftungsretusche aus?
Das eigentliche Funktionsteil eines Gerätes ist dann abgebrochenen?

Jan