Klingenbohrer der Maglemose-Kultur

Begonnen von Neos, 14. Dezember 2024, 22:14:26

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Neos

Moin, zusammen,

der (leider gemischte) Fundplatz, von dem das heutige Fundstück stammt, ist absolut prädestiniert, um dort zu lagern und auch zu siedeln: Auf einer mindestens 20 Zentimeter starken Sandschicht hat man auf dieser Kuppe einen 1a-Blick auf ein Fluss-Tal, das zu einem See führt. Ich bin mir sicher: Hätte ich damals gelebt, hätte ich genau hier mein Lager aufgeschlagen.

Dass unsere Vorfahren genau so dachten sehe ich an den zahlreichen Funden, die ich hier in den letzten knapp zehn Jahren finden durfte: 34 Kernsteine, mehr als achtmal so viele Klingen und Klingen-Fragmente, Keramik, Schaber/Kratzer, Stichel, Querschneider und Trapeze sowie der Klingenbohrer, den ich euch heute vorstellen möchte. Er ist – wie u. a. auch die Querschneider dieses Fundplatzes – der Maglemose-Kultur zuzuordnen, also der ältesten in Norddeutschland vorkommenden mesolithischen Kultur.

Hier die Daten des Klingenbohrers:

  • Fundgebiet: Nördliches Schleswig-Holstein
  • Länge: 107,5 mm
  • Breite: 9,4 - 30,7 mm
  • Dicke: 7,7 - 11,9
  • Gewicht: 37 g

Viele Grüße, viel Freude beim Anschauen und eine schöne Vorweihnachtszeit wünscht euch

Frank

thovalo



Moin!

Ein wirklich schöner Fundbeleg!
Im Rheinischen Mesolithikum wäre das ein RIESENstück.


glG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

#2
Zitat von: Neos in 14. Dezember 2024, 22:14:26... Auf einer mindestens 20 Zentimeter starken Sandschicht hat man auf dieser Kuppe einen 1a-Blick auf ein Fluss-Tal, das zu einem See führt. Ich bin mir sicher: Hätte ich damals gelebt, hätte ich genau hier mein Lager aufgeschlagen...


Ich auch, denn das Wasser fließt auf Sand viel schneller ab und sauber halten kann man den Untergrund auch gut.
An der Spitze schon ein bisschen abgenutzt das Teil  :glotz:

mfg


Steinkopf

Moin Frank,

das ist ein ein überzeugendes Fundstück - Werkzeug mit Gebrauchsspuren.
Artefakte dieser Zeitstellung sind nicht häufig zu finden.

LG
Jan

Danske

Moin Frank,

Glückwunsch zu diesem tollen Fundbeleg. :super:

Bei den Fundstücken aus den nordischen Gefilden schaue ich immer mal vergleichend bei PVP rein. Dein Stück entspricht durchaus dem dort bei Nr. 56 gezeigten Flaekkebor Typ Klosterlund, also einer frühen Phase der Maglemose-Kultur.

Wünsche Dir noch einen schönen 3. Advent

Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Neos

#5
Moin, Thomas,

Zitat von: thovalo in 14. Dezember 2024, 23:07:17Im Rheinischen Mesolithikum wäre das ein RIESENstück.

dieser Bohrer ist in meiner Sammlung bis dato der größte seiner Art. Ja, das ist schon ein ordentlicher Kaventsmann!

Viele Grüße

Frank

Neos

Hallo, hargo,

Zitat von: hargo in 14. Dezember 2024, 23:12:25An der Spitze schon ein bisschen abgenutzt das Teil  :glotz:

ja, dieser Bohrer wurde offensichtlich gut genutzt. Einige der Beschädigungen an der Spitze deuten klar auf die bohrende bzw. drehende Nutzung des Gerätes hin.

