Grob gedengeltes Abschlaggerät aus Hornstein.

Begonnen von Saxaloquuntur, 23. Oktober 2011, 17:10:26

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Saxaloquuntur

Hier mal ein Abschlag, den ich morphologisch nicht festlegen will und kann, da der Zeithorizont nicht klar ist. Auf der Fundfläche sind sowohl bandkermische, wie mittelneolithische, als auch jungneolithsiche Komponenten belegt. Ein Schaber wurde von der Facharchäologie in das Mittelpaläolithikum datiert. Hier ein Abschlag von einem amorphen Kern und sehr groben Retuschen. Die Spitze ist wohl rezent ab gebrochen ( denk ich mal). Meinungen dazu?

thovalo

Das ist leider nicht so ganz klar zu erkennen: ist der Abschlag von der breiten Seite erfolgt?

Warum sollte das kein Kratzer gewesen sein?
Ist schwierig solche tatsächlich intensiv bearbeiteten jedoch nicht mehr ganz erhaltenen Teilstücke näher einzunorden!

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Saxaloquuntur

Schwierige Teile, die einfachen muss ich ja nicht einstellen....gelle? Der Schlagflächenrest liegt in der Tag am breiten Ende, zweit letztes Bild. Für einen Krazter bräuchte es eine Kratzerkappe, da wo eventuell die Spitze fehlt...(?) der verbliebene Rest hat keine typischen Retuschen wie ich sie bei einem Kratzer erwarten würde. Ach ja, Länge 54mm.
Sax.

thovalo

Der allererste Eindruck war der einer weitgehend abgebauten Beilklinge. Solche Stücke sind hier häufiger vertreten. Die Form des Beilkörpers wurde rundum in solchen kleinen Abschlägen abgebaut, bis nicht mal mehr ein Schliffrest vorhanden gewesen ist, sondern nur noch ein Restkern blieb!

...... aber da kenne ich mich in Deiner Region leider nicht näher aus !  

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Saxaloquuntur

Interessanter Gedanke, ich meine, dass das mal größer gewesen sein könnte- dagegen spricht nur ein kleiner Kortexrest, der bei enormer Reduzierung dann ja nicht so wahrscheinlich wäre, aber kein schlechter Ansatz.  Beile aus diesem Material kenne ich hier nicht. Wenn es neolithisch und kein Kratzer ist, fehlt mir weiter eine "Einordnung."  Abbau von Beilen?- wohl um ein defektes/ nicht mehr gebrauchtes als Rohstoffquelle zu nutzen? Danke mal.
Saxaloquuntur

Mark77

Kannst du bitte nochmal ein Bild vom Schlagflächenrest in grader Aufsicht machen?
Das wär super! Danke :)

Schöne Grüße,
Markus

Furchenhäschen

Servus,
das Material kenne ich doch, sehr gut sogar!
Obs letztendlich ein Gerät war ist noch nicht so eindeutig ersichtlich, die vermeintl. (Flächen-)Retuschen sind ziemlich planlos angelegt.
Abschlag ja, aber ein Werkzeug? 

HdE

thovalo

Zitat von: Saxaloquuntur in 23. Oktober 2011, 20:08:06
Interessanter Gedanke, ich meine, dass das mal größer gewesen sein könnte- dagegen spricht nur ein kleiner Kortexrest, der bei enormer Reduzierung dann ja nicht so wahrscheinlich wäre, aber kein schlechter Ansatz.  Beile aus diesem Material kenne ich hier nicht. Wenn es neolithisch und kein Kratzer ist, fehlt mir weiter eine "Einordnung."  Abbau von Beilen?- wohl um ein defektes/ nicht mehr gebrauchtes Beil als Rohstoffquelle zu nutzen? Danke mal.
Saxaloquuntur


Genau so!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Saxaloquuntur

@Furchenhäschen:
An einem Werkzeug habe ich keinen Zweifel. Für ein Werkzeug sprechen u.a.  die Benutzungsspuren an den Lateralkanten. Dass Du das Material "kennst", kann ich mir vorstellen da Du auch ein "Südländer" bist. Weiß/grauer Hornstein eben. Die groben Retuschen stammen nicht alle von der Nachbearbeitung des Zielabschlages, sondern sind auch Negative eines (ziemlich) amorphen Kernes, würd ich schätzen. Darf man aber natürlich anders sehen, logo. Die nachträglichen, groben Retuschen kann man auch als "formgebend" sehen, z.B. da eine einzige Retusche dafür nach ventral ausgeführt wurde. Bei letztendlich bin ich da noch lange nicht.
@Markus:
Krieg den SFR nicht so hin wie ich gerne möchte. vielleicht hilft es ja.

Mark77

Hmm, wie wärs einfach mit einem unilateral retuschierten Abschlag!
Sehr groß ist das Stück ja nicht aber die Retuschen sprechen für sich als Werkzeug!! :super:

Schöne Grüße,
Markus

StoneMan

Moin,

mal schauen, ob ich an dem (auch meiner Meinung nach) Artefakt den Schlagflächenrest richtig interpretiere (Lage und Schlagrichtung).
Vielleicht ist er (SFR) auch etwas besser zu erkennen (?)  :glotz:

Aus welchem Bereich ist der Fundbeleg Saxaloquuntur?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hargo


Mark77

@Hargo: Sieht eher wie das Ba-Wü-Jurahornsteinmaterial aus als wie das bayrische!!

@Jürgen: Hab ihn auf den neuen Photos besser sehen können und die Zeichnung sagt schon alles.
Bleibe daher bei meiner Einschätzung!!

Schöne Grüße,
Markus

Saxaloquuntur

#13
@ Jürgen. Danke für die nette Bearbeitung. (Wir befinden uns in Bad.Württ. wie Mark richtig erkannt hat. ) und der SFR bzw. die Schlagrichtung ist genau so richtig erkannt.
@ Markus. Mit der Ansprache als unilateral retuschierter Abschlag ist das Teil vertütet. Damit bin ich einverstanden. Es ist kein singuläres Stück, sondern kommt in ähnlicher Form mal mit Spitze mal ohne Spitze häufiger vor. Daß dieses Artefakt so derbe wirkt, so "rustikal" ist es, was mich beschäftigt. Deine Ansprachelösung als unilateral retuschierter Abschlag trifft aber auch unter Umständen auf eine Pfeilspitze, einen Kratzer, einen Schaber, eine Sichel, einen Bohrer...ein Erntemesser...zu. also ist keine quasi  Differntialdiagnostik. Es wird ohne Wissen um die Funktion immer ein retuschierter Abschlag bleiben. Die Morphologie differenziert hier nicht. Noch ein paar Geräte solcher Art sind ergänzend ein gestellt...oben ohne, unten mit Blitz,- Lutz Fiedler ( Das Schneiden mit Steinwerkzeugen) versucht solche Funktionalitäten zu differenzieren in Dechseln, meißeln, abspanendes Schnitzen, abspanendes Schaben, ziehendes Schneiden, Skalpellschnitt, kräftiges Kratzen, sägendes Schneiden, Klopfen, Walken, Zermürben, Zerreiben,...die bestimmter Werkzeuge bedürfen. Außerdem denke ich, dass wir uns im Neolithikum bewegen. (Wenn es ein Bisschen Richtung "mittelpal.anmutende Geräte" geht, ist es oft jungneolithisch.)
Saxaloquuntur.

StoneMan

Moin,

immer wieder schön wie eine Fundzusammenstellung wirken kann.
Plötzlich stellt sich scheinbar Planloses als Regelhaft dar.

Danke für die ergänzenden Bilder und Dein Fazit.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry