Kratzer/Schaber ?

Begonnen von osman.herberger, 26. Dezember 2008, 13:46:19

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

osman.herberger

Hallo zusammen,

von einem bekannten Fundplatz mit eindeutiger neolithischer Vergangenheit (Bayern, südliche Oberpfalz) stammen die folgenden Steinchen. Was mich besonders interessieren würde: Wurden solche Teile auch noch im Neolithikum verwendet oder deuten sie eigentlich nicht eher auf das Mesolithikum hin ? Mesolithische Funde gab es an diesem Fundplatz scheinbar bisher noch nicht.

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

hier der zweite Stein:

Hab die Dinger übrigens, zum leichteren fotografischen Festhalten, versuchsmäßig in Knetmasse befestigt...
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

zum Schluss noch eine Klinge, die vermutlich im Ernteeinsatz war. Retuschen sind nicht erkennbar, dafür aber eindeutig Sichelglanz (siehe Bild 5c). Dürfte wohl typisch neolithisch sein.
Könnten das Birkenpechreste sein ???
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Khamsin

Moin!

Bei dem 2. Stück handelt es sich um das Proximalende (einer Klinge?) mit sehr gut erkennbarem Schlagflächenrest und Schlagpunkt, Bulbus und Ventralfläche. Entweder ist das Stück im Moment der Abtrennung zerbrochen oder - was typisch ist für die Weiterverarbeitung von Klingen - der proximale Abschnitt wurde intentionell entfernt.

Die bei der Bilderserie des 2. Stückes auf dem 3. Bild erkennbaren Negative erscheinen dort recht frisch und könnten das Ergebnis "landwirtschaftlicher Bestossung" sein. Zugegebenermassen gewinnt man diesen Eindruck auf dem 4. Bild (wie Bild 3 nur aus anderer Perspektive) nicht. Es könnte sich also auch bei Stück 2 um einen - flüchtigen - Kratzer handeln.

Jedenfalls haben die an dieser Fundstelle allem Anschein nach "gekratzt, was das Zeug hielt!"

Solange die Anlagerung auf dem "Sichelglanz" diesen nicht überlagert, spricht nichts dagegen, dass es sich um Reste von Birkenpech handelt. Endgültige Sicherheit kann aber nur eine GC/MS-Analyse liefern (Gas-Chromatographie in Verbindung mit Massenspektroskopie).

Nichts spricht gegen eine neolithische Zeitstellung der Artefakte, was auch durch den "Sichelglanz" unterstrichen wird. Denn "gesichelt" haben die Mesolithiker nicht.

Herzliche Grüsse KIS 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

Für mich  alles neolithisch, Stefan.
Der schöne "erste Kratzer" schaut nach "Arnhofener Platte" aus.
Und Du hast anscheinend ein Kratzzentrum gefunden.....
glück auf
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

osman.herberger

Lieber Edi, lieber Khamsin,

vielen Dank für Eure wie immer kompetenten Beiträge !
Gibt es denn typische Kennzeichen und Indikatoren, wie man bei solchen Werkzeugen Neolithikum von Mesolithikum unterscheiden kann ?
Das ist nämlich genau die Schwierigkeit für mich...
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

In Deinem , obwohl nahem, Suchgebiet bin ich steinzeitlich nicht sehr bewandert , Stefan.
Aber aus meinen Gängen, südlich der Donau, hab ich gelernt dass Mesolithikum und Älteres kaum zu finden ist.
Vielleicht waren gar nicht so viele da....was  wahrscheinlicher ist: Die Fundstellen sind durch mehrere tausend Jahre
Neolithikum und folgende Metallzeiten mit all deren Bodeneingriffen überprägt.
Mesolithische Fundstellen zeichnen sich bei uns durch  mehr oder minder kleine Areale aus die von abertausenden von  Werkzeugherstellungsresten gespickt sind....winzige Fizzelchen bisweilen, Flöckchen aus meist getempertem
Material (mit einem seltsamen Seidenglanz....) oft rötlich  bis ins Braune changierend...manchmal seidenweiß.
Typische Werkzeuge fehlen meistens...hier ein Retüschchen da eine Kratzerbahn.... viele kleine , oft konische Kernchen, kurze Klingen , Lamellen etc.  und dann die Sahnemikros...die man als   einzig feste Größe zur Datierung dieser Sippen finden kann.
Ihr Dorado waren die kleinen Zuflüsse zu den größeren  Wasseradern ...auf sandigen oder granitgrusigen Südhängen "meiner" mittleren Oberpfalz...
Bis bald


Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.