Viele Grüße

Frank

Neos

Moin, Jan,

Zitat von: Steinkopf in 15. Dezember 2024, 09:47:55Artefakte dieser Zeitstellung sind nicht häufig zu finden.

stimmt, die sind recht rar gesäht. Diesen Fundplatz mit idealer leichter Hanglage haben sie jedoch offensichtlich häufiger aufgesucht, denn ich würde meinen, dass der Großteil der bis dato über 500 Fundstücke der Maglemose-Kultur zuzuordnen ist. Der Platz ist (für mich) schon ein unglaublicher Glücksfall.

Auf einer der erste Exkursionen hierher fand ich eine große Lyngby-Spitze, was den Platz noch mal deutlich älter gemacht hätte. Zumindest dachte ich das vor Ort und freute mich riesig! Die Freude verflog allerdings recht schnell nach dem Reinigen und dem genaueren Betrachten des Fundstücks. Es stellte sich heraus, dass es "nur" ein sehr großer Stichel ist. Immerhin der größte meiner Sammlung, aber halt nur ein Stichel...  :heul:

Man ist mitunter schon ganz schön verwöhnt, oder? Ich wette, ihr kennt das auch.  :schaem:

Viele Grüße

Frank

Neos

Moin, Holger,

Zitat von: Danske in 15. Dezember 2024, 15:16:31Glückwunsch zu diesem tollen Fundbeleg. :super:

dank dir vielmals! Ich hab' mich gefreut wie Bolle!

ZitatBei den Fundstücken aus den nordischen Gefilden schaue ich immer mal vergleichend bei PVP rein. Dein Stück entspricht durchaus dem dort bei Nr. 56 gezeigten Flaekkebor Typ Klosterlund, also einer frühen Phase der Maglemose-Kultur.

Die Nummer 56 ist – im Gegensatz zu meinem Stück – an den Lateralen retuschiert und insgesamt feiner und schlanker gearbeitet, aber im Großen und Ganzen passt sie schon ganz gut zum hier vorgestellten Fundstück. Dank dir für den Hinweis!  :super:

ZitatWünsche Dir noch einen schönen 3. Advent

Den wünsche ich dir auch, danke!

Beste Grüße

Frank

StoneMan

Moin Frank,

da gehen mir bald die Superlative aus.  :super:

Ein feines, beeindruckendes Artefakt - Glückwunsch dazu  :Danke2:

Schöne Präsentation.  :glotz:

Weder im PVP, noch in einem anderen dänischen Fachbuch, ist ein wirklich ähnliches
Artefakt abgebildet.

Zeigt es uns einmal mehr, wie vielfältig und anwendungsbezogen der Werkzeugbestand
unserer Altvorderen war.
Wir kennen nur eine kleine Auswahl.

So gesehen - und da sind wir doch wieder beim Superlativ - ist der Fund einzigartig.


Gruß

Jürgen






Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Neos

Moin, Jürgen,

Zitat von: StoneMan in 17. Dezember 2024, 11:39:58Ein feines, beeindruckendes Artefakt - Glückwunsch dazu  :Danke2:

Schöne Präsentation.  :glotz:

dank dir!  :super:

ZitatZeigt es uns einmal mehr, wie vielfältig und anwendungsbezogen der Werkzeugbestand unserer Altvorderen war.
Wir kennen nur eine kleine Auswahl.

Genau so ist es. Sie waren einfach Pragmatiker, die – je nach Anwendungsfall – die Geräte herstellten, die sie brauchten. Aus den meisten Publikationen kennen wir nur die Sahnestücke, die mitnichten die "normale" Realität widerspiegeln. Ich bin daher auch überhaupt kein Freund davon, für jedes Stück immer genau DIE Bezeichnung zu finden. Oftmals geht das schlicht nicht und man muss dem Kind einfach eine beschreibende Bezeichnung geben.

ZitatSo gesehen - und da sind wir doch wieder beim Superlativ - ist der Fund einzigartig.

Das Schöne an unserem Hobby: JEDER Fund ist einzigartig.  :-)

Viele Grüße von der Küste

Frank