gelochte Steinscheibe

Begonnen von neolithi, 22. Juni 2014, 19:46:23

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neolithi

Hallo Forum,

ich zeige einen Stein, der natürlicherweise schon wohl flach, vielleicht auch schon annähernd rund war und der dann artifiziell durchbohrt wurde. Ich meine, das Loch wurde gebohrt, weil ich Querrillen erkennen kann.
Die Fundstelle in SH, Kreis RD-Eck, beherbergt neolithische und mesolithische Funde.

Ob das auch ein Spinnwirtel ist?

HG
neolithi

Marienbad

moin neolithi,

scheint beidseitig gebohrt, daher neoltitisch möglich. Ich denke an ein Schmuckstück.  :dumdidum:
Als Wirtel wirkt der Lochdurchmesser sehr klein. :kopfkratz:
Im Süden kommen diese Rondelle häufiger vor, hast ja ordentliches Finderglück gehabt.  :super:

:winke:  Manfred

neolithi

Hallo Manfred,

dass du den Lochdurchmesser zu klein für einen Wirtel hälst, finde ich interessant. Denn letztes Jahr habe ich an der gleichen Fundstelle aus Ton einen halben - wie ich bisher dachte - Spinnwirtel gefunden. Das Loch ist nicht soviel größer. Ist es möglicherweise kein Wirtel?

HG
neolithi

Nanoflitter

Das Loch bei deinem zweiten Teil ist schon "viel" grösser, der nutzbare Durchmesser ist nach den Bildern mindestens 3fach!
Das zweite ist schon ein "Wirtel", beim ersten würde ich Marienbad recht geben, weil ichs auch nicht besser weis. :-)

Gruss...

Marienbad

@   Nanoflitter            Du warst schneller   :zwinker:

ja, der Lochdurchmesser bei dem zweiten Stück ist erheblich größer.Das ist eine Wirtel  :super:

neolithi

Hallo ihr beiden,

ich habe eben mit dem Lineal nachgemessen:
das Loch der Scheibe hat knapp 4mm Durchmesser, das des Wirtels 9mm.

Danke für eure Erklärungen.

HG

neolithi

CF

Hallo Neolihti,

toller Fund; Glückwunsch. Kannst du noch etwas zum Material, Maßen und Beifunden schreiben?
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Levante

#7
Huhu,

du musst versuchen, dir in dem Loch eine Holzspindel vorzustellen. Hierfür sind 4 mm schon sehr wenig, aber 9 mm sind schon möglich, wenn sich der Spinnwirtel im unteren Drittel einer schlanken Spindel befunden hat.

Zur Veranschaulichung anbei mal einige Spindeln aus dem späten MA

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,44228.0.html

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

neolithi

@Levante:
Danke. Ich habe gestern im Internet Spinnwirtel angeschaut und eure Erklärungen sind überzeugend.

@CF:

Der Durchmesser liegt zw. 45 und 48 mm, die Dicke an der dicksten Stelle 10 mm und an der dünnsten 8 mm. Mit Gestein kenne ich mich nicht gut aus, ich würde es als Sandstein bezeichnen.
Die Beifunde bestehen aus vielen Tausend Artefakten, die ein Sammler dort 20 Jahre lang aufgelesen hat. Sie liegen in Schleswig im Magazin von Schloss Gottorf und warten auf wissenschaftliche Bearbeitung. Wir "stoppeln" hinterher und finden immer noch mal schöne Sachen wie schön flächenretuschierte Sichelfragmente, viele Klingen, Kerne, Kernbeile, Scheibenbeile, Querschneider und öfters wirklich hübsche Mikrolithen. Seltener Bohrer und Schaber. Ich habe etliche Funde hier schon vorgestellt, ist aber schon eine Weile her.

@marienbad:
Die Fundstelle liegt an der Eider und die fließt da schon ein paar Tausend Jahre. Ist die Diagnose "Schmuckstück" sicher oder könnte es auch ein Gewicht, z.B für Fischernetze sein?

