Klinge mit sorgfältig präparierter Schlagfläche

Begonnen von Steinkopf, 21. Dezember 2023, 21:39:08

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Steinkopf

Ho Ho hoooo,

aus einer Küstenregion der Ostsee stammt diese komplett erhaltene Klinge.
Sie ist ein Beispiel für besonders sorgfältige Präparation einer kleinen Schlagfläche.
Ventral ist kleine Schlagnarbe aber eine Lippe.
Wahrscheinlich mit einem weichen Medium gelöst.

Vom gleichen Fundplatz ist das zweite Klingenfragment.
Hier ist wohl die Schlagfläche kollabiert.

LG
Jan

Furchenhäschen

Hallo Jan,

wie sind denn die Klingen zeitl. einzuordnen?
Sind das Einzelfunde oder stammen sie von Siedlungsplätzen?
Die Silices sind schön homogen.
Bei den Nordfunden kann ich leider nicht mitreden.
Grüße Peter

Steinkopf

Hallo Peter,

Diese Funde stammen wohl ursprünglich von Siedlungsplätzen des späten Mesolithikums.
Gesiedelt wurde bevorzugt in Wassernähe, günstig für Jagd und Fischfang.
Durch das Abschmelzen des Eisschildes in Norwegen und Schweden stieg zunächst der Meeresspiegel.
Sehr viel langsamer hob sich danach die tektonisch Platte im Norden Jütlands.
Dort sind diese Siedlungsplatze angehoben und liegen jetzt im Binnenland.
Weiter südlich kippt und sinkt die tektonische Platte.
Ehemaligen Küstensiedlungen sanken unter Wasser und können jetzt von Marine-
Archäologen in Tauchgängen erforscht werden (Kieler Bucht, Ostholstein bis Rügen.

Aber - nichts dauert ewig auf unserer Erde. Die submarinen Plätze wurden lange
durch Seegraswiesen befestigt. Geänderte Stömungsverhältnisse, Küstenbebauung
und ein Schwinden der Seegraswiesen fördern die Erosion.
Dadurch gerät vieles in Bewegung und manches driftet Richtung Strand.
Auch mit Baggergut wird verlagert und landet z. B. auf einem Waldweg in Schwansen.
Es sind Streufunde - was nichts an der excellenten Klingentechnik ändert.

LG
Jan


hargo

#3
Ho Ho hoooo,

ich halte das lateral nicht für eine intentionelle Retusche, sondern stammt eher vom Gebrauch.
Was deinerseits ja auch nicht in Frage gestellt wurde.

mfg

thovalo


Moin!

Beim dritten Beleg ist die Schlagkraft nur ein wenig zu sehr seitlich und im Anfangsimpuls zu stark in den Kern gelaufen und hat dann den Schlagbereich partiell abgetrennt. DAS finde ich, sind die im Grunde spannendere Belegeyemplate, die bestimmte Schlagunflälle dokumentieren!

Ein sehr schönes Thema!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

Hallo in die Runde,

sensationelle Bilder und wundervolle Belege!
Eine Darstellung des Schlagflächenrestes würde aus meiner Sicht die Sache noch runder machen.
Vielen Dank für die Mühe!

LG Fischkopp

Danske

Schöne und interessante Fundbelege, Jan. :super:

Kann es sein, dass die Klinge distal gebrochen ist und ursprünglich sogar mal länger war? :glotz:

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Steinkopf

#7
Moin hargo, Thomas, Fischkopp und Holger danske,

Danke fürs kritische Hinschauen,

@ hargo
Diese Klinge ist von den Gewalten der Natur lange und oft umgelagert worden.
Das ist der Grung für die vielen kleinen Abbrüche an den fragilen Kanten.
Spuren von Gebrauch, Schäftung, Modifizierung etc. kann ich nicht erkennen.

@ Thomas
Die Merkmale lassen manchmal erkennen, ob ein Ensemble vom gleichen Meister stammen.

@ Fischkopp
Hir die gewünschte Aufnahme von der Schlagfläche mit der Schlaglippe,

@ Holger
Zum Ende hin läuft diese Klinge mit einer Krümmung aus.
Distal hat sie eine kleine Oberfläche des Kerns mitgenommen
wie die leicht abweichende Färbung vermuten läßt.

LG
Jan

Danske

Danke Jan, anhand der Detailfotos sind deine Erläuterungen klar nachvollziehbar.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo

#9
Zitat von: Steinkopf in 27. Dezember 2023, 07:11:21...
@ hargo
Diese Klinge ist von den Gewalten der Natur lange und oft umgelagert worden.
Das ist der Grung für die vielen kleinen Abbrüche an den fragilen Kanten.
Spuren von Gebrauch, Schäftung, Modifizierung etc. kann ich nicht erkennen.

...


Danke, das hatte ich anhand der ersten Fotos nicht bedacht  :glotz:
Heißt: ist mir nicht unbekannt.
Deine Expertise zählt letztendlich!
Sieht nun auch für mich auf ...272.jpg nach natürlicher Bestoßung aus.
Perfekt fotografiert!  :super:
Distal (die Bruchkante am Ende) scheint mir mit den einseitigen Einkerbungen (Beschädigungen) entscheidend.

mfg

Fischkopp

Moin Jan,

da hat einer unserere Ahnen aber richtig gut gezielt. Danke für den Nachtrag.
Der Punkt der zur Lösung des Artefaktes diente ist für mich Persönlich immer von besonderem Interesse.

GUT FUND Fischkopp!