Klinge mit besonders intensivem Glanz

Begonnen von Steinkopf, 22. März 2016, 20:57:35

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Steinkopf

Diese Klinge mit besonders intensivem Glanz möchte ich hier einmal vorstellen.

Sie ist keine Schönheit - diese 110 mm lange, max 46 mm breite und mittig 6 mm dicke
(am Bulbus 15mm dicke) Klinge mit beidseits fein gezähnten Schneidekanten.

Sie  lag an einer erodierenden Küste des Kattegat.
Licht und Salzwasser haben die Spaltflächen weiß patiniert.
Die Cortexpartie widerstand den Einflüssen der Patinierung.
Die schwarze Zone unterhalb der Rinde bildet sich bei Flintknollen,
wenn diese im Salzwasser Schwefel-Eisen-Verbindungen ausgesetzt sind.

Besonders auffällig ist der intensiver Glanz, der alle Partien der Klinge überzieht.

Es sieht mir danach aus, als ob dieses effektive Schneidgerät ohne Schäftung auskam
und so die gesamte Oberfläche der Glanz bildenden Einsatzbedingung ausgesetzt war.

LG

Jan

thovalo



Ist ja schon künstlerisch wertvoll!


Eindrucksvoll und kurios  :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Jan

Die hast du wirklich schön in Szene gesetzt. 110 mm wäre hier ein wahrer Gigant. Ich jedenfalls kann dir gut folgen

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Was einmal in die Schleifmühle von Wellen und Sand gerät, wird blankpoliert. :super: Hier auch noch zwei vom Strand, die rundum in jeder feinen Ritze Glanz aufweisen. Das erste ist kein Artefakt, sah nur schön aus. Gruss... :winke:

Steinkopf

#4
Die Umstände dieses Fundplatzes schliessen eine "Schleifmühle von Wellen und Sand" aus.

Es ist eine mit feiner Zähnung versehene Klinge mit Sichelglanz überzogen.
Bild 1223_2 zeigt die recht gleichmässig gesetzte feine Zähnung, die von dorsal nach ventral gedrückt wurde.

Sie ist nicht abgerollt und hat auch keine verrundeten Grate, wie sie durch Abrollen
oder auch Windpolitur entstehen - das kann ich hier schon unterscheiden.

LG

Jan




Nanoflitter

Ich seh an diesem Stück keine Retusche. Tut mir leid, aber man kann ja auch mal verschiedener Meinung sein. :friede: Gruss...

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 23. März 2016, 07:19:58
Ich seh an diesem Stück keine Retusche. Tut mir leid, aber man kann ja auch mal verschiedener Meinung sein. :friede: Gruss...


Da pflichte ich Dir bei: es sind keine intentionellen Retuschen vorhanden! Die Ränder sind durch Bewegungen im Boden oder im Wasser von Dorsal nach Ventral abgedrückt, also genau der natürlichen Schwachstellen entlang.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

#7
Hallo,

Es geht hier nicht um die sattsam bekannten Retuschen, sondern um eine feine 'Zähnung',

die nur im Idealfall als intentionell wirklich sicher erkennbar ist.

Zumeist sind die Klingen im dünnen Bereich der Schneide durch natürliche Ursachen mehr oder minder fein beschädigt - wie Thomas auch schreibt.

Allerdings - und da möchte ich Thomas widersprechen, gehen diese feinen Brüche so gut wie immer unregelmäßig in beide Richtungen.

Diese intentionelle Zähnung, die ich bei dänischen Archäologen bestätigt und in Fundberichten auch gezeichnet fand, wird selten erkannt.

Sie wird bei den spätmesolithischen Funden von Tybrind Vig als micro denticulation bezeichnet

(Sören H. Andersen: Tybrind Vig  -  Submerged Mesolithic settlements in Denmark 2013).

Zumeist ist sie durch die Um-Lagerungsbedingungen im Boden überprägt - wie sicherlich auch bei der von mir gezeigten langen Klinge.

Ich habe ein Fundstück, welches relativ gut erhalten ist, und zeigt, dass

(1) im regelmäßigen Abstand und (2) in gleiche Richtung (3) sehr regelmäßig fein eine Zähnung angebracht wurde.

Es stammt von Fünen. Ich stelle die entscheidende Partie hier einmal ein.

Dieses kleine Gerät wurde nur ein einziges Mal bewegt, als der Orkan einen großen Baum kippte, und es im hochgehobenen Wurzelballen hing.

Für die mangelhafte Schärfe der auf die Schnelle gemachten Aufnahmen bitte ich um Nachsicht.

LG

Jan



Nanoflitter

Ihr "Nordlichter" habt wirklich ein besonderes Spektrum an Artefakten, gebe mich geschlagen... :friede: :winke: Gruss...

thovalo



Ich nicht!

Für das obige (!) Artefakt kann ich das nicht nachvollziehen, aber die Dänischen Archäologen hatten das obige Stück auch noch nicht in der Hand, oder?


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.