Herzlich
neolithi

Marienbad

Moin Neolithi,

Netzbeschwerer glaube ich nicht, wird wohl doch eine Halszierde gewesen sein.  :zwinker:
Für ein Netzgewicht ist die Bohrung zu klein, die Gewichte werden auf eine lange Leine gefädelt und in entsprechenden
Abständen eingebunden. Dann erst wird der lange Strang mit den Gewichten an die Unterseite von dem Netz gebunden.
Die Leine die die Gewichte hält ist deutlich stärker wie das feinere Netzmaterial, daher müßte das Loch in den Gewichten
größer sein.
Würden die Gewichte einzeln an den Netzmaschen geknüpft, gäbe es ein fürchterliches "Getüddel" beim Ausbringen ins
Wasser. Die an den Maschen eingebundenen Steine fallen dann irgenwo durch die Maschen und so kann dann kein stramm
aufgestelltes Netz entstehen.

:winke: Manfred



neolithi

Danke, Manfred, für deine anschauliche und ausführliche Erklärung!
Dann werde ich das Schmuckstück vielleicht mal selbst tragen.

HG
neolithi

Marienbad

#11
Zitat von: neolithi in 23. Juni 2014, 19:03:28
Danke, Manfred, für deine anschauliche und ausführliche Erklärung!
Dann werde ich das Schmuckstück vielleicht mal selbst tragen.

HG
neolithi


sind denn irgendwelche Spuren an der Innenwandung von dem Loch?
An eine Schnur hängend müßten an den äußeren Rändern Tragespuren zu sehen sein, falls es ein Schmuckstück war.
Evtl. abgerundet oder Schliff!

:winke:

insurgent

Kenne solche Stücke als frühmittelaterliche Netzbeschwerer aus dem slawischen.

Auch gar nicht weit weg :smoke:

Meine Bodenfunde werden gemeldet

Marienbad

Zitat von: insurgent in 23. Juni 2014, 19:24:09
Kenne solche Stücke als frühmittelaterliche Netzbeschwerer aus dem slawischen.

Auch gar nicht weit weg :smoke:



die würde ich gern mal sehen Jochim  :zwinker:  haste mal ein Foto ?

:winke:

Levante

Zitat von: insurgent in 23. Juni 2014, 19:24:09
Kenne solche Stücke als frühmittelaterliche Netzbeschwerer aus dem slawischen.

Auch gar nicht weit weg :smoke:



Sollte da Blei nicht eine einfachere Lösung gewesen sein, als die Teile noch von Hand zu bohren?

heute würde eine solche Aktion sicher unter den begriff ABM fallen.

man sollte meinen, dass man in slawischer Zeit technologisch schon etwas weiter war. :kopfkratz:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

neolithi

@marienbad:

Die Oberflächen scheinen mir nicht gezielt bearbeitet zu sein, auch die Riefen wirken zufällig und kenne ich so auch von Sandstein- geofakten. Aber ich werde morgen oder übermorgen mal die Ränder in Nahaufnahme ablichten. Die könnten mal für die Rundung geschliffen worden sein. Sie erinnern mich an meine ersten Ikea-Porzellanteller. Die wurden nach dem schnellen Abplatzen der Glasur an den Rändern auch rundherum immer kleiner und eieriger.

HG
neolithi

insurgent

Zitat von: Levante in 23. Juni 2014, 19:42:21
Sollte da Blei nicht eine einfachere Lösung gewesen sein, als die Teile noch von Hand zu bohren?

heute würde eine solche Aktion sicher unter den begriff ABM fallen.

man sollte meinen, dass man in slawischer Zeit technologisch schon etwas weiter war. :kopfkratz:


Die Slawen hatten nicht viel Metall :winke:

Hier mal eine solche Scheibe von mir und aus dem Buch "Europas Mitte um 1000" Theis 2000
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Marienbad

#17
Zitat von: insurgent in 23. Juni 2014, 20:59:20
Die Slawen hatten nicht viel Metall :winke:

Hier mal eine solche Scheibe von mir und aus dem Buch "Europas Mitte um 1000" Theis 2000

sehr schön Jochim, danke für die Fotos.  :super:

Das Fundstück von Neolithi hat aber eine kleinere Abmessung ca. 10mm dick.
Die von Dir vorgestellten Stücke sind wesentlich dicker! Da sage ich auch Netzsenker zu, die Abmessungen
und die Lochdurchmesser passen da besser.Sie werden ja auch vom Gewicht schwerer sein.
Scheinen auch kugeliger zu sein.
:winke: Manfred

insurgent

Ich wollte es ja auch nur mal zur Diskussion stellen :dumdidum:

Soll ich die Scheibe mal zum Bau Spielplatz mitbringen?

:winke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Marienbad

gerne, würde mich freuen.
Diesen Samstag?

Levante

Huhu,

sehr interessant, dass Teil hätte ich nie und nimmer als Slawisch bzw. als MA angesprochen.  :super:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

neolithi

Sehr interessante Beiträge hier!

@ insurgant:
Die beiden Scheiben auf dem untersten Foto, die du aus dem Buch fotographiert hast und vor rotem Hintergrund in Teilen zu sehen sind, erinnern mich aber schwer an meine Scheibe, außer dass der Durchmesser des Loches sich unterscheidet. Sind das auch Netzsenker? Stehen da Maße dabei?

HG
neolithi

insurgent

Zitat von: neolithi in 24. Juni 2014, 07:40:52
Sehr interessante Beiträge hier!

@ insurgant:
Die beiden Scheiben auf dem untersten Foto, die du aus dem Buch fotographiert hast und vor rotem Hintergrund in Teilen zu sehen sind, erinnern mich aber schwer an meine Scheibe, außer dass der Durchmesser des Loches sich unterscheidet. Sind das auch Netzsenker? Stehen da Maße dabei?

HG
neolithi

Hallo neolithi,

die sind aus Holz  und werden als Netzschwimmer angesprochen.

:winke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

neolithi

Danke, insurgant.

Hätt' ja sein können ...

HG
neolithi

insurgent

Zitat von: Marienbad in 23. Juni 2014, 22:44:32
gerne, würde mich freuen.
Diesen Samstag?

Ja, diesen Samstag mit Hund :winke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Marienbad

Zitat von: insurgent in 24. Juni 2014, 11:27:26
Ja, diesen Samstag mit Hund :winke:

     :super:    die "Leckerlies" liegen bereit  :zwinker:

Sprotte

Hallo,

aus meiner Sicht eindeutig eine Vorarbeit für einen Spinnwirtel.

Viele Grüße
Sprotte

siehe zum Vergleich:
Zitat von: Sprotte in 29. Februar 2012, 21:11:16


neolithi

Hallo Sprotte und ihr anderen,

von der Vorarbeit zum Spinnwirtel bin ich nicht so überzeugt. Die Spinnwirtel, die ich im Netz gesehen habe, sind alle kompakter in der Form.
Das Loch hätte man leicht vergrößern können, das würde schon passen, aber die Außenränder scheinen mir fertig geschliffen und nach dem Schliff so einigen Belastungen ausgesetzt gewesen zu sein. Und die Scheibe wäre so wohl ungewöhnlich groß für einen Wirtel (?).

Ich hänge ein paar neue Fotos an, von denen ich hoffe, dass ihr das Geschliffene der Außenränder erkennen könnt.

insurgent

Könnte natürlich die Vorarbeit für so etwas sein.

Germanisch späte Kaiserzeit und VWZ
Meine Bodenfunde werden gemeldet

neolithi

#29
Das sieht aber sehr viel perfektionierter aus! Was ist denn das ?

HG
neolithi