Rückenretuschiertes Messer

Begonnen von Furchenhäschen, 05. November 2012, 17:14:31

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Furchenhäschen

Servus,
wenn auch nicht sehr häufig, aber es gibt sie, auch im oberbayerischen Moos,
die Rückenretuschierten Messer.
Die Station datiert ins Spätpaläoloithikum/ Mesolithikum.

Einen Neufund von gestern möchte ich hier zeigen und gleich dazu den passenden Text zum Objekt, zitiert aus dem alten Hahn.

Text Zitat:
Herstellung der Rückenretusche
Rückenretusche wird durch leichten Schlag mit einem kleinen Schlagstein oder durch
Abdrücken mit einem Druckinstrument mit relativ kleiner Spitze auf einer Unterlage
erzielt. Ausgehend von einem Ende oder Bereich wird ein Schlag oder Druck nebeneinander
und übereinander gesetzt, um somit die steile Retusche zu erzeugen. Mit einem
einzigen Arbeitsvorgang erzeugt man zunächst eine halbsteile Kante. Erst durch ein
zweites Abdrücken/ Abschlagen wird eine Kante mehr oder weniger rechtwinklig.
9.6.5.1 Rückenmesser
Ein Rückenmesser (lamelle a dos, backed bladelet) ist ein kleines aus einer Klinge oder
länglichem Abschlag entstandenes Werkzeug, bei dem eine oder zwei Kanten durch
Rücken- oder Steilretusche bearbeitet wurden. Mit einer Breite von nicht mehr als 10
mm soll die Form mehr oder weniger parallelkantig und rechteckig sein. Größere rükkenretuschierte
Artefakte werden als Rückenklingen oder rückenretuschierte Abschläge
klassifiziert.
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9.6 Jungpaläolithische Werkzeuge
Herstellung
Rückenmesser werden durch laterale Retusche hergestellt. Die Kantenbearbeitung
schwankt zwischen fein und sehr steil, kann sogar reflektiert sein. Je nach Länge und
Krümmung der verwendeten Grundform, abhängig von dem vorliegenden Rohmaterial,
kann die Technik des Kerbbruchs angewendet werden, wie sie MOVIUS (1968) beschrieben
hat, so daß proximale und distale Kerbbruchreste abfallen (Abb. 76). Das
wenig gebogene Mittelstück ist dann das Rückenmesser, oder, falls es sich um eine
sehr lange Klinge handelt, können zwei oder sogar drei Rückenmesser aus einer
Grundform produziert werden. Bei kurzen Grundformen wird anscheinend oft versucht,
das Proximal- und Distalende mit einzubeziehen. Eine dorsale Aussplitterung (BORDES
1961), die eine vorspringende Lippe (Abb. 75,8) beseitigt oder eine bessere
Einpassung in die Schäftung ermöglicht, wird als Couzetechnik bezeichnet.
Variationsbreite
Rückenmesser werden nach der Lage und der Anbringung der Rückenretusche sowie
nach der eventuellen Modifikation der Enden klassifiziert (vgl. auch ALBRECHT
1979, 73):
einfaches Rückenmesser
Klinge mit einer geraden rückenretuschierten und einer scharfen, unmodifizierten
Kante, deren Enden entweder vollständig, ein- oder beidendig gebrochen sein können
(Abb. 77, 1-2)
Ventrales Rückenmesser
Einfaches Rückenmesser, dessen Kante von dorsal nach ventral retuschiert ist (Abb.
77, 4)
parallelseiliges Rückenmesser
Beidkantig retuschiertes Rückenmesser, wobei oft eine Kante weniger steil als die
andere retuschiert ist (Abb. 77,6)
Rückenmesser mit Endretusche
Meist dorsal retuschiert mit einem retuschierten...............
Zitat Ende:

Grüße
Peter

StoneMan

Moin,

Glückwunsch dazu  :Danke2: und danke für´s Zeigen.

Zu wenig kenne ich derartige Artefakte aus diesem Zeithorizont. Die Maße kommen ja lt. Hahn noch hin,
aber ist es denn komplett? Zumindest sieht es so aus, als wäre es länger/größer gewesen, unten scheint
eine Bruchkante zu sein (?).
Auch der "Steckenbleiber" wirkt etwas irritierend. Kann es sein, dass da ein Korrekturabschlag verwendet wurde?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

#2
Hallo Peter,

Meinen Glückwunsch zu diesem Fundstück!

Im Süden ist der Paläo Horizont sehr viel weiter als in der norddeutschen Tiefebene
deshalb kann ich zu diesem Stück nicht viel Gescheites beitragen.

Mit einer derart steilen Retusche könnte man eine solche Spitze auf den Rücken stellen -
sie hätte dann die 'Federmesserprobe' bestanden und würde - wär sie im Norden gefunden
worden - ebenfalls als endpaläolithisches Artefakt betrachtet.

Schönen Gruß
Jan