Ein kleines Feuersteinbeil

Begonnen von Herlitz, 28. März 2018, 11:20:28

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Herlitz

Hallo,

dieses kleine, beschliffene Ovalbeil fand ich im Süden Sachsen-Anhalts. Typischer für diese Geräte ist doch aber Norddeutschland.?
Bemerkenswert sind die im hellgrauen Flint eingeschlossenen fossilen Spuren.  :glotz:
:winke: Sven

Nanoflitter

Sehr schön, hier konnte ich so was noch nie entdecken. Die Häufigkeit nimmt natürlich nach Süden hin ab. Gruss..

StoneMan

Moin,

feines Teilchen Sven  :super:

Ist außer der Schneide noch weiterer Schliff vorhanden?

Weder mit noch ohne Schliff habe ich in Norddeutschland ein Ovalbeil gefunden und auch keine
im Museum Schloss Gottorf gesehen (letzteres mit Vorbehalt, die Zeit wurde zu knapp  :glotz:).

Kommen wohl eher in der Mitte Deutschlands vor (?).

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Herlitz

Hallo Jürgen,

Das Beil ist nur an der Schneide geschliffen.  Dort ist auch ein matter Glanz.  Im hinteren Bereich glänzen die Grate von der Schäftung.  Das Gerät ist benutzt worden,  die Schneide ist aber noch scharf.  Für eine Nachschärfung sehe ich keine Anzeichen.
:winke: Sven

StoneMan

Moin Sven,

Danke für den Nachtrag.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Moin,

auch von mir noch ein Nachtrag.

Zitatauszug - Quelle > PDF <

[...]
Fiedler nennt für das Rheinland eine größere Häufigkeit spitznackiger
Felsgesteinbeile am Ende des mittleren Neolithikums und zählt Beilklingen
mit ovalem Querschnitt aus Feuer- oder Felsgestein zu den Leitformen des jüngeren
Neolithikums im Rheinland
(FIEDLER 1979,150; 152; vgl. LÜNING 1967
[...]
Letztlich gehören alle hier genannten Feuerstein-Beilklingen zur
großen Gruppe der Flint-Ovalbeile nach BRANDT 1967, die bei ihm in spitz- und
dünnackige sowie dünnblattige Formen unterschieden werden.
Die letztgenannte Form ist im Transekt nicht vertreten, was nicht weiter verwundert.
Nach Brandt hat sie ihren räumlichen Schwerpunkt im östlichen und nordöstlichen Gebiet
Nordwestdeutschlands, im Raum um Weser und Elbe (BRANDT 1967,Karte 23).
Dagegen sind die im Transekt belegten spitz- und dünnackigen Flint-Ovalbeile besonders
in der Region zwischen Rhein, Ruhr und Lippe vertreten (BRANDT 1967,Karte 21; 22).
[...]

# # # #  #
Zitatauszug - Quelle > PDF <

[...]
3.1.5.2 Jungneolithische Steinartefakte
Die Mehrzahl der Silexgeräte ist in das Jung- und Spätneolithikum zu datieren...
[...]
Die Beile lassen sich nur zum Teil chronologisch einordnen, da besonders die Funde
aus Silex stark fragmentiert sind.
Die Ovalbeile oder deren Bruchstücke sind der Michelsberger Kultur zuzurechnen.
[...]

# # # # #

Hier ist auch ein Ovalbeil aus Silex erwähnt und abgebildet (Text Seite 51; Abb.14.5, S. 48).
Das dort erwähnte Beil aus Vang Petersen (1993, 116 f. Abb. 177) ist allerdings ein Tyndbladede økser des Frühneolithikums.
Quelle > https://www.academia.edu/6280451/Die_neolithische_Feuchtbodensiedlung_Bad_Oldesloe-Wolkenwehe_LA_154._Vorbericht_zu_den_Untersuchungen_2006

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Herlitz

Danke Jürgen,
in der Nähe der Fundstelle befindet sich das wohl östlichste Michelsberger Grabenwerk.  Funde dieser Kultur sind mir noch nicht untergekommen.  Hier könnte es sich wohl um eines handeln.?
:kopfkratz:

thovalo

Zitat von: Herlitz in 28. März 2018, 18:04:46
Danke Jürgen,
in der Nähe der Fundstelle befindet sich das wohl östlichste Michelsberger Grabenwerk.  Funde dieser Kultur sind mir noch nicht untergekommen.  Hier könnte es sich wohl um eines handeln.?
:kopfkratz:


Nein!

Typologisch spricht nichts dafür.


lG Thomas 

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Hallo Sven,

ein schöner Fundbeleg.

Ich würde es auch nicht in das Jungneolithikum datieren, sondern halte es eher für ein Ovalbeil aus nordischem Feuerstein aus dem Endneolithikum, Einzelgrab- oder Glockenbecherkultur.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Herlitz

Ich danke euch für eure Bemühungen. Ohne weitere datierbare Funde von der Stelle komme ich hier wohl nicht weiter. Ich habe nun auch Hinweise auf die Trichterbecherkultur, wie auch das hier: http://objekte-recherchieren.museen-stade.de/index.php?id=742&tx_medientische_objects%5Bobject%5D=359&tx_medientische_objects%5Baction%5D=show&tx_medientische_objects%5Bcontroller%5D=Object&cHash=70a94b38d142ebef92c475e2558effc5 . In der Nähe befinden sich auch diese zwei trapezförmigen Grabenwerke der Baalberger Gruppe der Trichterbecherkultur. Aber glockenbecherzeitliche Funde und Schnurkeramik gibt es hier auch.
:winke: Sven

thovalo


Das gibt dann doch die Richtung mit auf den Weg!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.